In Interlagos herrschte wieder einmal Meeting-Time. Diesmal ging es in den diversen Treffen der Teamchefs mit Bernie Ecclestone aber nicht um das Reglement für 2008, sondern - wie schon so oft - um ein neues Qualifying-Format für die neue Saison.

Schon am Freitag ließen die vier geladenen Technikchefs in der FIA-Pressekonferenz durchblicken, dass man auf der Suche nach einem sinnvollen neuen und hoffentlich vorerst letztmals geänderten System schon bald fündig werden könnte. Das einzige Problem: Die Techniker bestehen aufgrund der bereits in Planung befindlichen Boliden auf ein Qualifying mit Rennsprit.

Um die Fans trotzdem in den Genuss eines echten Low-Fuel-Leistungsvergleichs kommen zu lassen, beauftragte Bernie Ecclestone Patrick Head und Ross Brawn damit ein System auszuhecken, welches auf Grundlage seines vorgeschlagenen Knock-Out-Qualifyings basiert und sowohl einen Low-Fuel als auch einen Race-Fuel Teil enthält.

Als einziges Problem machte B·A·R-Boss Nick Fry in diesem Zusammenhang den Zeitpunkt des Auftankens für das Rennen aus. "Tankt man gleich zu Beginn der Stunde oder erlaubt man es manchen Teams später aufzutanken als anderen?" So könnte man den in den ersten beiden Runden ausgeschiedenen Fahrern erlauben ihre Autos erst danach aufzutanken.

Im Detail würde dies bedeuten, dass alle Autos 15 Minuten lang auf Zeitenjagd gehen würden, bevor die langsamsten fünf Fahrer ausscheiden und damit von den letzten fünf Rängen starten würden. "Dann würde es eine 5-Minuten Pause geben und 15 Fahrer würden weiterfahren und bei den Zeiten wieder bei Null anfangen. In den nächsten 15 Minuten müssten wieder alle eine Zeit setzen und fünf weitere Fahrer würden am Ende ausscheiden. Danach geht es mit zehn Autos weiter."

Diese letzten Zehn würden dann 20 Minuten Fahrzeit bekommen und die Startpositionen der Top10 unter sich ausmachen. "Dadurch würde viel Action während der Stunde stattfinden", betont Fry im Gespräch mit Autosport-Atlas. "Wir hatten schon so viele Diskussionen über dieses Thema, da kann ich nicht sagen, dass ich zuversichtlich bin an diesem Wochenende eine Lösung zu finden. Aber wir werden es in der nahen Zukunft schaffen."

Die lange Leidensgeschichte Qualifying

Die Formel 1 ist ein schnelllebiges Geschäft. In diesem Punkt stimmen alle Experten und Betrachter vollständig überein. Das beste Beispiel für diese These stellt das seit Jahren im ständigen Wandel befindliche Qualifying-Format dar.

Im Bestreben den Zuschauern mehr Fahraction über die komplette Qualifyingzeit hinweg sowie eine verbesserte Show zu bieten, führte Max Mosley Anfang 2003 ein neues Qualifikationsformat ein: Das Einzelrundenqualifying. Doch statt einem Patentrezept für spannende Qualifying-Minuten am Samstag, fand Mosley damit den Anfang einer schier unendlichen Geschichte...

2002 - Die gute alte Zeit. Früher war alles besser, heißt es im Volksmund immer wieder, wenn man mit den Veränderungen der Zeit nicht zufrieden ist. Entsprechend schnell vergisst man dabei auch, dass selbst anno 2002 im einstündigen Zwölfrunden-Qualifying nicht alles perfekt war. Schließlich beschwerten sich die auf den Tribünen und vor den Fernsehern gelangweilt wartenden Fans damals vehement über die rund 20 bis 30 Minuten leere Strecke, auf welcher bestenfalls die Minardi Piloten ihre ersten Runden drehten. Danach ging es allerdings Schlag auf Schlag: In den letzten Minuten der Qualifyingsession waren alle Top-Piloten gleichzeitig auf der Strecke und lieferten sie sich dabei ein Duell auf der letzten Reifenrille, welches selbst ein Hitchcock-Thriller nur schwer zu überbieten vermochte. Nicht umsonst waren die letzten Qualifyingsekunden damals beinahe spannender als ein gesamter Grand Prix.

2003 - Der Anfang vom Ende. Im Jahr 2003 sollte aber alles anders werden. Max Mosley drückte ein großes Regeländerungspaket durch und verärgerte damit nicht nur - erstmalig - die Teams. Auch jene Zuschauer, die Unsummen für ein Ticket ausgegeben hatten, um dann am Sonntagmorgen in der prallen Sonne oder im strömenden Regen zu sitzen und auf eine verwaiste Strecke zu starren, waren vom neuen doppelten Einzelqualifyingformat alles andere als euphorisiert. Zwar erlebten sie am Freitag im ersten Einzelrundenqualifying den wahren Speed der Boliden, da diese hier von den Piloten mit 'leeren Tanks' auf nur einer Runde um den Kurs gelenkt wurden. Doch verwirrte das mit Rennspritmenge gefahrene 2. Qualifying am Samstag durch von der Strategie verwässerte Startaufstellungen.

2004 - Der Langeweile-Horror. Als Reaktion auf die vielen kritischen Töne, ließen sich die Verantwortlichen für das Folgejahr wieder etwas Neues einfallen: Die erste Qualifyingsession wurde vom Freitag, der dadurch zum reinen Trainingstag abgewertet wurde, auf den Samstag verschoben und gleichzeitig im Doppelpack mit dem 2. Qualifying betrieben. Bei den ersten Rennen bedeutete dies eine beinahe zwei Stunden lange, nur von einer zweiminütigen Pause unterbrochene, Marathonsitzung, welche nur die Wenigsten von den Stühlen riss - und dies auch nur, weil sie eingeschlafen heruntergefallen waren. Aus diesem Grund wurde die Pause zwischen den zwei Sessions auf eine gute Viertelstunde erweitert und ein komplett neues System für Silverstone angekündigt. Aber anstelle des rettenden neuen Additionsformats, kam es in Silverstone zum Eklat: Ein falscher Wetterbericht sagte für die zweite Session Regen voraus und sorgte dafür, dass sich die Piloten im 1. Qualifying im langsam fahren übten, da jeder in der zweiten Sitzung als Erster raus fahren wollte. Der Höhepunkt der Farce waren ein absichtlicher Abflug von Michael Schumacher sowie der ausbleibende Regen, welcher die Hollywood-reife Vorstellung endgültig zur Farce machte.

2005 - Den Rechenschieber immer Griffbereit. Für die laufende Saison wurde das Qualifyingformat deshalb erneut geändert. Nun nahm man sich endlich der Leiden der Fans vor Ort an und schob das 2. Qualifying auf den Sonntagmorgen. Doch des einen Freud, ist bekanntlich des anderen Leid, weshalb sich die Fernsehanstalten über die frühe Austragungszeit und die Printmedien über die fehlende Qualifyingberichterstattung beschwerten. Zudem verwirrte das Additionssystem der beiden Sessions von Samstag und Sonntag nicht gerade wenige der