Weil man im europäischen Medienwald ein Echo hinterlassen wollte, mussten die drei Lokalmatadore Rubens Barrichello, Felipe Massa und Antonio Pizzonia sowie der Portugiese Tiago Monteiro und auch der Kolumbianer Juan Pablo Montoya schon um 11 Uhr gestellt sein - zur FIA-Pressekonferenz im Medienzentrum der Waschrumpelpiste von Interlagos, wo am Sonntag der Grand Prix von Brasilien ausgetragen wird.

Was hatten die heißblütigen Formel 1-Protagonisten, eine Stunde vor dem Mittagessen, zu sagen? Felipe Massa ist vor allem "pretty confident" und auch ein bisschen "pretty optimistic" - und zwar in Zusammenhang mit allem, also dem bevorstehenden Brasilien-Grand Prix, den noch ausstehenden Rennen mit Sauber und natürlich der bevorstehenden Zeit mit der Scuderia Ferrari. Auf die könne er sich derzeit nur "mental vorbereiten", verrät Massa.

Ein bisschen weniger ermüdend Rubens Barrichello, der am Tage nach Spa der Geburt seines Sohnes Fernando beiwohnen durfte. Ob der Name etwas mit dem WM-Leader zu tun habe? Barrichello winkt ab: "Nein, überhaupt nicht. Es sollte nur zu Eduardo passen." Eduardo ist der erste Sohn von Rubens - und wer weiß? Vielleicht bekommt man Eduardo im Laufe des Weekends ja sogar zu Gesichte? "Maybe", verrät Barrichello.

Guter Vater

Der große Local Hero dreht in diesem Jahr zum letzten Mal mit dem roten Auto seine Runden - nächstes Jahr ist das Auto wieder weiß. Natürlich ist das alles großartig für "Rubinho" - und dass Jenson Button nun doch bei B·A·R-Honda bleiben darf, natürlich auch. Barrichello: "Zwei Fahrer mit dem vollen Potential, Weltmeister zu werden, die Unterstützung von Honda und B·A·R, und all das. Ich denke, es ist sehr gut, dass wir zwei Fahrer haben, die in der Lage sind, zu gewinnen." Barrichello verrät, dass im November und im Dezember Jenson Button die Testarbeit verrichten und er selbst erst wieder im Januar ins Cockpit klettern werde. Der Hintergrund: Fernando solle in seinen ersten drei Lebensmonaten seinen Vater nicht nur als "piece of paper" wahrnehmen, verrät Barrichello.

Noch ein guter Vater - Antonio Pizzonia., Foto: Sutton
Noch ein guter Vater - Antonio Pizzonia., Foto: Sutton

Sehr viel mit Kinderwagen wurde bis zuletzt auch Antonio Pizzonia gesichtet, bis er in Monza erstmals in dieser Saison wieder einmal einspringen und GP fahren durfte. Dass er das auch bei seinem Heim-GP wieder darf, ist natürlich super. Wie es aber im nächsten Jahr weitergeht, da hat Pizzonia keine Ahnung: "Letztes Jahr hat mir Frank Williams gesagt, ich würde zu 95 Prozent das GP-Cockpit bekommen und dann bekam ich es nicht. Es ist also wirklich schwierig zu sagen, was passieren wird..." Daher werde sich der "Jungle Boy" einfach auf seine Arbeit konzentrieren, er spreche zugleich auch mit anderen Teams und würde für einen Rennsitz auch in einer anderen Rennserie fahren, verrät Pizzonia.

Begehrter Rennsitz

Einen Rennsitz hätte auch Tiago Monteiro sehr gern, aber: "Ich habe für das kommende Jahr noch nichts unterschrieben." Er spreche natürlich mit anderen Teams aber es würde nicht sehr viele Renncockpits geben - sein Hauptziel sei es jedoch, Rennen zu fahren, verrät Monteiro. Der Jordan-Rookie könnte einen absoluten Zuverlässigkeitsrekord einfahren, bislang sah er stets die Zielflagge. Diese Leistung hätte auch die Aufmerksamkeit anderer Teams bewirkt, er würde aber dennoch weitere WM-Punkte bevorzugen und dafür auch "etwas riskieren" - trotzdem wäre es natürlich großartig, auch die drei ausstehenden Rennen beenden zu können, verrät Monteiro.

Juan Pablo Montoya ist nicht böse auf seinen Landsmann Pizzonia, der ihn ja in Spa vom Podest geschossen und dem Team die mögliche WM-Führung zerstört hatte: "Ich sah es auf Video. Er machte einen Fehler und das ist nicht gut für das Team - aber was kann man machen?" Die Pressekonferenz steuert in punkto Unterhaltsamkeit ihrem Höhepunkt entgegen, als Montoya sagt: "Ich war überrascht, was Michael [Schumacher, d. Red.] in Spa mit Takuma [Sato, d. Red.] getan hat, als er auf ihn zuging und ihm auf das Visier klopfte. Ich war überrascht, dass er mit dieser Aktion einfach so davonkam. Wenn ich das getan hätte, wäre ich wahrscheinlich für den Rest der Saison disqualifiziert worden oder etwas in dieser Art."

Guter Teamplayer

Ob sein Rennen am Sonntag davon beeinflusst werden könnte, dass er "möglicherweise nicht für sich selbst fahren" könne, wird Montoya "from the floor" gefragt. Erstens habe er diesmal keine gute Qualifying-Startposition, sagt Montoya. Und zweitens würde er in gewissen Fällen natürlich seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen helfen, der Finne hat noch minimale Restchancen, Weltmeister zu werden. Montoya: "Es war in den letzten Rennen meine Entscheidung, Kimi zu helfen - und so wird es auch diesmal sein. Da geht es nicht um Teamorders oder etwas in dieser Art, denn Teamorders sind ja nicht erlaubt - aber man muss ein Teamplayer sein - und genau das tue ich seit ein paar Rennen. Aber wenn ich siegen kann und Fernando liegt auf Platz 3, dann gewinne ich vielleicht am Sonntag das Rennen."

Gute Teamplayer - Ron Dennis und Juan Pablo Montoya., Foto: Sutton
Gute Teamplayer - Ron Dennis und Juan Pablo Montoya., Foto: Sutton

Das Problem des Überrundens. Monteiro sagt: "Immer wenn wir das besprochen haben, war nie klar, ob die Überrundeten die Rennlinie verlassen sollen, wenn ein Spitzenfahrzeug kommt. Wir haben uns in diesem Punkt niemals wirklich einigen können..." Es wäre lediglich geklärt worden, dass man in der Bremszone die Linie nicht verlässt. Für Montoya ist das aber völlig klar: "Die Backmarkers müssen einfach schauen, ob Spitzenfahrzeuge kommen und den Weg frei machen." Und das wäre das Hauptproblem, dass also die Backmarker zu wenig in ihre Rückspiegel blicken würden.

Rubens Barrichello setzt sich ein bisschen für seine Heimat ein: "Ich glaube nicht, dass Sao Paulo so viel gefährlicher ist als andere Plätze, wie Italien, oder London. Manchmal hat man halt ein wenig Angst, wenn man gewisse Orte bereist. Aber Sao Paulo ist so ein schöner Platz..." Und überhaupt: "Für mich ist es ganz besonders fantastisch, wenn ich nach so einem langen Tag der Arbeit nach Hause komme und die Windeln meines Sohnes wechseln kann. Das ist einfach nur fantastisch!"