Liebe motorsport-magazin.com Leserinnen & Leser,

Eau Rouge, Blanchimont, Raidillon - Diese Kurvenbezeichnungen klingen nicht nur in den Ohren von Rennfahrern sensationell. Spa-Francorchamps ist einfach etwas Besonderes. Über die Rahmenrennen des Belgien GP ließe sich nach diesem Wochenende entsprechend viel sagen. Diese waren allesamt spannend und aufregend. Da ging es in der GP2 oder der Mini Challenge richtig ab. Das Hauptevent war hingegen nur für Formel 1-Verhältnisse spannend. Und das auch nur ein bisschen.

Das Rennen lässt sich demnach schnell zusammenfassen: McLaren war erneut bei allen Bedingungen am schnellsten. Dennoch war der große Gewinner des Rennwochenendes der Punktehamster Fernando Alonso. Der Spanier lieferte wieder eine fehlerlose Vorstellung ab und bewies mit seinen jungen Jahren erneut seine Extraklasse. Er wird also in diesem Jahr verdient Weltmeister werden. Das lässt sich schon jetzt, drei Rennen vor dem Saisonende, eindeutig feststellen.

Bei seinem Vorgänger der letzten fünf Jahre lässt sich ein ebenso einfaches, wenn auch sehr viel härteres, Fazit ziehen: Michael Schumacher und Ferrari sind nicht schnell genug und haben zusätzlich auch noch Pech. Wie heißt es so schön? Wenn du kein Glück hast, dann kommt auch noch das Pech hinzu...

Welche Strafe hätten Sie denn gern?

Damit wären wir schon beim ersten von zwei diskussionswürdigen Zwischenfällen des Belgien GP 2005. Der Unfall zwischen Michael Schumacher und Takuma Sato war eindeutig die Schuld des Japaners. Aber seine Bestrafung mit einer Strafversetzung beim nächsten Rennen ist für einen solchen Rennunfall einfach zu hart.

Die Verärgerung von Michael ist zwar verständlich, aber grobe Absicht lässt sich Takuma nicht nachweisen. Genauso wenig wie dem zweiten angeblichen 'Sünder' Antonio Pizzonia, der für seinen Auffahrunfall mit Juan Pablo Montoya von den Stewards eine Geldstrafe in Höhe von 8.000 US-Dollar erhielt.

Für mich ist es durchaus in Ordnung, dass man Strafen für bestimmte Un- und Zwischenfälle ausspricht. Aber das gewählte Strafmaß ist in letzter Zeit in der Formel 1 erstaunlich häufig einfach nur an den Haaren herbeigezogen und ohne jede klar erkennbare Linie.

Der eine bekommt für einen Auffahrunfall eine Geldstrafe, der andere wird dafür strafversetzt, der nächste nur verwarnt und ein weiterer kommt ganz ohne Bestrafung davon. Eine nachvollziehbare Grundlage für all diese Entscheidungen über die Webbers, Montoyas, Monteiros, Pizzonias und Satos dieser F1-Welt gibt es allerdings nicht.

Zumal man beim zurückliegenden Rennen in Spa nicht die Wetterbedingungen außer Acht lassen sollte. Es war zwar kein Regenrennen, wie es viele sagten, sondern nur ein Grand Prix unter nassen Bedingungen, aber die Streckenoberfläche war dennoch sehr rutschig. Somit können durchaus einmal ein paar unbeabsichtigte Zwischenfälle passieren.

Hut ab, Paul!

Neben der Rennstrecke war an diesem Wochenende beinahe mehr los als darauf. Eine der großen Meldungen war der Aufkauf des Minardi Teams durch Red Bull. Hier wird es interessant sein zu sehen, unter welchem Namen und mit welchen Fahrern sowie Sponsoren der Rennstall 2006 an den Start gehen wird.

Positiv überrascht hat mich in diesem Zusammenhang Minardi-Teamboss Paul Stoddart. Denn dieser achtete nicht nur allein auf sein Bankkonto und den Kaufpreis. Er gab Dietrich Mateschitz auch drei Voraussetzungen für den Deal mit auf den Weg, welche der Österreicher einhalten muss. Beispielsweise die Tatsache, dass das Personal übernommen und das Team weiter in Italien stationiert sein müsse.

Bislang habe ich Stoddart einen solchen Zug nicht zugetraut. Stattdessen sah ich ihn eher als einen wirtschaftlich fixierten Geschäftsmann, der bei einem Verkauf nur den Profit im Auge haben würde. So muss ich aber anerkennen: Hut ab, Paul!

Ein anderes heiß diskutiertes Thema im Ardennen-Paddock waren die Reifen. Neben den erwarteten Wechseln von Williams und wohl auch Toyota zu Bridgestone, sorgte hier vor allem der mögliche Michelin-Rückzug ab 2007 für Aufruhr.

Um es kurz und schmerzlos zu machen: Ich kann die Franzosen gut verstehen. Für mich ist die Formel 1 ebenfalls die Königsklasse des Motorsports und sollte es deshalb gerade dort auf allen Gebieten, also auch bei den Reifen, einen Wettbewerb unter den Besten geben.

Nicht mehr zeitgemäße Achterbahnfahrt

Und die Besten sollten normalerweise auch auf den besten Rennstrecken um Punkte und Siege kämpfen. In diesem Bereich ist Spa allerdings nicht mehr up-to-date. Die Faszination der Ardennen-Achterbahn ist ungebrochen, aber die Sicherheitsmaßstäbe und Ansprüche moderner Rennstrecken werden hier nicht mehr ausreichend erfüllt.

Die Auslaufzonen sind vorhanden, aber die Weitläufigkeit der Kiesbetten oder Asphaltzonen lässt teilweise arg zu wünschen übrig. Zudem zeigten die Unfälle von Giancarlo Fisichella oder während der Rahmenrennen, dass es hier Verbesserungsbedarf gibt.

In den vergangen Jahren wurden zwar ein paar Verbesserungen durchgeführt, so dass es ein bisschen nach 'modern' aussieht, aber alles in allem entspricht es nicht mehr den hohen Standards. Allein die Tatsache wie lange es dauert, bis die Autos geborgen werden oder die fehlenden Rettungswege und Kräne sprechen eine deutliche Sprache. Auf diesem Sektor ist Spa-Francorchamps bei aller Liebe zum Traditionskurs einfach nicht mehr zeitgemäß.