Am 19. Januar dieses Jahres schlug mitten in den Wintertestvorbereitungen auf die neue Saison eine Unterschrift wie eine Bombe in der F1-Welt ein: Ferrari unterzeichnete zusammen mit der FIA und der FOM ein neues Concorde Agreement bis ins Jahr 2012.

Damit sprangen die Italiener nicht nur vom GPWC-Zug ab, welchen sie vor Jahren als eines der Gründungsmitglieder noch selbst auf den Weg gebracht hatten, sondern verschärfte man damit auch den Konflikt der Neun gegen die Scuderia.

"Wenn Sie uns am Dienstagabend gefragt hätten, ob Ferrari ein neues Concorde Agreement unterschreiben wird, dann hätten wir nichts davon gewusst", verriet ein erstaunter GPWC-Insider nach der Bekanntgabe des Deals gegenüber motorsport-magazin.com.

Langfristige Stabilität?

Jubel über die Verlängerung oder Drohung an die GPWC?, Foto: Sutton
Jubel über die Verlängerung oder Drohung an die GPWC?, Foto: Sutton

Ferrari-Präsident Luca Montezemolo hatte in seinem Statement zur Verlängerung des Concorde Abkommens ab dem Jahr 2008 nur zwei Dinge zu sagen: Diese Vereinbarung sei genau das, was Ferrari sich erhofft habe, nämlich langfristig, und Ferrari sei das einzige Team, welches seit Bestehen der F1-WM im Jahre 1950 ununterbrochen dabei wäre. Dass die Roten den ersten Grand Prix in Silverstone wegen Streitigkeiten verpassten, verschwieg der Italiener dann doch lieber...

Die wahren Gründe für die Unterzeichnung des Abkommens enthüllte einige Wochen später Teamboss Jean Todt, als er indirekt eingestand die kolportierte Finanzspritze in Höhe von 100 Millionen Dollar dankend angenommen zu haben.

"Wir sind ein kleines Unternehmen und wir müssen die Kosten für die Formel 1 abdecken", begann der kleine Franzose seine Erklärung. "Wir haben sehr oft darüber gesprochen die F1 zu verlassen, da sie einfach zu viel Geld kostet. Ferrari hätte in eine Position kommen können, in welcher sie aus der F1 aussteigen hätten müssen. Letztlich mussten wir im Interesse von Ferrari handeln."

Und dies bedeutete die angeblichen 100 Millionen Dollar von Bernie Ecclestone zu nehmen und das Concorde Agreement zu verlängern. Warum die Italiener sich, trotz dieser Bedenken, gegen die meisten Kostensenkungspläne entschieden, wurde von Todt aber nicht beantwortet.

"Früher oder später werden die Realität und die Logik siegen", kündigte Todt im Hinblick auf die anderen neun Teams an. "Ich verstehe, dass es für manche keinen Sinn ergibt, aber das wird es noch."

Die Erleuchtung braucht etwas länger...

Während sich Bernie Ecclestone nach dem Deal mit seinem wichtigsten Zugpferd "erleichtert" gab, dass die "Zukunft der Formel 1 damit stabilisiert" wäre - was sich im Laufe dieses Jahres als krasse Fehleinschätzung herausstellen sollte -, haben ein halbes Jahr nach der Ferrari-Unterschrift tatsächlich zwei weitere Teams die "Realität und Logik" erkannt.

Christian Horner schloss sich Bernie an., Foto: Sutton
Christian Horner schloss sich Bernie an., Foto: Sutton

Sowohl Red Bull Racing als auch Jordan respektive MidlandF1 unterzeichneten in den letzten Wochen das neue Concorde Agreement, welches am 1. Januar 2008 in Kraft treten wird. Während bei der österreichisch-britischen Bullentruppe der neue Motorenpartner Ferrari eine wichtige Entscheidungshilfe gewesen sein dürfte, wird bei MidlandF1 eine ähnliche Finanzspritze wie bei der Scuderia die Entscheidung erleichtert haben.

Für Jordan-Geschäftsführer Colin Kolles war jedoch "von vorneherein klar", dass eine Herstellerserie "nicht der richtige Weg" sei. "Ich kenne keine Serie, die von Werken geführt wird und dauerhaft funktioniert. Die FOM ist unser Partner. Es kommt mehr Transparenz rein."

Neben einer erhöhten Transparenz soll es auch einen neuen Verteilungsschlüssel für die Fernsehgelder geben, bei denen die Teams "deutlich besser" abschneiden sollen. "Der Entwurf ist für uns eine Weiterführung der kommerziellen Regelung, die uns als gut erscheint", verriet Red Bull Berater Dr. Helmut Marko in der Motorsport aktuell. "Damit haben wir Stabilität über einen langen Zeitraum."

Als Grund für die Unterschrift gibt Marko "Planungssicherheit" an, welche Red Bull als alleiniger Betreiber des Rennstalls brauche. Zudem seien von den Leuten, die auf Herstellerseite etwas zu sagen hatten (etwa Cantarella, Pary-Jones oder Hubbert) viele schon wieder verschwunden. "Da kann nicht die Kontinuität drin sein wie bei Bernie, der sich ausschließlich und engagiert mit der Formel 1 beschäftigt."

Erfolg nur mit den Pferdchen?

Die Zukunft der FOM-Serie?, Foto: Sutton
Die Zukunft der FOM-Serie?, Foto: Sutton

Und dann fällt der entscheidende Satz, welcher schon seit Jahren im Kampf zwischen der Herstellerkonkurrenzserie und der FOM/FIA durch den Paddock geistert: "Bei den Vorschlägen der Hersteller für die neuen Regeln sind zwar einige gute Ansätze dabei", so Marko. "Aber ohne Ferrari kann es nicht gehen."

Anders formuliert: Wer Ferrari auf seiner Seite hat, der hat gewonnen. Oder etwa doch nicht? Mit McLaren, Renault, Williams, Toyota, B·A·R, Sauber und Minardi sympathisieren noch immer sieben Teams mit der mittlerweile GPMA getauften Herstellervereinigung und deren kürzlich an die FIA übergebenem Reglement.

Dies würde in einer möglichen Konkurrenzrennserie zu einem Starterfeld von 14 Piloten führen, welches durch weitere Teams oder Drei-Auto-Teams locker noch auf den heutigen F1-Stand aufgebauscht werden könnte. Die FIA hätte hingegen mit Ferrari, Red Bull und Jordan nur drei Rennställe und sechs Autos auf ihrer Seite. "Wie fabelhaft Grand Prix mit sechs Autos sind", hat nicht nur unser Kollege Mathias Brunner noch allzu gut aus Indianapolis in Erinnerung...