Mercedes gegen Red Bull: Dieses Duell findet derzeit nicht nur in der Formel 1 statt, sondern auch auf der Straße. Zumindest beim Entwicklungswettkampf. Während Red Bull gemeinsam mit Aston Martin am Hypercar Valkyrie arbeitet, steht bei Mercedes das Project One in den Startlöchern.

Offiziell vorgestellt wurde das Project One bereits 2017 auf der IAA. Allerdings war der vorgestellte Bolide mit Formel-1-Motor noch ein ganzes Stück von der Serienreife entfernt. 2019 sollen sich die ersten der insgesamt 275 Kunden über ihr Hypercar freuen dürfen.

Bis dahin muss die Entwicklung abgeschlossen sein. Dabei ist die Entwicklung beim Project One besonders komplex. Es gilt nicht nur, Formel-1-Technik fast eins zu eins auf die Straße zu bringen, sondern auch an verschiedenen Standorten zu entwickeln. Mercedes nannte den hochkomplexen, digitalen Entwicklungsprozess 'Project ONE Virtual Engineering'.

Eigene Fabrik für das Project One

Entwickelt wird das Fahrzeug nicht nur bei AMG, sondern auch beim Formel-1-Rennstall. In Brixworth sitzt High Performance Powertrains (HPP), wo die Formel-1-Triebwerke für das Team in Brackley entwickelt und gefertigt werden. Der Motor des Project One wird ebenfalls bei Mercedes HPP entwickelt und gefertigt.

Für das Fahrzeug wird eine komplett neue Fabrik unweit des Rennteams in Brackley aufgebaut. Zu Beginn des Jahres wurden erste Testträgerfahrzeuge aufgebaut. Auf geheimen Testgeländen in England wurden die ersten Runden gedreht. Nun hat Mercedes auch erste Bilder des Erprobungsträgers veröffentlicht.

Auf den Fotos ist der Prototyp noch in Tarn-Folierung zu sehen. Dennoch sind einige Unterschiede zum präsentierten Showcar zu erkennen. Von hinten fallen vor allem die runden Leuchten auf. Gut möglich allerdings, dass es sich hierbei nur aus Produktionsgründen um eine einfachere Version handelt, am gesamten Heckbereich fehlen noch Abdeckungen.

An den vorderen Radhäusern fehlt am Prototypen noch das abschließende Aerodynamik-Element, so dass man das unterschnittene Chassis gut erkennen kann. An der Oberseite der Radhäuser fehlen die Entlüftungen.

Das Heck des Prototypen sieht noch sehr provisorisch aus, Foto: Mercedes-Benz
Das Heck des Prototypen sieht noch sehr provisorisch aus, Foto: Mercedes-Benz

Kleinere Details wie Spiegel sind ebenfalls einfacher gehalten, der Heckflügel ist auf den Prototypen-Fotos nicht ausgefahren. Interessant: Vorne fehlt eine komplette Abdeckung, weshalb ein quer eingebautes Feder-Dämpfer-Element zu erkennen ist.

Bis zur Serienreife haben die Ingenieure aber noch viel Arbeit vor sich. Die größten Probleme bereiten ihnen derzeit noch die Emissionsgrenzwerte. Die Haltbarkeit des Formel-1-Motors wird unter anderem dadurch erhöht, dass die Drehzahl herabgesetzt wird. Im Renneinsatz dürfen die Power Units bis zu 15.000 Mal pro Minute drehen, in der Realität schalten Lewis Hamilton und Co. bei etwas über 13.000 Umdrehungen. Das Serienauto soll bei rund 11.000 Umdrehungen den nächsten Gang einlegen. Die Power Unit des Project One basiert auf dem Triebwerk der Saison 2015.

Mercedes AMG Project One mit über 1.000 PS

Zusätzlich zur Power Unit mit 1,6 Liter V6-Motor samt Turbolader, MGU-H und MGU-K, die direkt aus der Formel 1 kommt, soll das Project One noch über zwei zusätzliche E-Motoren an der Vorderachse verfügen. Damit wird das Hypercar zum Allrad-Monster. Das ist in der Formel 1 verboten. Die Systemleistung soll dadurch die 1000-PS-Marke deutlich übersteigen.

Die 275 Exemplare sind längst ausverkauft. Mehr als zwei Millionen Euro plus Steuer müssen die auserwählten Kunden an Mercedes überweisen. Wer glaubt, einen Gebrauchtwagen ergattern zu können, muss an dieser Stelle leider enttäuscht werden: Die Käufer mussten Verträge unterschreiben, die einen sofortigen Weiterverkauf ausschließen. Früher oder später wird das Project One - dessen Name sich wohl noch ändern wird - aber so und so zum Spekulationsobjekt.