22 WM-Punkte sind es, die zwischen WM-Leader Fernando Alonso und seinem Verfolger Kimi Räikkönen liegen. Neun Rennen wurden bereits gefahren, zehn sind noch offen. Drei Zähler hinter dem Finnen findet man bereits Weltmeister Michael Schumacher, der sich mit seinen zehn USA-Punkten zurück in den Titelkampf geschossen hat - doch das sehen nicht alle so. Renault-Boss Flavio Briatore meinte abfällig gegenüber den Salzburger Nachrichten: "Schumacher fährt nur dann um die WM, wenn nur sechs Autos antreten." Und: "Das beste Paket aller Fahrer hat derzeit wohl Kimi Räikkönen."

Dieser Satz ist Salz in die am Freitag erlittene Wunde der Silbernen. Denn das beste Paket nützt einem wenig, wenn es nicht ausgenützt werden kann. Und während Alonso beim Heimrennen seines Arbeitgebers munter von der Pole-Position losbrausen kann, muss sich der "Iceman" von Startplatz 13 aus emporarbeiten. Nicht, weil seine Quali-Runde so schlecht war, es fehlten ihm nur 1,5 Zehntelsekunden, sondern weil Mercedes einen Motorschaden hinnehmen musste und Räikkönen somit um zehn Plätze nach hinten gereiht wird.

Diese Regel ist mittlerweile Usus in der "Königsklasse des Automobilrennsports". Die Motoren müssen, weil die größten Hersteller der Welt sparen müssen, zwei Rennwochenenden über halten. Tun sie das nicht, wird rückversetzt. Diese Sparmaßnahme kostete leider recht viel Geld, weil man nur für eine einzige Saison die Lebensdauer der Aggregate verdoppeln musste, während gleichzeitig die Entwicklung der im kommenden Jahr vorgeschriebenen V8-Triebwerke gezündet wurde. Viele Motorsportfans fragen sich heute noch, was diese Haltbarkeitsmotoren im Rennsport zu suchen haben...

Einer von ihnen ist anscheinend auch Mercedes-Rennleiter Norbert Haug. "Manchmal kann es dich einfach erwischen - wenn man die Liste der Hersteller betrachtet, hat es fast jeden schon einmal getroffen", klagte Haug gegenüber Journalisten in Magny Cours. Diesmal hat es Mercedes erwischt, der Schaden kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Haug erklärte, er sei prinzipiell ein Gegner der Haltbarkeitsregel: "Das ist absolut nicht die richtige Regel für mich, das muss ich schon sagen."

Haug ergänzte: "Es trifft dich und dann wirst du bestraft. Aber wenn du auf irgendeinem anderen Gebiet einen technischen Schaden hast, wirst du nicht dafür bestraft. Ich kann einfach nicht verstehen, wieso man für einen Motorschaden bestraft werden soll." Resignierend fügte der Mercedes-Rennleiter hinzu: "Aber es ist, wie es ist..."

Es ist, wie es ist - und weil daher verständlicherweise niemand einen Motorschaden riskieren möchte, fährt man an den Grand Prix-Wochenenden so wenig wie nur irgendwie möglich. Während die Zuschauer so viel Geld sparen wie nur irgendwie möglich, um ein schönes GP-Weekend genießen zu können. Und ein schönes GP-Weekend wiederum besteht meist auch daraus, möglichst viel Action auf der Strecke zu sehen. Doch das ist ein anderes Salz - in einer anderen Wunde...