Konnte und wollte FIA-Präsident Max Mosley vor der heutigen Anhörung der sieben Michelin-Teams vor dem FIA World Motor Sport Council "ein, zwei" Rennsperren "nicht ausschließen", so hält er mittlerweile Geldstrafen für ausreichend.

"Ich kann nicht für den World Council sprechen, aber meine persönliche Meinung ist, dass wir mit Dingen wie Punktabzügen sehr vorsichtig sein sollten, so lange durch den Verstoß die sportliche Performance nicht verändert wurde", erklärte Mosley auf einer Pressekonferenz in Paris.

"Es wäre nicht angemessen Punkte abzuziehen oder Leute für ein Rennen zu sperren", fuhr Mosley fort. "Wir können eine Geldstrafe aussprechen und danach mit dem Geld machen was wir möchten. Wir könnten Strafen aussprechen und das Geld zur Entschädigung benutzen."

Zeit für die Teams

Das endgültige Urteil wird der Weltrat erst Mitte September nach einer außerordentlichen Versammlung bekannt geben. Bis dahin möchte man abwarten, welche Entschädigungsschritte die Teams und Michelin aus eigener Kraft einleiten werden.

Laut Mosley teilte der Weltrat den Teams mit, dass man eine mildere Sichtweise an den Tag legen werde, wenn die Teams die Probleme selbst aus der Welt schaffen sollten. Zudem habe man sich durch die Verschiebung die Möglichkeit verschafft den verursachten Schaden besser einschätzen zu können.

Warum die FIA diesen Schaden - trotz seines sicherlich immensen Umfangs - anderthalb Wochen nach dem US-Fiasko noch immer nicht einschätzen kann, steht aber wohl auf einem anderen Blatt. Vielleicht auf jene, auf dem auch steht, dass die Verzögerung der F1 weiteren Schaden zufügt, da nun auch die kommenden Rennwochenenden immer noch unter dem Schatten des Indy-Debakels und dem Damoklesschwert einer Bestrafung von 70% des Feldes leiden werden.

Fair geht vor

Dennoch hält Mosley an der Entscheidung fest: "Es wäre unfair gewesen heute schwerwiegende Strafen auszusprechen. Im September wäre es aber fair, wenn sich bis dahin nichts geändert hat."

Als Hauptziel der FIA benannte Mosley derweil die "Sicherstellung einer Entschädigung für die Jungs in den Staaten" und die "Festigung der Position der F1 in den Vereinigten Staaten".

Das British American Racing Team braucht sich unterdessen, nicht wie zuerst befürchtet, keine Sorgen über eine härtere Bestrafung zu machen. "Die Bewährungsstrafe wurde aus einem bestimmten Grund ausgesprochen", so Mosley, "und so lange sie nicht aus einem ähnlichen Grund gegen die Regeln verstoßen, gibt es kein Problem. Es wäre unfair sie herauszupicken, wenn auch die anderen ein Problem hatten."

Michelin alleinverantwortlich

Obwohl heute die sieben Michelin-Teams vor dem Weltrat standen und in zwei Anklagepunkten für schuldig befunden wurden, darunter auch die nicht ausreichende Verfügbarkeit eines passenden Reifens, sieht Max Mosley die Hauptschuld komplett bei den Franzosen von Michelin.

Diese könne die FIA allerdings nicht bestrafen, da sie keine Verträge mit den Reifenherstellern besitzt. "Wir können Michelin nicht bestrafen. Wir haben keine Macht über sie", betonte Mosley. "Auf der anderen Seite können wir indirekt über ihre Teams Druck auf sie ausüben und das machen wir momentan."

Dabei sieht der FIA-Präsident Michelin nicht als "Sündenbock", sondern als "Schuldigen" an. "Sie brachten die falschen Reifen mit und deswegen konnte ihre Teams nicht fahren."

Entsprechend hoffe man nun, dass die Teams dafür sorgen, dass Michelin seine vorgeschlagenen Entschädigungspläne in die Tat umsetzt.

Kommt der Einheitsreifen?

Wie schon im Laufe des Indy-Rennwochenendes vermutet, bietet die Michelin-Indianapolis-Reifenaffäre natürlich einen guten Ansatzpunkt um Mosleys Wünsche nach einem Einheitsreifenlieferanten in die Tat umzusetzen.

Deswegen schließt Mosley es auch nicht aus, dass die FIA sich für ein Reifenmonopol entscheiden und sich dazu entschließen könnte Michelin aus der F1 zu werfen.

Aus diesem Grund untersucht die FIA derzeit, ob Michelin unsichere Reifen hergestellt und zu den Grand Prix mitgebracht habe. Zu diesem Zweck habe man sich die Daten aller Michelin-Reifenschäden der vergangenen zwei Jahre schicken lassen, um sie durch einen unabhängigen Experten überprüfen zu lassen.

"Es gibt den Verdacht, dass es schon früher solche Schäden gegeben hat. Wir wissen nicht ob es stimmt, aber wir untersuchen es", erklärte Mosley. "Sollte es tatsächlich wahr sein, könnte das Technical Department diese Reifen als gefährlich einstufen und sie dürften in der F1 nicht eingesetzt werden. Aber das wäre eine Entscheidung von unabhängigen Experten und nicht des World Council."

Allerdings drohte Mosley in einem veröffentlichten Brief an Michelin bereits an, dass er nicht zögern würde die Rennstewards anzuweisen unsichere Michelin-Reifen nicht zuzulassen. Zudem könne der Weltrat durchaus "aus Sicherheitsgründen" die Entscheidung fällen einen Einheitsreifen einzuführen.