Die Formel 1-Fans diskutieren immer noch heftig über den Unfall von Kimi Räikkönen am letzten Sonntag - als dieser beim GP von Europa in Führung liegend kurz vor Rennschluss von der Piste flog, weil die Vorderradaufhängung seines McLaren nach den durch einen Bremsplatten hervorgerufenen Vibrationen den Geist aufgab. Dabei löste sich das Rad und wurde von dem vorgeschriebenen Drahtseil gesichert. Doch diese Seile halten nicht immer - bei einem Riss wäre Räikkönen von dem Rad getroffen worden. Das Thema Sicherheit ist wieder in aller Munde...

Die Fans fragen: Sind Kimi und McLaren selber schuld, weil sie auf Risiko gesetzt und eben verloren haben? Oder liegt die Verantwortung bei der FIA? Weil sie mit ihrem Reifenreglement geradezu heraufbeschwört, dass man auf Risiko setzt? Weil ein Reifenwechsel nur bei einer Beschädigung des Pneus erlaubt ist, dieser jedoch nicht im Rahmen eines regulären Tankstopps gewechselt werden darf und zudem unklar ist, ab wann ein Reifen in ausreichendem Maße beschädigt ist, um ihn austauschen zu dürfen?

McLaren-Tester Alex Wurz hat in einem Interview mit der österreichischen Zeitung Heute Kritik an der FIA geübt. Wurz erklärte: "Wegen des Reglements musste Kimi alles riskieren. Er hat hoch gepokert und verloren." Das Regelwerk sei unklar, fügte Wurz hinzu: "Die Definition der Sicherheit ist nicht gelöst." Seine Schlussfolgerung: "Im Prinzip entscheidet die FIA, ob du gewinnst oder nicht. Du bist ihr letztendlich ausgeliefert."

Diese harten Worte des Alex Wurz führen zu jenen Überlegungen, die bei Verschwörungstheoretikern aus allen Lagern gern geführt werden: Sind die zahlreichen Grauzonen im FIA-Regelwerk bewusst eingewoben worden, um der FIA einen gewissen Spielraum zu geben? Einen Spielraum, um beispielsweise langweilig gewordenen Weltmeisterschaften wieder Spannung einzuhauchen?

Weniger verschwörungstheoretisch könnte man fragen: Wie kann es sein, dass eine oberste Motorsportbehörde nicht in der Lage ist, ein klares und eindeutiges Regelwerk zu erstellen?