Zum vierten Mal innerhalb von vier Rennen steuerte der Finne Kimi Räikkönen heute einem sicheren Sieg entgegen. Doch nachdem Kimi bereits in Imola einen klaren Sieg wegen eines technischen Defekts verlor, spielte der Fehlerteufel dem Finnen auch beim Mercedes-Heimspiel in der Eifel übel mit. Sogar sehr übel.

Denn trotz eines Bremsplattens an seinem rechten Vorderreifen hielt Kimi seine Spitzenposition bis zum Beginn der letzten Runde vor seinem besten Verfolger Fernando Alonso. Doch dann kam der große Knall: "Kimi hatte sich beim Überrunden von Jacques Villeneuve einen Bremsplatten eingefangen und von da an war seine Vorderradaufhängung extremen Vibrationen ausgesetzt", erläuterte Teamchef Ron Dennis den enttäuschenden Vorfall. "Kimi kämpfte über 15 Runden mit verwackelter Sicht und wir diskutierten mit ihm die Reifensituation." Zusammen entschied man sich den Sieg anzuvisieren und keinen Reifenwechsel vorzunehmen. "Und niemand, eingeschlossen Kimi, bedauert diese Entscheidung."

Trotzdem ist der WM-Zweite, der nun punktgleich mit Jarno Trulli ist, natürlich "äußerst frustriert" nach einem "dominanten Rennen" so spät ausgeschieden zu sein. "Ich hatte ein gute ausbalanciertes Auto und wir verloren zehn wichtige Punkte." Dennoch betont Norbert Haug schon jetzt, dass man auch weiterhin "unser Bestes" geben und um den "Titel kämpfen" werde.

Der Gegner heißt hierbei natürlich Fernando Alonso und ist genau jener Fernando Alonso, der heute den Sieg abstaubte und damit seine WM-Führung um zehn weitere Zähler ausbaute. Dabei hatte auch der Spanier kein sorgenfreies Rennen. Ganz im Gegenteil: "Ich hatte nach dem Start und dem Schlag von Ralf Angst, dass mein Auto beschädigt sein könnte und ich aufgeben müsste", gab Fernando im Nachhinein zu. "Aber nach ein paar Runden war alles in Ordnung und ich konnte hart pushen und versuchen ein gutes Ergebnis einzufahren."

Mit seinem vierten Saisonsieg ist ihm das auf alle Fälle gelungen. Ironie des Schicksals scheint es hierbei zu sein, dass Kimis Glück in der letzten Runde verloren ging, während Fernando in der ersten Runde ausreichend Glück hatte sein Auto nicht zu beschädigen.

Aber auch nach Kimis Abflug hatte Fernando noch einen schwierigen Moment zu überstehen: "Ich dachte, dass ich über einige Teile fahren könnte. Aber ich blieb ruhig und zeigte mit diesem Sieg, dass unser Team stark ist. Nach Monaco war die Stimmung ziemlich schlecht, aber wir haben gezeigt, dass wir zurückschlagen können. Ich habe heute bewiesen, dass wir wirklich um den Titel kämpfen werden."

Sein Teamboss Flavio Briatore sprach unterdessen trotz des Pechs von Räikkönen von einem "fantastischen Sieg", bei welchem man beweisen konnte, dass "die anderen Autos im Qualifying leichter" gewesen sind. "Michelin stattete uns mit einem großartigen Reifen aus und diesen benutzten wir um den Druck auf McLaren in den letzten Runden zu erhöhen - was sich auch auszahlte."

Und diese Reifen werden in den kommenden Tagen noch oftmals in den Schlagzeilen stehen. Unter anderem, weil McLaren-CEO nach Kimis Unfall wieder die schon vor Saisonbeginn geführte Sicherheitsdiskussion begonnen hat. "Dieser Unfall hat gezeigt wie gefährlich die Regeln sind", erklärte er nach dem Rennen. "Die Regeln haben uns ein Dilemma beschert, welches wir lieber nicht hätten."

Lieber nicht gehabt hätte Juan Pablo Montoya seine Kollision mit Mark Webber, welche ihn schon in der ersten Kurve viele Plätze kostete. "Ich bin enttäuscht", war die logische Bilanz des Kolumbianers. "Ich hatte einen guten Start und lenkte als Dritter in die erste Kurve ein, als ich von Mark Webber getroffen wurde und abflog."

Gar nicht erst beim Start weg kam hingegen Giancarlo Fisichella, der seiner Rolle als Pechvogel auch in der Eifel nachkam. Entsprechend lautete auch sein Fazit: "Ich bin sehr enttäuscht über das Problem, welches ich in der Startaufstellung hatte. Ich weiß nicht warum der Motor ausging als ich den ersten Gang einlegte. Ich wünsche mir nun einfach ein bisschen mehr Glück."