Startschuss zur zweiten Saison! Haas hat das Auto für das zweite Formel-1-Jahr der Teamgeschichte vorgestellt. Nach einem unfassbaren Start 2016 ging es mit fortschreitender Saison leicht bergab, diese Tendenz soll mit dem neuen Boliden gestoppt werden. Im Team hat sich über den Winter recht wenig getan, einzig bei den Fahrern gab es eine Veränderung. Mit der Erfahrung einer vollen Saison ist der Neulingsbonus für das Team nun aber aufgebraucht.

Den neuen Regeln entsprechend, ist der neue Haas breiter und aggressiver gestaltet. Die Finne am Boliden der Amerikaner ist sichtbar, jedoch fällt sie nicht gerade nach unten, sondern weist eine Auskerbung am Ende auf. Ansonsten wartet der neue Haas nicht mit optischen Besonderheiten auf. Einzig die Flügelkonstruktion um die Seitenkästen herum fällt ins Auge. Die Nase ist wie bei den meisten anderen Teams mit einem Knauf an der Spitze versehen, eine schöne Lösung à la Mercedes fehlt. Ein Clou gelang dem Team mit der Lackierung der Finne, die durch ein Streifenmuster sehr dynamisch und wie in der Bewegung aussieht.

Der Haas hatte bereits seine erste Ausfahrt in Barcelona, Foto: Haas F1 Team
Der Haas hatte bereits seine erste Ausfahrt in Barcelona, Foto: Haas F1 Team

Vorteil bei der Gewichtsverteilung

"Ich würde sagen, die Pedale sind vielleicht noch dieselben, ansonsten ist alles komplett anders im Vergleich zum letztjährigen Auto", erklärte Teamchef Günther Steiner. "Man versucht immer, ein schnelleres Auto zu bauen. Normalerweise handelt es sich dabei dann auch um ein leichteres Auto. Nun können wir mehr Gewicht hinein packen und erreichen somit eine bessere Gewichtsverteilung", verweist Steiner auf die Anhebung des Mindestgewichtes auf 728 Kilogramm.

Die Farbgebung des Boliden hat sich leicht verändert, ein dunkles Grau bestimmt nun das Design. Des Weiteren dominieren die Farben rot, schwarz und weiß ähnlich wie im Vorjahr. "Das Auto hat einen aggressiveren Look. Es ist leichter und aerodynamisch effizienter. Alles, was wir von unserem alten Auto gelernt haben, haben wir in das neue übertragen", erklärt Steiner. Gebaut wurde der Bolide erneut von der italienischen Schmiede Dallara, mit der Haas eine enge Kooperation hat. Viele weitere Komponenten kommen von Ferrari.

Teamgründer Gene Haas geht mit viel Überzeugung in die zweite Saison der Teamgeschichte. In dem Formel-1-Engagement sieht er eine tolle Möglichkeit, die Stärke seines eigenen Unternehmens zu unterstreichen. "Die Leute haben eine 'Zeig mir was'-Mentalität. Zeig mir was du kannst, und ich glaube dir. Das lässt sich gut auf die Werkzeugmaschinen-Industrie ummünzen. Wenn wir Rennautos bauen können, können wir auch Werkzeuge bauen", so der 64-Jährige, der die Königsklasse als einzigartige Marketingplattform sieht: "In der Formel 1 anzutreten bringt ein Level an Glaubwürdigkeit mit sich, dass du durch herkömmliche Werbung einfach nicht erreichen kannst."

Der Vorgänger: Haas VF-16

Anstatt eine komplett neue Fabrik inklusive hochmodernem Windkanal zu bauen, ging Haas für den Formel-1-Einstieg einen anderen Weg. Der Wagen wurde von Dallara gebaut, sämtliche Komponenten, für die das Reglement es erlaubt, kamen von Ferrari. Damit sparte Haas enorm Geld, musste sich aber auch Kritik anhören. Durch die enge Bindung zu Ferrari war Haas von Beginn an fast ein B-Team der Scuderia. Der VF-16 aus dem Hause Dallara erwies sich im Gegensatz zu fast allen Neueinsteigern der letzten Jahre durchaus als konkurrenzfähig. Dennoch haderte besonders Romain Grosjean wiederholt über die Fahrbarkeit des Boliden. Die große Achillesferse des Autos war aber die Standfestigkeit. Gerade in der zweiten Saisonhälfte flogen den Fahrern regelmäßig die Bremsscheiben um die Ohren. Ein Problem, dass über den Winter behoben sein sollte.

Haas zeigt seinen VF-17 für die Saison 2017 (01:42 Min.)

Die Fahrer: Romain Grosjean und Kevin Magnussen

Romain Grosjean hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern des Haas-Teams bereits sicher. In Australien fuhr der Franzose 2016 gleich im ersten Rennen in die Punkte. Während Esteban Gutierrez gleich fünf Mal auf dem undankbaren elften Platz landete und komplett ohne Punkte blieb, fuhr Grosjean ganze 29 Zähler ein. Mit seinen Leistungen war man entsprechend mehr als zufrieden, Grosjean wird auch 2017 für Haas fahren. Anders dagegen Gutierrez: Der Mexikaner musste das Team verlassen. Als Ersatz wurde Kevin Magnussen von Renault verpflichtet. Der Däne wartet nach Stationen bei McLaren und Renault noch immer auf den großen Durchbruch in der Formel 1.

Das Team: Haas F1 Team

Nach dem Desaster um das amerikanische Projekt US F1 2010 gab es durchaus Skepsis, als Gene Haas ankündigte, ein Team in die Formel 1 zu bringen. Als man sich 2014 dann entschloss, den für 2015 geplanten Einstieg um ein Jahr zu verschieben, ahnten viele Böses. Doch mit einem klaren Plan wurde das Haas-Team in der Formel 1 etabliert. Teamchef Günther Steiner ist erfahren in der Königsklasse, mehrere Jahre arbeitete er für Jaguar. Mit Ben Agathangelou und Rob Taylor fungieren zwei weitere Kenner der Szene in der Technikabteilung des Teams. Im Gegensatz zu den Vorgängern hat man bei Haas nicht die Befürchtung, dass das Damoklesschwert der Insolvenz quasi täglich zuschlagen könnte. Man nutzt das Reglement für seine Zwecke und weiß mit Ferrari einen potenten Hersteller an seiner Seite.