"Es war ein ganz normaler Freitag." So lautet der Lieblingssatz von Renault-Chefrenningenieur Pat Symonds, der beinahe schon traditionell nach den beiden Freien Trainingssitzungen am GP-Freitag von einem "normalen", "gewöhnlichen" oder auch einmal "produktiven" "Standard-Freitag" spricht.

Doch der Große Preis von Monaco hat bekanntlich seine eigenen Gesetze, weswegen in den engen Häuserschluchten zwischen all den Leitplanken alles ein wenig anders ist. Entsprechend fand Pats "normaler Freitag" diesmal schon am Donnerstag statt.

Der Freitag bleibt in der Formel 1 hingegen traditionell lärmfrei, weshalb im Fürstentum Platz für die vielen Schönen und Reichen, Wichtigen und Möchtegernwichtigen sowie Sponsoren und Stars wird, welche durch die engen Gassen flanieren, sich auf ihren Yachten sonnen oder in den noblen Restaurants die Speisen und das Leben genießen.

Heute ist Ruhetag in den Straßen von Monaco., Foto: Sutton
Heute ist Ruhetag in den Straßen von Monaco., Foto: Sutton

Bevor die Straßen zwischenzeitlich wieder für den öffentlichen Verkehr geöffnet werden, machen sich in diesem Jahr mit der Formel 3 Euro Series, der GP2 und der Formel Renault 3,5 gleich drei Monopost-Rahmenrennserien daran die Fans sowie die glamourösen Gäste zu unterhalten.

Die Gesprächsthemen im Hafen von Monaco werden, insofern sie überhaupt mit Motorsport in Berührung kommen, allerdings trotzdem von der Königsklasse beherrscht. Und da gibt es nach dem normalen Donnerstag einiges zu diskutieren.

Beispielsweise das Kräfteverhältnis im gefährlichen Leitplankendschungel. Gewohnt stark präsentierten sich die üblichen Verdächtigen von Renault und McLaren Mercedes, wobei trotz der verhältnismäßig vielen absolvierten Runden am Donnerstag noch nicht fest steht, welches der beiden Teams in Monaco die besseren Karten hat.

Im von allen Beteiligten Rundenzeitentechnisch als 'bedeutungslos' heruntergespielten freien Donnerstagstraining war jedenfalls Fernando Alonso wieder einmal der Schnellste. "Es läuft im Moment alles perfekt", lautete demzufolge sein zufriedenes Fazit, welchem sich sein Teamkollege Giancarlo Fisichella trotz einiger Setupprobleme nur anschließen konnte. "Der Renault R25 funktioniert hier ausgezeichnet, und ich glaube, wir befinden uns für Samstag in einer guten Position."

Bei McLaren Mercedes, wo Testfahrer Alexander Wurz wie gewohnt die schnellste Rundenzeit in den sich ständig verändernden Asphalt brannte, konzentriert sich Juan Pablo Montoya hingegen auf den Renntag. "Unsere Chancen für Sonntag sind sehr gut. Das Auto sieht sehr gut aus und es ist schnell. Aber auch die Renault sind ziemlich stark, weshalb es ein hartes Rennen gegen die Renault werden wird."

Allerdings ist auch bei McLaren noch nicht alles Silber was glänzt: "Wir brauchen zu lange um die Bremsen auf Temperatur zu bringen", klagt CEO Martin Whitmarsh.

In der Red Bull Energy Station ist auch freitags Hochbetrieb., Foto: Sutton
In der Red Bull Energy Station ist auch freitags Hochbetrieb., Foto: Sutton

Noch viel mehr zu beklagen gibt es derweil im roten Lager. Während Rubens Barrichello mit dem Setup seines F2005 ganz und gar nicht zufrieden war, verpasste Michael Schumacher einen Großteil der zweiten Trainingssession wegen mysteriöser Vibrationen.

Die einzige Hoffnung der Scuderia liegt nach diesem abermals wenig erfreulichen Auftakttag auf den durchaus "konkurrenzfähigen" Zeiten des Vormittagstrainings, in welchem Schumacher aber dennoch als Vierter eine halbe Sekunde Rückstand auf Juan Pablo Montoya vorzuweisen hatte.

Eine ebensolche halbe Sekunde wird auch Ralf Schumacher auf seine gesamte Qualifyingzeit hinzugerechnet bekommen, da er am Donnerstag einen nicht für ihn vorgesehenen linken Vorderreifen verwendete, was Michelin auf einen "menschlichen Fehler" zurückführt. Ein ebensolcher Etikettierungsfehler hatte vor Wochenfrist bei den Tests in Le Castellet noch einen schweren Unfall von McLaren-Tester Alex Wurz verursacht. Bei den Franzosen herrscht derzeit also Nachholbedarf auf dem Beschriftungssektor.

Obwohl es Ralf weniger hart als seinen österreichischen Kollegen getroffen hat, kostet ihn die Zeitstrafe, übrigens nach der Imola-Zeitstrafe bereits die zweite in dieser Saison, beinahe alle Chancen auf eine Top-Platzierung am Sonntag. Schließlich ist das Qualifying im Überholfeindlichen Monaco nicht umsonst sprichwörtlich die halbe Miete für das Rennen. Und Mietzahlungen in Monaco sind bekanntlich nicht gerade billig...

Schon am Nürburgring könnte es ein neues Qualifying geben., Foto: Sutton
Schon am Nürburgring könnte es ein neues Qualifying geben., Foto: Sutton

Das Qualifikationstraining steht aber nicht nur aufgrund seines entscheidenden Einflusses auf den Grand Prix im Mittelpunkt beinahe aller Diskussionen. Denn wenn alles gut läuft und Bernie Ecclestone "den vielen Papierkram" rechtzeitig erledigen kann, werden wir im Fürstentum zum sechsten und letzten Mal ein doppeltes Additionsqualifying am Samstagmittag und Sonntagmorgen erleben.

Schon eine Woche später soll dann am Nürburgring nur noch ein Qualifying am Samstag stattfinden, welches allerdings mit Rennsprit gefahren wird. Während sich Ralf Schumacher scherzhaft darüber freut nun am Sonntagmorgen "ausschlafen" zu dürfen und Michael Schumacher betont, dass den Zuschauern jetzt die "Additionsaufgaben erspart" bleiben, sieht Nick Heidfeld darin Vor- und Nachteile: "Dann weiß man nie, wer der Schnellste ist." Und Hans-Joachim Stuckte schimpft in seiner ihm eigenen Art: "Das ist eine völlig falsche Entscheidung. Da ist am Sonntagmorgen überhaupt nichts mehr los."

Egal wie man sich entscheiden wird: Das Qualifying wird wohl immer und nicht nur am freien Freitag auf den Yachten im Hafen von Monaco ein heißes Diskussionsthema sein, welches man niemals allen Recht machen wird können. Aber immerhin ist eines für den Europa GP jetzt schon sicher: Egal ob das Einzelzeitfahren am Sonntag abgeschafft oder weiterhin addiert wird - am Freitag werden Pat Symonds & Co wieder von einem "ganz normalen Freitag" sprechen...