Ferrari verlässt Mexiko mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zwar verlor die Scuderia wenige Stunden nach dem Ende des Rennens aufgrund von Sebastian Vettels Bestrafung den dritten Platz, trösten kann sich die Mannschaft aus Maranello jedoch mit einer ausgesprochen starken Performance, nachdem man am Samstag noch durch die Bank enttäuscht hatte.
Weil Ferrari im Qualifying die Reifen wegen der veränderten Temperaturen einfach nicht zum Arbeiten gebracht hatte, mussten Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel den Mexiko GP lediglich von den Startplätzen sechs und sieben in Angriff nehmen. Alles andere als eine vielversprechende Ausgangslage.
Vettel führt das Feld an
Dass es ein starker Nachmittag werden würde, zeichnete sich auch in der Anfangsphase des Rennens noch nicht wirklich ab. Vettel fiel nach dem Erlöschen der Ampeln hinter Felipe Massa zurück und fand an dem Williams-Piloten erst einen Weg vorbei, als dieser in Runde 14 zum Reifenwechsel kam.
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Vettels erster Stint dauerte hingegen wesentlich länger. Stolze 32 Runden legte er auf seinen weichen Reifen zurück, ehe er auf die Medium-Mischung wechselte, mit der er das Rennen auch beendete. Weil kein anderer Spitzenpilot so spät wie Vettel stoppte, durfte sich der Heppenheimer über insgesamt zwölf Führungsrunden freuen.
"Wir können den Samstag nicht ändern. Also sind wir positiv in den Rennsonntag gestartet, weil wir wussten, unser Auto ist stark", konstatierte Vettel, dem es gelang, Zeiten auf dem Niveau der Mercedes- und Red-Bull-Piloten zu fahren. "Die Hautsache ist, dass wir wussten dass der Speed da ist, und das hat uns Selbstvertrauen für das Rennen gegeben."
Nach seinem Stopp fiel Vettel von der Spitze des Feldes zunächst auf den sechsten Platz zurück, wurde durch Boxenstopps der vor ihm klassierten Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo jedoch rasch wieder auf Rang vier gespült. Als Vierter überquerte er nach den Scharmützeln mit den Red-Bull-Piloten dann auch die Ziellinie, nicht ahnend, welches Strafenchaos nach dem Rennen noch folgen sollte. Letztlich wurde Vettel als Fünfter gewertet.
Räikkönen legt Extra-Stopp ein
Im Gegensatz zu Vettel setzte Räikkönen auf eine Zwei-Stopp-Strategie. Der Finne hatte bereits nach 20 Runden von Soft auf Medium gewechselt, steuerte in Runde 45 aber erneut die Boxen an, um sich einen weiteren Satz Medium-Reifen abzuholen. Das sorgte zunächst für Verwunderung. "Die Strategie von Kimi war gleich wie jene von Seb, aber er hat sich über die Reifen beklagt, und daraufhin haben wir sofort die Strategie geändert", sorgte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene für Aufklärung.
In der Tat erhoffte sich Räikkönen, der die Medium-Reifen zum ersten Mal an diesem Wochenende fuhr und deshalb über keine Erfahrungswerte verfügte, eine bessere Pace, wurde allerdings enttäuscht. "Sobald ich auf Medium war, hatte ich schlechten Grip. Ich bin mir sicher, sie hätten bis zum Ende gehalten, aber ich habe gehofft, der nächste Satz würde besser sein, aber es war ziemlich dasselbe", sagte der Finne bei Motorsport-Magazin.com, zeigte sich aber immerhin damit zufrieden, dass sein zweiter Stopp dazu führte, dass auch Ricciardo erneut stoppte, was Vettel das Leben leichter machte.
Wieder zurück auf der Strecke, lieferte sich Räikkönen ein über mehrere Runden dauerndes Duell mit Nico Hülkenberg, aus dem er schließlich als Sieger hervorging. Vier Runden vor dem Ende des Rennens setzte sich Räikkönen außen in Kurve vier am Force-India-Piloten vorbei, wobei es zu einer leichten Berührung kam, die Hülkenberg in einen Dreher zwang.
"Ich habe es ein paar Mal versucht, habe dann aufgehört und es später wieder versucht. Am Ende hatte ich genug Grip und eine Chance", schilderte Räikkönen jenes Manöver, das ihm Rang sechs bescherte. "Ich weiß nicht, ob wir uns berührt haben, aber ich habe gesehen, dass es sehr eng war und habe versucht, dass es fair bleibt." Lob gab es von Teamchef Arrivabene: "Das war pure Klasse!"
Arrivabene stolz auf Kämpfer-Team
Zwei Rennen vor dem Saisonende liegt Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung 52 Punkte hinter Red Bull auf dem dritten Platz und damit auch hinter den eigenen Ansprüchen. Dennoch hält sich die Unzufriedenheit nach der in Mexiko dargebotenen Leistung in Grenzen, gelang es doch, sportlich wieder einmal aufzuzeigen, wenngleich am Ende kein Podium heraussprang.
"Ich bin nicht zufrieden, weil wir das Rennen nicht gewonnen haben, aber heute hat sich der Charakter des Teams gezeigt. Zudem bewegt sich etwas, und das ist für mich wichtig", betonte Teamchef Arrivabene. "Ich bekomme über Funk die gesamte Kommunikation mit, und jeder hat seinen Job gemacht und war konzentriert. Das Team hat gezeigt, dass sie Kämpfer sind, und das ist, was ich fordere."
Noch bleiben Ferrari zwei Rennen, um nach 2014 die zweite sieglose Saison binnen kürzester Zeit zu verhindern. Die nächste Chance dazu bietet sich in zwei Wochen in Brasilien.
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