Erste FIA-Pressekonferenz auf europäischem Boden - in Imola waren neben Williams-Pilot Nick Heidfeld und Ferrari-Star Michael Schumacher auch die beiden italienischen Lokalmatadoren, Giancarlo Fisichella und der frischgebackene GP-Pilot Vitantonio Liuzzi, zu Gast bei der Donnerstags-PK.

Das Quartett spricht zunächst über neue Komponenten, welche sie beim Europaauftakt der Königsklasse an oder in ihren Autos haben - da fast jedes Team neue Teile einsetzt, sind die sich daraus ergebenden möglichen Vorteile zu relativieren, so der Tenor der Fahrer. Giancarlo Fisichella verrät, dass sein neuer Motor RS25B "nicht stärker" sei als sein Vorgänger, sondern "leichter" - und: "Wir können mit etwas höheren Drehzahlen fahren."

"Fisico" erzählt von dem PR-Event in seiner Geburtsstadt Rom, die im Regen stattfand: "25.000 Menschen kamen. Es war sehr rutschig und holprig - aber es war ja auch kein Rennwochenende. Es war gut, den Leuten zu zeigen, wozu ein Formel 1-Auto in der Lage ist und vor allem das Motorengeräusch hat den Besuchern sehr gut gefallen."

Fisichella erlebte bislang eine Hochschaubahn der Gefühle - Sieg in Melbourne, aber Ausfall in Malaysia und Bahrain: "Die Ausfälle waren schon eine große Enttäuschung, da ich so keine weiteren WM-Punkte einfahren konnte, die ja für die Fahrer-WM sehr wichtig sind. Aber mein Blick ist nach vorne gerichtet. Ich habe ein großartiges Auto und ein großartiges Team. Und ich bestreite hier meinen Heim-GP und werde daher versuchen, mein Bestes zu geben und wieder auf dem Podium zu landen. Natürlich wäre es ein Traum, wieder zu siegen. Aber das wird nicht ganz so leicht werden, vor allem weil ich im ersten Qualifying einer der ersten Fahrer auf der Strecke sein werde und diese am Ende der Session viel besser sein wird."

Heidfeld: Muskel ist irritiert - aber kein Problem!

Nick Heidfeld spricht über seine Schulterverletzung, die er sich beim Testen zuzog, als er über einen "Buckel oder etwas in der Art" fuhr und eine schnelle Lenkkorrektur vornahm: "Der Muskel ist ein wenig irritiert, aber das sollte am kommenden Wochenende kein Problem darstellen." Danach widmet sich "Quick Nick" den gemischten Gefühlen bei Williams - dort hat man vor den Wintertests wesentlich mehr erwartet, als man dies nach den ernüchternden Testfahrten tun konnte. Danach wiederum gab es in Sepang eine positive Überraschung, als Nick Heidfeld seinen ersten Podestplatz erringen konnte - trotzdem: "Wir haben einen uns einen stärkeren Start erhofft - natürlich, wir hofften, in der Lage zu sein, schnurstracks Rennen gewinnen zu können."

Liuzzi: We are born for racing...

"We are born for racing..." - und deshalb sei es eben schwierig, "die andere Person am Fernseher das Rennen fahren zu sehen", gibt Vitantonio Liuzzi gerne zu. Er hat das die ersten drei Rennen tun müssen und jetzt, bei seinem Heim-GP, darf er sein GP-Debüt geben. Über das Carsharing bei Red Bull Racing hätten Christian Klien und er von Beginn an Bescheid gewusst, fügt Liuzzi hinzu.

Red Bull scheint einen anderen Zugang zur Formel 1 zu haben, stellt der Interviewer fest. Liuzzi unterbricht: "Bist du sicher? Scheint das so zu sein?" Er habe ihn in Bahrain unter einem Baum gesehen, umgeben von hübschen Mädchen, sagt der Fragesteller. Liuzzi: "Ja sicher, seit Red Bull Jaguar gekauft hat, hat sich alles im Team verändert..." Es sei jetzt mehr Leben in dem Projekt. Red Bull habe "eine großartige Mentalität" - und: "Sie zeigen der ganzen Welt: Wenn sie etwas tun, dann machen sie es auch richtig, so wie es gehört. Und wie sie das gemacht haben mit dem Motorhome oder bei einigen Events gezeigt haben - sie sind wirklich großartig. Mateschitz hat eine großartige Mentalität..." Noch einige Worte der Dankbarkeit und des Frohseins über den kommenden Einsatz als GP-Pilot folgen, auf die hübschen Mädchen jedoch geht Liuzzi nicht ein.

Schumacher: In Imola zurückschlagen!

Michael Schumacher wiederum sieht keine Probleme mit dem Getriebe - aber natürlich sei ein Formel 1-Auto "ein Prototyp, der überall zu jedem Zeitpunkt unverhofft stehen bleiben kann. Das ist mir jetzt schon sehr lange nicht mehr passiert, in Bahrain bin ich wegen eines Teils stehen geblieben, das aus dem Vorjahr stammt - aber diese Teile können eben manchmal kaputt gehen. Aber ich habe einen guten Rekord und wir sollten nicht allzu besorgt sein." Mehr noch - man sei zuversichtlich, in Imola zurückzuschlagen.

Ein Rücktritt von Michael Schumacher, eine Vertragsverlängerung bei Ferrari und Fernando Alonso als möglicher Nachfolger - die Medienmaschine wurde wieder einmal mit diesem Themenkomplex gefüttert, ausgelöst von Wortmeldungen seines Freundes Jean Todt. Auch Schumacher hat dazu Stellung genommen, fühlt sich aber missverstanden: "Ich sagte, dass aus meiner Sichtweise Ferrari weniger über Fernando Alonso spricht als Jean Todt und ich persönliche Unterhaltungen über meine Zukunft führen. Die stehen mehr im Vordergrund als Gespräche über andere Fahrer."

Womit man bei einer möglichen Vertragsverlängerung angelangt ist: "Ich hatte ein privates Gespräch, wir sind nicht am Verhandeln. Es steht mir frei, wann ich meinen Vertrag verlängern möchte. Das ist die bestmögliche Situation für mich. Die Türen stehen mir offen, wann immer ich eine Entscheidung treffe. Ich bin froh, das tun zu können und das Team unterstützt diese Vorgehensweise."

Auf der Siegesfahrt schon an das Spenden gedacht

Schumacher wird - from the floor - auf seine hohe Tsunami-Spende angesprochen und auf den Unterschied, einer Organisation oder einer Einzelperson "auf der Straßenseite" zu helfen. Schumacher erzählt, dass er 1990 zwei Formel 3-Rennen mit hohem Preisgeld gewonnen habe und während der Siegesfahrt "bereits darüber nachgedacht habe, wem ich mit dem Geld helfen könnte. Und seit damals versuche ich immer, anderen Menschen, die Probleme haben, zu helfen." Klarerweise würde man zunächst in der eigenen Familie und im Freundeskreis nachsehen - "und dann geht es darüber hinaus. Es ist eine große Befriedigung, das Lachen jener Kinder zu sehen, denen du helfen konntest."

Viele fragen sich, was Michael Schumacher in Bahrain ohne seinen Ausfall zustande bringen hätte können. Eine Frage, die niemals eine Antwort finden wird. Ein Journalist fragt: "In welchem Zustand wäre dein Auto in den letzten zehn Runden gewesen?" Eine gute Frage - Schumacher glaubt, dass seine Reifen in keinem schlechten Zustand gewesen wären, da er in Bahrain im Gegensatz zu Malaysia, wo die Bridgestone-Pneus schwer abgebaut haben, keine Aufholjagd habe starten müssen: "Ich konnte hinter Alonso herfahren, musste nicht ans Limit gehen." Ein Podiumsplatz wäre sicher möglich gewesen, sagt der Weltmeister.

Internationale Person

Der neue Papst, Joseph Ratzinger, ist ein Deutscher - Schumacher soll über die Bedeutung dieser Tatsache - für Deutschland und für ihn selbst - sprechen. Doch nationaler Stolz ist nicht seine Sache: "Für mich ist es ohne Bedeutung, ob ich Deutscher bin, ob der neue Papst ein Deutscher ist oder welche Bedeutung das für Deutschland hat - denn wer ist der Papst? Der Papst ist eine Person, die sich um die ganze Welt kümmert - und ich finde es ist nicht wichtig, ob er aus Deutschland oder aus einer anderen Nation kommt. Das ist nicht wichtig. Ich betrachte mich als eine internationale Person und für mich ist nicht wichtig, welcher Nation jemand ist. Für mich ist wichtig, wer diese Person ist."

Sorry - aber: Warum? Wieso? Weshalb?

From the floor möchte unbedingt noch einmal das Aufhören oder das Weiterfahren des Michael Schumacher thematisiert werden. Hartnäckig wird gebohrt. Wann beginnt er jetzt mit den Vertragsgesprächen? Wann geht er zu Jean Todt? Wie motiviert wäre er noch, wenn er nicht mehr siegen würde, sondern im Mittelfeld fahren müsste? Wie gefällt ihm der Rennsport in der jetzigen, also nicht siegreichen, Situation? Sieht er sich bis an sein Karriereende als Ferrari-Fahrer? Sieht er sich noch ein paar Jährchen oder gar ein Jahrzehnt als Rennfahrer? Er sagt, dass er eben verlängern könne, wann immer er wolle ("ich sagte, es sei offen - und offen ist offen"), dass er immer noch motiviert sei, dass er natürlich lieber vorne als hinten mitfahre, dass der Rennsport eine Herausforderung sei und auf die Frage nach dem Ferrari-Piloten und den weiteren Jahren sagt er auch: "Yes."

Doch das genügt dem Kollegen von Speed Sport News nicht. Immer wieder legt er eine Frage nach, entschuldigt sich vorsorglich bei jeder Frage mit einem "Sorry". Warum also sieht er sich bei Ferrari bleiben? Warum noch weitere Jahre als F1-Pilot? Ist es vielleicht der "Komfort-Faktor"? Schumacher: "Ich denke, es ist doch recht offensichtlich, warum ich bei Ferrari bleiben möchte, das ist nicht nur eine Frage des Komforts. Das geht weit darüber hinaus, das kannst du dir vielleicht nur schwer vorstellen. Da sind einfach viele gute Leute rund um mich."

Doch das ist dem Kollegen immer noch zu wenig: "Sorry, ist es die Unterstützung, die du vom Team erhältst? Dass sie hinter dir stehen? Oder ist es der Aufwand, den Ferrari im GP-Sport aufbringt? All diese Dinge?" Schumacher sagt: "Es ist ein bisschen von allem. Und mehr als das."

In Front sein wäre großartig!

Die letzte der Fragen geht an Tonio Liuzzi - wie sehr er hofft, seinen Teamkollegen David Coulthard auszuqualifizieren, um sich am Ende des Tages glücklich zu fühlen, wird er gefragt. Liuzzi antwortet: "Ich werde mein Bestes geben - solang ich vorne bin, wird es gut für mich sein. Aber es wird nicht leicht, denn es ist mein erstes Rennen und alles ist neu für mich. Sich in nur einer Runde zu qualifizieren beispielsweise. Aber wenn ich die Chance bekommen würde, in Front zu sein, wäre das großartig."