Wie ein Löwe hat er gekämpft, hat stets alles versucht, und wenn der Versuch daneben ging und er kurz durch die Wiese räubern musste, war ihm das auch egal - denn ein paar Runden später hat er sich schon wieder an das nächste Heck heran gezoomt, um abermals heftig anzugreifen. Und das waren keine Minardi, sondern feste Größen wie Rubens Barrichello, Takuma Sato und der allseits gelobte Mark Webber, denen er das Leben schwer machte. Pedro de la Rosa weiß ganz genau, dass er am Sonntag etwas Besonderes geleistet hat - möglicherweise ein später Schlüsselmoment für seine auf dem Testabstellgleis "versandete" Formel 1-Karriere...

Pedro de la Rosa sagt: "Das war mein bestes Rennen in der Formel 1. Es war das erste Mal, dass ich in der Formel 1 ein konkurrenzfähiges Auto zur Verfügung hatte. Und ich konnte mich daran erfreuen, andere Fahrer zu überholen, anstatt überholt zu werden. Ich hatte viel Spaß in diesem Rennen - es macht immer Spaß, jemanden zu überholen."

Jawohl, kann man da nur sagen. Pedro de la Rosa hat Racing auf höchstem Niveau gezeigt - und er hat sich in die Herzen zahlreicher Formel 1-Fans gebrannt. Nicht nur in Spanien. Dort ist man nach dem Bahrain-GP sowieso völlig aus dem Häuschen. Fernando Alonso gewann sein drittes Rennen, betonierte seine Führung in der Formel 1-WM - und dann lieferte Pedro auch noch einen derart elektrisierenden Auftritt...

Die Portion Glück, auf die Alex Wurz jahrelang gewartet hat...

Dabei hatte De la Rosa in zweierlei Hinsicht eine Riesenportion Glück, um überhaupt zu einem solchen Einsatz zu kommen. Denn seit 2003 ist er als Testpilot bei McLaren-Mercedes unter Vertrag - neben Alex Wurz, der schon sein fünftes Jahr als Silberpfeiltester begeht. Das "Glück" bestand darin, dass sich Juan Pablo Montoya in seiner Freizeit verletzt hatte und dass zugleich der Langzeittester Wurz nicht in das enge Cockpit des MP4-20 passte.

Nur wenige haben mit einer GP-Rückkehr des Spaniers gerechnet. Sein letztes Rennen bestritt er im Jahr 2002, für Jaguar. 1999 feierte er sein Formel 1-Debüt im Arrows. 1998 war er Testfahrer bei Jordan. Jetzt ist ihm gelungen, wovon Alex Wurz jahrelang geträumt hat. Doch wie geht es weiter? Muss De la Rosa in Imola wieder zuschauen? Es ist immer noch fraglich, ob Montoya bereits in drei Wochen wieder Rennen fahren kann. Doch das Problem dabei: Auch Alex Wurz möchte wieder GP fahren - und auch er ließ am Freitag mit einer Spitzenzeit aufhorchen, knöpfte allen anderen 1,2 Sekunden ab - nachdem er zum ersten Mal mit dem MP4-20 gefahren ist, auf einem ihm unbekannten Kurs...

De la Rosa sagt: "Vielleicht kann ich in Imola wieder fahren - ich weiß es nicht. Ich gab heute mein Bestes, ich fühle mich großartig. Und wenn es mein letztes Rennen gewesen sein sollte, ist es auch kein Problem, denn ich habe heute etwas bewiesen. Wenn mir das nicht gelungen wäre, hätte das ein ziemlich bitteres Gefühl hinterlassen. Ich konnte auch die Schnellste Runde drehen, ich hatte fünf freie Runden, um das zu schaffen. Es ist ein gutes Gefühl, die Schnellste Runde am Konto zu haben..."

Mark Webber streute Rosen: "Das war ein verdammt harter Kampf, den wir da hatten." Teamchef Ron Dennis in seiner üblichen Schmallippigkeit: "Pedro hat jenes Maß an Professionalität und Speed gezeigt, welche wir bei ihm schon in seiner Testfahrerrolle beobachtet haben." Dennis hat zurzeit ein schweres Leben mit seinen wilden Piloten. Räikkönen schaut gerne mal ins Glas, Montoya betreibt gefährliche Freizeitaktivitäten und Pedro de la Rosa hat man im letzten Jahr mit 174 km/h in einer 110 km/h-Zone erwischt. Auf jeden Fall verfügt Dennis über vier sehr gute Piloten, und alle würden gerne Rennen bestreiten. Norbert Haug, der Rennleiter von Mercedes, wollte sich ebenfalls nicht festlegen. Gegenüber dem ORF sagte er, dass für Imola "noch nichts fix" sei.

Wer ist Pedro de la Rosa?

Bevor Pedro de la Rosa also womöglich wieder in Richtung Teststrecke entschwindet - wer ist Pedro de la Rosa? Pedro wurde am 24. Februar 1971 in Barcelona geboren, lebt auch heute noch, gemeinsam mit seiner Frau Reyes und seinen Töchtern Georgina und Olivia, in der spanischen Metropole. Auf seiner Homepage gibt De la Rosa als Hobbys Mountainbike, Sport, Lesen und Musik an. Begonnen hat seine Karriere 1983 - nicht mit dem Kartsport, sondern mit ferngesteuerten Off Road-Autos - er wurde zweimal Europameister.

1988 begab er sich dann ins Rennkart. Doch lange fuhr er nicht in der spanischen Kartmeisterschaft - er wurde bald schon in das spanische Monoposto-Programm "Ofensiva Uno" aufgenommen. 1989 zwei Siege und drei Podiumsplätze in der spanischen Formel Fiat Uno - in sieben Rennen! 1990 wurde Pedro spanischer Formel Ford Meister. 1992 wurde er Britischer Formel Renault-Champion. 1994, in der Britischen Formel 3, konnte er jedoch keine Resultate erzielen - dafür aber wurde er 1995 Champion der Japanischen F3-Meisterschaft. De la Rosa blieb in Japan - 1997 wurde er Formel Nippon-Meister. 1998 holte ihn Eddie Jordan als Tester nach Europa zurück, die Formel 1-Karriere hatte begonnen. 1999 fuhr er auf Arrows seinen ersten Grand Prix - und belegte gleich mal Platz 6...

Ob Bahrain 2005 sein letzter Grand Prix gewesen ist, wird die Zukunft zeigen. Im Sinne der Fans und des Rennsports wäre es wünschenswert, wenn Pedro de la Rosa fix in den Grand Prix-Sport zurückkehren könnte. Wir brauchen einfach Piloten, die sich was trauen und fighten...