Drei Rennen sind in dieser Mammutsaison mit insgesamt 19 Grand Prix bereits absolviert. Und eine der wichtigsten Lehren steht jetzt schon fest: Die rote Dominanz hat ein Ende gefunden - und mit ihr deren unheimliche Zuverlässigkeitsserie.

Die Lehre von der Gefahr

Vor genau einem Jahr warnte die bekannte deutsche Tageszeitung mit den vier Buchstaben vor drei 'Gefahren' beim allerersten Bahrain GP: Dem Terror, dem Sand und den Streckenposten. Doch während damals alles glatt lief und niemand, außer der Ferrari-Konkurrenz in Gefahr war, hätten die Kollegen in diesem Jahr lieber auch noch Juan Pablo Montoya vor einer neuerlichen Gefahr warnen sollen: Den üblen gelben, filzigen Zeitgenossen namens Tennisbällen.

Oder haben die Verschwörungstheoretiker des Fahrerlagers etwa doch Recht und war eher ein Motorradsturz für seine Schulterverletzung verantwortlich? Vorsichtshalber sollten die Eintrittskarten für Tennismatches dennoch einen ähnlichen Zusatz wie jene für Motorsportveranstaltungen erhalten: Nämlich einen Hinweis auf die erhöhte Gefahrensituation.

Die Lehre von der Größe

Und es kommt doch auf die Größe an! Denn nur jene Größeninkompatibilität des viel zu groß gewachsenen Österreichers Alexander Wurz verhinderte dessen Renncomeback als Ersatzmann für den verletzten Juan Pablo Montoya. Wir lernen also: Die Größten kommen doch nicht immer zum Schuss.

Die Lehre von den Daten

Allerdings geht es hierbei nicht um Computer-Daten, sondern um jene Daten, welche den Bahrain GP auch bei seiner zweiten Austragung einen beinahe magischen Marketingvorteil gaben. Schließlich durften die Bahraini nach dem Debütdatum 04.04.04 aus dem Vorjahr in dieser Saison mit dem Datum 03.04.05 werben!

Die Lehre vom April

Am 1. April finden sich all überall diverse Aprilscherze, welche den geneigten Leser, Zuschauer, Hörer oder Kollegen hinters Licht führen sollen. So zum Beispiel auch bei motorsport-magazin.com, wo wir am Freitag in unserer DTM-Rubrik von einem DTM-Gastspiel der beiden Schumacher-Brüder berichteten.

Dass auch Formel 1 Teams und deren Presseabteilungen einen solchen Sinn für Humor haben, war hingegen neu. So versuchte das Renault Team den Medien an jenem gefährlichen Datum in einer Pressemitteilung ein neues "innovatives Trinkbecherhaltesystem", welches diverse Balancevorteile mit sich bringe und Trinkflaschendefekten wie von Fernando Alonso in Malaysia vorbeugen soll, als wahr zu verkaufen.

Wenn man es nicht besser und schon einige Tage länger gewusst hätte, dann hätte man auch den Tennisunfall von Juan Pablo Montoya als Aprilscherz ansehen können.

Die Lehre vom Schmuck

Aber auch das offizielle FIA-Verbot von "schweren Ketten" (also Schmuckketten und keine Eisenketten für Sträflinge) sowie Body Piercings wurde vielerorts für einen verfrühten Aprilscherz gehalten. Im Fahrerlager stieß diese Entscheidung auf unterschiedliches Echo. Während es die einen nicht betraf, ärgerte sich Red Bull Rebell Tonio Liuzzi: "Da müssen sie mir schon mein Ohr abschneiden, damit ich meinen Ohrring abnehme. Von welcher Sicherheit sprechen die überhaupt? Was kann ein vom Helm geschützter Ohrring schon Schlimmes anrichten?"

Die Lehre vom Beep

Nach einer neuerlich schwachen Qualifying-Leistung von David Coulthard, wähnten viele Betrachter die alte Qualifying-Schwäche des Schotten zurück. Dieser verteidigte sich im Red Bull Presseschreiben allerdings damit, dass die Schaltleuchten an seinem Lenkrad ausgefallen wären und er somit nicht gewusst habe, wann er schalten müsse.

Was sich für einen erfahrenen F1-Piloten etwas seltsam anhört, hört sich im O-Ton von DC ohne die Presse geschönte Variante wieder interessant an: "Ich wusste nicht, dass der Funk an war und dies schaltete den Gangwechselton aus", enthüllte David ein System, welches das Team wohl gerne geheim gehalten hätte. Was lernen wir daraus? Man darf den Press Releases nicht nur am 1. April nicht gnadenlos alles abkaufen...

Die Lehre vom Pech

Wenn es bei Ferrari ein Problem gibt, dann bei Rubens Barrichello. Diese 'Weisheit' herrscht schon lange unter den Beobachtern im Fahrerlager vor. Und kaum war der neue F2005 endlich da, kehrte mit ihm auch das unglaubliche Pech des Rubens Barrichello zurück.

Getriebeschaden am Freitag, drei verpasste Trainingssessions, ein Fehler wegen fehlender Trainingserfahrung im 1. Qualifying, ein über Nacht eingeflogenes neues Getriebe, ein neuerlicher Getriebeschaden im 2. Qualifying, eine Rückkehr zum reparierten Getriebe, ein Motorwechsel und eine durch weitere Probleme unbelohnte Aufholjagd. Das Risiko den neuen Wagen vier Wochen früher, nach nur einem Test mit den Stammpiloten, einzusetzen hat sich beim Brasilianer also nicht ausgezahlt. Da ist er wieder: Der vielfach zitierte Rubens Pechochello.

Und obwohl auch Michael Schumacher mit einem "Hydraulikproblem" ausschied, ist es fast schon Ironie des Schicksals, dass Rubens in seinem reparierten F2005 bis ins Ziel kam, während der Champion erstmals seit Hockenheim 2001 mit einem technischen Gebrechen ausfiel.

Die Lehre vom F2005

Doch egal ob Ferrari schnell oder langsam ist: Die roten Boliden stehen immer im Mittelpunkt. Unzählige Fotografen, Kameraleute, Teammitglieder anderer Rennställe, Spione und Journalisten stehen rund herum. Ross Brawn scherzte deshalb sogar, dass man Eintritt dafür verlangen sollte, wenn jemand das Auto in der Startaufstellung ansehen möchte. Bernie Ecclestone dürfte die Idee gewiss vernommen haben...

Die zweite Lehre vom Sportgeist

Vor dem Malaysia GP war der Aufschrei groß, als British American Racing ein Regelschlupfloch ausnutzte und dank eines absichtlichen Doppelausfalls die Motoren wechseln durfte. Als die Weißen dann schon nach drei Runden mit rauchendem Heck ausfielen, war das Geschrei wieder groß: Diesmal allerdings in Form von Gelächter. Für manchen stellte es sogar die Rache des Sportsgeistes dar. Und dieser scheint damit wohl immer noch nicht ganz gesättigt gewesen zu sein: Denn auch im dritten Rennen der Saison sah kein B·A·R die Zielflagge. Button und Sato scheinen verflucht zu sein...

Die Lehre von Blah

Manchmal darf man seinen Augen nicht trauen. Beispielsweise wenn man am 1. April ein Renault-Press Release in Händen hält und einem die Franzosen einen "Becherhalter" als Innovation verkaufen möchten. Noch ungläubiger starrten wir heute auf das McLaren Mercedes Press Release zum Bahrain GP.

Aber nicht weil die beiden Piloten erstmals in dieser Saison ihren Ansprüchen etwas näher rückten und die Ränge drei und fünf belegten, sondern weil unter den obligatorischen Stimmen zum Rennen folgende höchst interessante, informative und doch zugleich verwirrende Passage zu finden war:

"Blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, blah, etc..."

Was wollen uns die Silbernen damit sagen? Dass Mercedes-Sportchef Norbert Haug, dessen Aussage darüber zu finden ist, noch sehr viel mehr zu sagen hatte? Oder vielleicht doch, dass es eigentlich vollkommen egal ist, was in einem solchen Presseschreiben wirklich drin steht? Das übliche "Die Pace ist da, aber wir müssen sie noch umsetzen" konnten sich die Mannen von Ron Dennis diesmal jedenfalls sparen. Vielleicht war ja auch dies der Grund für die leichte Verwirrung in der Presseabteilung. Oder war dies gar der erste Schritt hin zur von Ron Dennis angekündigten "Geimwaffe Humor"?

Die Lehre von der Dominanz

Eins steht fest: Die unaufhaltsame rote Dominanz des Vorjahres ist vorbei. An ihre Stelle trat mit drei Siegen aus drei Rennen eine gelb-blaue Dominanz von Renault. Allerdings ist diese bei weitem nicht so überlegen, wie es den Anschein haben möchte: Sollte McLaren irgendwann einmal die Rennpace schon vor dem Rennen zeigen oder Ferrari nicht ausfallen, dann könnte es mit den auch weiterhin starken Toyota und Williams Piloten schnell zu einem Vier- oder Fünfkampf an der Spitze kommen!