Kommen die Reifenschäden von Spa Pirelli teuer zu stehen? Der Vertrag des italienischen Herstellers mit der Formel 1 läuft am Ende der nächsten Saison aus und derzeit läuft das Vergabeverfahren für den Zeitraum von 2017 bis 2019. Neben Pirelli hat sich auch Michelin, das zurück in die Formel 1 will, beworben und wittert nun nach den Geschehnissen von Belgien seine große Chance, den Zuschlag zu erhalten.

"Ich möchte das, was in Spa passiert ist, nicht kommentieren, weil uns die Daten fehlen. Aber ich kann eines sagen: Wir lernen viel daraus. Eines kann ich aber verraten: Es macht für uns keinen Sinn, Reifen für zehn Runden herzustellen", erklärte Pascal Couasnon, Motorsportchef von Michelin, gegenüber Bild. Die Franzosen verfolgen die Strategie, die Reifen zuverlässiger zu machen. Pirelli will hingegen auf Geheiß von F1-Boss Bernie Ecclestone auf kurzlebigere Pneus setzen, die mehr Boxenstopps und somit mehr Spannung zur Folge haben.

Michelin: Reifen müssen länger halten

"Ein Reifen in der Formel 1 sollte mindestens ein Drittel eines Rennens halten, vielleicht auch zwei Drittel. Das müssen wir mit den Ingenieuren und Bernie Ecclestone diskutieren", legt Couasnon die Sichtweise Michelins dar. Nachsatz in Richtung Pirelli: "Wir müssen dem Fahrer wieder einen Reifen geben, mit dem er 100 Prozent aus dem Auto herausholen kann und nicht nur 70." Vettel hatte sich nach dem Rennen in Spa darüber beschwert, dass die Pneus nicht so lange wie von Pirelli versprochen gehalten hätten. Sein rechter Hinterreifen löste sich nach 27 Runden auf.

Ob die Reifenschäden Auswirkungen auf das nächste Rennen in Monza haben, das ebenfalls auf einer Highspeed-Strecke stattfindet, ist offen. Wie in Spa kommt die Medium- und Softmischung zum Einsatz. Eine Möglichkeit wäre ein Rundenlimit pro Reifensatz. Eine solche Regelung wollte Pirelli bereits vor zwei Jahren erwirken, scheiterte mit diesem Antrag jedoch. Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com soll es jedenfalls bei der getätigten Reifenwahl bleiben, also keine härteren Mischungen als ursprünglich geplant zum Einsatz kommen.

UPDATE: Wie Pirelli am Montagnachmittag bekanntgab, sind die Analysen zu Vettels Reifenplatzer mittlerweile abgeschlossen. Details der Untersuchungen sollen in Monza veröffentlicht werden.

Michelin will zurück in die Formel 1, Foto: Sutton
Michelin will zurück in die Formel 1, Foto: Sutton

Michelin will größere Reifen

Eine weitere Änderung, die Michelin anstrebt, sofern man ab 2017 den Zuschlag erhält, ist die Größe der Reifen. Derzeit messen die in der Formel 1 verwendeten Gummis 13 Zoll, setzen sich die Franzosen gegen Pirelli durch, soll sich der Durchmesser auf 18 erhöhen. Zudem sollen die neuen Reifen schnellere Rundenzeiten als momentan erlauben. "Wir wissen, dass der Kompromiss, es allen recht zu machen, ein schmaler Grat ist. Unsere Herausforderung ist, dies mit den Ingenieuren der Autos herauszuarbeiten", hofft Couasnon auf die Zustimmung der Teams.

Eine Entscheidung, ob Pirelli Reifenausrüster der Formel 1 bleibt oder Michelin ein Comeback feiert, könnte noch in diesem Herbst fallen.