In Bahrain soll das nächste Märchen aus 1001 Nacht wahr werden: Nach dem klaren Sieg von Malaysia peilen die Franzosen von Michelin den dritten Saisonsieg in Folge an. Die erwartete Hitze bereitet den Michelin-Technikern nach der triumphal bestandenen Feuerprobe in Malaysia kein Kopfzerbrechen.

Ein Fragezeichen steht lediglich hinter den unkalkulierbaren Grip-Verhältnissen, die durch natürliche Veränderungen des noch jungen Asphalts und den auf die Strecke gewehten Sand herrschen könnten.

Ein Neuanfang

Erkenntnisse aus dem vergangenen Jahr – als der Bahrain-GP debütierte – lassen sich gleich aus drei Gründen nicht auf die diesjährige Ausgabe übertragen: Erstens: "Obwohl wir im vergangenen Jahr viele Daten gesammelt haben, wissen wir relativ wenig über die aktuelle Fahrbahnoberfläche", räumt Michelin Motorsport-Direktor Pierre Dupasquier ein. "Mit Sicherheit hat sich die Strecke signifikant verändert – jeder neue Kurs tut das."

Zum zweiten erhöht die Lage des Kurses inmitten der Sanddünen die Wahrscheinlichkeit, dass mal mehr, mal weniger Sand und Staub auf die Strecke geweht werden. "Der voraussichtliche Mangel an Grip wird den Reifenverschleiß intensivieren", schätzt Dupasquier. Die Auflösung dieses scheinbaren Paradoxons: Finden die Reifen weniger Haftung, beginnen sie zu rutschen. Dieser Schlupf zwischen Gummi und Asphalt trägt zur inneren Erwärmung der Reifen bei – weit stärker, als wenn sich der Pneu auf rauem, griffigem Asphalt mit der Oberfläche verzahnt.

Drittens nutzten die besten Piloten aus der Michelin-Armada im Vorjahr sage und schreibe vier Reifensätze für die 300-Kilometer-Distanz. Obwohl reglementbedingt in diesem Jahr ein Set für Qualifying und Rennen ausreichen muss, befürchten die Techniker des Reifenspezialisten keinerlei Probleme. Selbst im feuchtheißen Malaysia ließen die französischen Pneus bei den Spitzenpiloten bis zum Rennende nicht nach. "Michelin leistete schon immer einen wichtigen Beitrag zu unseren Erfolgen. Die diesjährige Aufgabe, ab Samstagmittag mit einem Reifensatz auszukommen, war knifflig, aber sie sind mit der Herausforderung gewachsen", bestätigte zum Beispiel Teamchef Frank Williams nach dem Rennen in Sepang. "Sie waren sehr beeindruckend."

Wiedergutmachung

Dennoch warnt Pierre Dupasquier davor die japanische Konkurrenz vorzeitig abzuschreiben: "Selbst da wir bislang im Reifenkrieg die Oberhand hatten, würde es mich nicht überraschen, wenn die Konkurrenz sich verbessern würde."

Und genau dies plant Bridgestone nach dem Debakel von Sepang. "Ich weiß, dass unsere Ingenieure seit Malaysia extrem hart gearbeitet haben, um uns wieder nach vorne zu bringen", kündigte Motorsportdirektor Hiroshi Yasukawa an. Dabei klammert er sich an den Ferrari-Doppelsieg des Vorjahres, der vor dem Debüt des neuen F2005 Mut machen soll.

Nach den "intensiven" Testfahrten in Mugello und Fiorano sieht Technikmanager Hisao Suganuma dem Bahrain GP optimistisch entgegen. "Wir hoffen konkurrenzfähig zu sein. Die Entscheidung mit dem F2005 anzutreten ist mutig, aber dank dieser konnten wir unser Entwicklungsprogramm beschleunigen, was allen drei Partnerteams zu Gute kommen wird."

Und obwohl sich die Japaner darauf freuen die neue F2005/Bridgestone-Pneu Kombination in Aktion zu erleben, weist Suganuma extra darauf hin, dass dies "erst das erste Rennen" sei und sie "zweifelsohne in den kommenden Rennen mehr und mehr Potenzial aus dem neuen Paket herausholen" werden können.