Man darf sie schlagen, man darf sie hart gen Himmel pfeffern - nur d'raufsteigen sollte man nicht - die Tennisbälle. Sie können einem zum Verhängnis werden - Juan Pablo Montoya weiß, wovon die Rede ist, stieg er doch auf einen der rundum runden Zeitgenossen und kippte schmerzhaft um. Die ganz und gar nicht lustige Folge: Ein Haarriss in der linken Schulter. Montoya könnte in Bahrain zum Aussetzen verurteilt sein. Mercedes-Rennleiter Norbert Haug meinte zwar, es sehe nicht so schlecht aus, doch sicher wird man es erst am Donnerstag wissen. Bis dahin werden wohl die Physiotherapeuten den Alltag des Kolumbianers beherrschen…

Fällt einer der McLaren-Stammpiloten aus, muss oder besser darf einer der beiden Ersatzfahrer ins Cockpit steigen. Für Langzeittester Alex Wurz könnte sich die Angelegenheit zu einer bitteren Erfahrung gestalten - dann nämlich, wenn Pedro de la Rosa, der bereits beim dritten Auto den Vorzug erhielt, weil Wurz bekanntlich für die ersten Monocoques des MP4-20 zu groß ist, am nächsten Sonntag den Grand Prix von Bahrain fahren würde. Da hat der Niederösterreicher jahrelang auf eine solche Chance gewartet, und dann muss so etwas ausgerechnet jetzt passieren, wo er nicht ins Auto passt. Das ist nahezu absurd - man könnte meinen, der in Monaco lebende Alex Wurz käme nicht aus Perchtoldsdorf, sondern aus Pech-toldsdorf…

Für Niki Lauda ist es jedenfalls völlig klar, dass man De la Rosa den GP bestreiten lassen würde, gegenüber der Kronen Zeitung sagte Lauda, dass der Spanier "jetzt die logische Lösung" wäre. Und: "Pedro hat als Freitagsfahrer eine durchaus gute Figur gemacht, etwa gleich zu Saisonbeginn mit einer Bestzeit in Melbourne."

Tatsächlich konnte Wurz wegen des Sitzproblems noch keine Erfahrungen mit dem MP4-20 sammeln, es wäre also eigentlich unlogisch, würde man Wurz in den GP schicken - erstens wegen des Test/Erfahrungs-Mankos und zweitens, weil das Cockpit ja immer noch zu eng für den Österreicher ist. Da nützt es wenig, wenn Formel 1-Reporter Heinz Prüller schreibt: "Aber vom Vertrag her müsste Wurz fahren."

Trotzdem wird Alex Wurz auf jeden Fall am Mittwoch zur Sitzprobe nach England fliegen, wie er der APA in einem Telefonat mitteilte. Der Niederösterreicher erklärte: "Es stimmt, dass nach der Schulterverletzung von Juan Pablo Montoya die Sitzproben vorgezogen werden. Aber das ist lediglich eine Sicherheitsmaßnahme. Oberstes Augenmerk ist, dass Montoya in Bahrain fährt."

Dass seine Chancen auf ein GP-Comeback marginal sind, sieht auch Wurz nicht anders: "Ich bin ja noch keinen Meter mit diesem Auto gefahren. Und es geht nicht um ein Sonntags-Sofa sondern darum, dass ich zwei Stunden im Auto fahren kann, ohne dass mir Hände oder Füße einschlafen. Es muss zumindest so komfortabel sein, dass ich auch wirklich einen guten Job machen könnte." Was immer McLaren entscheiden werde - "es ist eine Team-Entscheidung, zu der ich auf jeden Fall stehe", sagt Wurz vorsorglich.

Und so wird am Sonntag in Bahrain aller Wahrscheinlichkeit nach entweder ein gesund gespritzter Juan Pablo Montoya oder ein ob seines GP-Comebacks höchst erfreuter Pedro de la Rosa am Start stehen.