Im vergangenen Jahr feierte die Formel 1 bei ihrem elften Gastspiel auf dem Bahrain International Circuit eine gelungene Flutlicht-Premiere. Zudem boten die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton den Zuschauern einen packenden Fight unter dem Nachthimmel von Sakhir. Auch in dieser Saison werden die Autos gegen 18 Uhr Ortszeit auf die 308 Kilometer lange Reise durch die Wüste geschickt. 57 Runden á 5,4 Kilometer mit vier langen Geraden und insgesamt 15 Kurven müssen die Fahrer unter Flutlicht hinter sich bringen, ehe sie die schwarz-weiß-karierte Flagge zu Gesicht bekommen.

Eine Runde in Bahrain

Mit weit über 300 km/h erreichen die Fahrer das Ende der knapp einen Kilometer langen Start-und-Ziel-Geraden. Diese bietet - wie auch die weiteren drei längeren Vollgas-Sektionen - eine gute Möglichkeit, die Batterie über die MGU-H der Power Unit stark aufzuladen. Kurve eins und auch der Übergang in Kurve zwei bilden direkt eine der herausforderndsten Stellen des gesamten Kurses. Beim Anbremsmanöver von weit über 300 bis unter die 100 Stundenkilometer-Grenze wird die Batterie der Power Unit aufgeladen.

Der Bahrain International Circuit in grafischer Darstellung, Foto: Adrivo
Der Bahrain International Circuit in grafischer Darstellung, Foto: Adrivo

Nur mit einem stabilen Auto am Scheitelpunkt der Kurve kann es anschließend gelingen, früh aufs Gas zu gehen und somit den Schwung durch die anschließende Vollgas-links-rechts-Kombination mitnehmen zu können. Wichtig ist in Turn 1 wie bei allen langsamen Kurven, die gewonnene Energie für das Herausbeschleunigen schnellstmöglich wieder freizugeben. Nach einer weiteren Geraden von über 500 Metern Länge, an deren Ende die Piloten erneut knapp bei 300 km/h angelangt sind, folgt mit Turn vier nun ein weiterer extremer Bremspunkt. Auch hier 'werfen die Piloten ihre Anker aus', da sie ihre Geschwindigkeit zum zweiten Mal auf unter 100 km/h reduzieren müssen.

Nach dem scharfen Rechtsknick führt ein kleines Beschleunigungsstück über die erste Zeitnahme und direkt in eine flüssige links-rechts-links-Kombination (Kurve 5-7), deren Schwierigkeit in der Unebenheit der Fahrbahn besteht. Die leichte Bergauf-Bergab-Passage mündet nach einer kurzen Beschleunigungsphase in einer abfallenden Haarnadelkurve. Wieder ist eine optimale Bremsbalance nötig, um mit möglichst viel Schwung durch diese nur leicht aufmachende Rechtskurve zu kommen. Die anschließenden Kurven neun und zehn bilden das wohl schwierigste Teilsegment der Strecke.

Das Ende der Start-Ziel-Geraden ist der erste von vier harten Anbremspunkten, Foto: Sutton
Das Ende der Start-Ziel-Geraden ist der erste von vier harten Anbremspunkten, Foto: Sutton

So muss Turn neun bereits perfekt durchfahren werden, um den fast schon darin befindlichen optimalen Bremspunkt für die anschließende Spitzkehre zu treffen. Hier kommt es am Häufigsten zu stehenden Rädern, was die Piloten nicht nur viel Zeit, sondern in der Folge auch Schwung und womöglich Positionen auf der Gegengeraden kosten kann. Dort befindet sich nämlich die erste DRS-Zone des Kurses. Nach einem mittelschweren Bremspunkt von knapp 300 auf 165 km/h in Turn elf folgt das flüssigste Stück der Strecke. Die beiden schnellen Rechtskurven zwölf und dreizehn, auf deren Durchfahrt die zweite Zeitnahme passiert wird, ermöglichen nur auf der Ideallinie maximalen Schwung auf der folgenden vierten Geraden der Strecke.

Nach dem knapp einen Kilometer langen Vollgasstück geht es zum Abschluss der Runde durch einen tükischen Doppel-Rechtsknick, der nach Abbremsen von rund 300 auf knapp 170 km/h optimal durchfahren werden muss, um nicht als leichte Beute in der auf der Start-und Ziel-Geraden befindlichen zweiten DRS-Zone zu enden.

Mit untergehender Sonne kann die Streckentemperatur in Bahrain um bis zu 15 Grad Celsius sinken, Foto: Sutton
Mit untergehender Sonne kann die Streckentemperatur in Bahrain um bis zu 15 Grad Celsius sinken, Foto: Sutton

Zusätzliche Einflussfaktoren

Aus Reifensicht stellt der Bahrain International Circuit eine besondere Herausforderung dar, denn der Asphalt ist so rau wie nirgendwo sonst - die Teststrecke in Jerez einmal ausgenommen. Auch Hitze und der aus der Wüste herbeigewehte Sand setzen den Pneus zu. Vor allem die Hinterreifen werden traktions-bedingt belastet und müssen daher besonders im Auge behalten werden. Zudem könnten Luft- und vor allem Streckentemperatur mit Verschwinden der Sonne um bis zu 10 Grad Celsius nachlassen, was das Level der Bodenhaftung der Boliden aufgrund abkühlender Pneus extrem verändern kann.

Obwohl in Bahrain deutlich höhere Temperaturen erwartet werden, entschied sich Pirelli für die gleichen Reifenmischungen wie in Australien und China: weich und Medium. Motorsportchef Paul Hembery begründet die Entscheidung damit, dass das Rennen erst am Abend stattfindet, wenn die Witterungsbedingungen nicht so aggressiv sein werden wie in Malaysia oder vor zwei Jahren in Bahrain, als noch tagsüber gefahren wurde.

Pirelli erwartet in diesem Jahr zwischen den beiden Reifenmischungen einen Performance-Unterschied von 1,5 bis 1,7 Sekunden pro Runde. Zu Rennbeginn rechnet der Reifenhersteller mit einer Lufttemperatur von 29 Grad. Im Laufe des Rennens soll sie auf 25 Grad oder weniger abfallen.