Dass die Formel 1 Kosten sparen muss, darüber sind sich alle einig. Lediglich am wie scheiden sich die Geister. Red-Bull-Teamchef Christian Horner legte unlängst einen radikalen Vorschlag auf den Tisch: Verbot aller Windkanäle! In der Vergangenheit ist die Anzahl der Windkanalstunden bereits reduziert worden, doch als signifikante Kostenbremse hat sich das nicht erwiesen. Wenig überraschend ist daher, dass Mercedes sich dem Vorschlag nicht anschließen wird.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff kann es gar nicht glauben, dass Horner das gesagt haben soll, und hat für den Vorschlag nur Spott übrig: "Ich bin nicht sicher, ob Horner in diesem Kontext richtig zitiert wurde. Das ist hier die Formel 1 und nicht die GP2. Das ist keine Monomarque-Series wie IndyCar. Das ist die Spitze des Motorsports." Und zu dieser gehören eben auch Windkanäle. "Diese sind state-of-the-art in der Infrastruktur für Straßenwagen und auch seit längerer Zeit in der Formel 1."

Stattdessen gelte es, die Essenz der F1 zu erhalten: "Ich denke, dass wir die Kosten im Blick haben und verantwortungsvoll mit dem Geld umgehen müssen. Gleichzeitig muss uns aber auch klar sein, dass das einerseits eine Fahrerweltmeisterschaft ist, aber auch eine WM der Ingenieure, mit den besten Autos da draußen. Wenn man nun anfängt, Dinge zu kürzen, die immer teil der DNA der Formel 1 waren, dann hilft man ihr nicht."

Sport muss nicht runderneuert werden

Toto Wolff bleibt beim Ferrari-Zukunftskonzept skeptisch, Foto: Ferrari
Toto Wolff bleibt beim Ferrari-Zukunftskonzept skeptisch, Foto: Ferrari

Überhaupt sieht Wolff derzeit zu viel Aktionismus in der Formel 1: V8-Motoren, 1000 PS, größere Reifen, lauterer Sound, zuletzt eine provokative Designstudie von Ferrari. Der 43-Jährige sieht aber gar keinen Handlungsbedarf: "Der Sport selbst braucht keinen großen Shakeup. Wir reden ständig darüber, die Regeln zu ändern - die Autos, die Motoren... Wir sind in einer glücklichen Position als Weltmeister, mit den Regeln übereinzustimmen. Aber wir müssen offen sein für Gespräche."

Ob aber Ferraris Zukunftsentwurf, der selbst von den Roten als "Provokation" deklariert worden ist, die richtige Lösung darstellt, daran zweifelt der Geschäftsmann: "Ich persönlich mochte den Look. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das F1 ist." Auf keinen Fall sollten die Formel-1-Boliden zu Sportwagen werden, sowohl beim Design, als auch in Sachen Fahrverhalten. Über den Vorschlag ließe er mit sich reden: "Wir müssen uns zusammensetzen und darüber reden, wie wir die Formel 1 als Ganzes verbessern können." Breitere Autos mit größeren Reifen sehe er aber nicht als ihr größtes Problem an.

Auch Williams gegen ein Windtunnel-Verbot

Auch Claire Williams positioniert sich klar gegen eine Abschaffung der Windkanäle, wenn auch nicht ganz uneigennützig: "Als ein Team, das groß in Windkanäle investiert hat, würden wir einen Bann nicht unterstützen." Williams verfügt gleich über zwei Windkanäle. "Ich denke, man kann in Sachen Kostenkontrolle andere Schritte einleiten, bevor man sich auf diese Route begibt." Zwar gäbe es langfristige Einsparungen bei einem Verbot der Windkanäle, die aber über kurzfristige Investitionen in andere Technologien wie CAD und CFD erkauft werden müssten. "Dazu müsste man Leute entlassen und arbeitslos machen. Das wollen wir nicht, und auch das würde wieder Geld kosten", gibt die Williams-Chefin zu bedenken.