Und wieder gibt es kritische Stimmen zum neuen Qualifying-Modus. Bei dem britischen TV-Sender ITV kam man gar zu dem Entschluss, das zweite Qualifying am Sonntag Vormittag nicht zu übertragen und stattdessen eine Kurzzusammenfassung im Vorlauf vor dem Rennen zu bringen. Man räumt jedoch ein, dass man dies im Laufe der Saison eventuell ändern würde.

Damit fühlt sich Rennstallbesitzer Frank Williams bestätigt: "Das ist keine Überraschung für mich. Die meisten TV-Zuseher sind keine eingefleischten Benzinköpfe und da fehlt einfach das Interesse. Dieses Qualifying-Format ist einfach nicht gut."

RTL wird übrigens die Sonntags-Session übertragen, so erklärte FIA-Präsident Max Mosley: "Was ITV macht, ist deren Entscheidung, aber RTL hat sich sogar an Bernie Ecclestone gewandt und ihm erklärt, dass man wegen des Wegfalls des Warm Ups zu diesem Zeitpunkt keine Werbung mehr bringen könne."

Zum Warm Up zurückkehren möchte Mosley nicht: "Ich persönlich bin nicht schrecklich überzeugt davon." Zum neuen Sonntags-Qualifying sagt der Brite: "Alle Teams wollen es so, denn sie sagen, dass es letztes Jahr in Japan [als man wegen dem Schlechtwetter das Qualifying auf Sonntag Vormittag verlegen musste, d. Red.] eine Begeisterung am Vormittag ausgelöst hat und ich denke, das neue Qualifying war eine emotionale Reaktion darauf." Der neue Modus wurde von den Teams vorgeschlagen aber auch von Mosley und Bernie Ecclestone gebilligt und befürwortet…

Mosley ist sich sicher, dass der nun umstrittene neue Modus in dieser Saison bestehen wird, denn für eine Änderung sei ein einstimmiger Beschluss der zehn Teams nötig und: "Es hat ein Jahr gebraucht, um das Format zu ändern, und dass alle zehn Team eine neuerliche Änderung beschließen, ist daher schwierig."

Kritisch hat sich auch ein Vertreter von "S-COMM", eine Agentur, die sich auf das Erforschen des internationalen Sponsorships und dessen Auswirkungen spezialisiert hat, gegenüber Pitpass geäußert. Demnach sei ein wesentlicher Punkt im Formel 1-Sponsoring die Möglichkeit, dass Firmenvertreter, Gäste oder Prominente in der Boxengasse flanieren können. Diese Boxenbesuche seien für die Firmenvertreter ein "Wow-Faktor" – aufgrund des neuen Qualifying-Formats würden diese Möglichkeiten massiv beschnitten werden. Zudem würde zu befürchten sein, dass weniger Menschen an den Sonntag Vormittagen die Fernsehübertragung ansehen könnten. Die TV-Übertragungen seien jedoch "lebensnotwendig für das Produkt Formel 1".

Erst unlängst hat Toyota-Pilot Jarno Trulli darauf aufmerksam gemacht, dass jene langjährige Tradition, dass die Pole-Position am Samstag ermittelt wird, sich stark auf die Medienpräsenz der Formel 1 auswirken wird. Den Tageszeitungen beispielsweise wurde damit die Möglichkeit genommen, ihren Lesern die Startaufstellung zu vermitteln. Der Samstag wird wegen seiner relativen Bedeutungslosigkeit für die Aufstellung an Medienpräsenz verlieren. Jetzt hoffen alle, dass am Sonntag Vormittag möglichst viele Menschen den Fernseher aufdrehen werden…