Während die Teams ihre Saisonvorbereitung wie gewohnt abspulen, tobt hinter den Kulissen der Papierkrieg zwischen FIA-Präsident Max Mosley und Minardi-Teamboss Paul Stoddart beständig weiter.

So antwortete der Australier am 4. Februar auf die von Max Mosley veröffentlichten Dokumente und dessen Fax an den Minardi-Boss mit einem weiteren Schreiben, welches Mosley nun mit einem letzten Fax seinerseits beantwortete.

Dabei überraschte der ansonsten mit sehr gewählten Sätzen agierende FIA-Präsident mit einigen harten Äußerungen in Richtung Stoddart: "Du darfst Dich unglaublich glücklich schätzen, dass Du die Zeit für dies hast", beginnt Mosley seinen neuesten Brief. "Tatsächlich vermute ich jedoch, dass Du einen Ghost-Writer hast, da leicht aufgeblasene Juristensprache sonst nicht Dein Stil ist. Ich für meinen Teil muss jedoch selbst antworten und werde dies nur noch diesmal machen und danach aufhören."

Seinen fünfseitigen Brief schließt Mosley demnach auch mit den Worten, dass dies das "Ende dieser Korrespondenz" sei, da er keinerlei Zeit mehr dafür opfern könne.

FIA-Abkehr von der Kostensenkung?

In dem Fax dreht sich natürlich wieder einmal alles um Regeländerungen und vor allem um jenes Thema, welches Mosley sich schon seit Jahren kreuzzugartig auf die FIA-Fahnen geschrieben hat: Die Kostensenkung.

Laut Max zeigte der Meeting-Boykott der neun nicht in Maranello ansässigen Rennställe, dass seitens dieser kein Interesse mehr an Kostensenkungsdebatten bestehe, weshalb sich die FIA – und der enttäuschte Mosley – womöglich ganz von diesem Thema verabschieden werden.

"Wenn die Teams an der allgemeinen Diskussion Interesse gehabt hätten, dann wären sie am 28. Januar zu dem Meeting gekommen", schreibt Mosley. Zwei weitere Meetings der Technischen Arbeitsgruppe und der F1-Teammanager sollen Anfang Februar ergeben haben, dass "die Teams nicht mehr mit der FIA über Kostensenkungspläne diskutieren" möchten.

"Dies ist vielleicht verständlich, da jene beiden Teams, deren Zukunft am Ende des letzten Jahres am größten gefährdet war [Jaguar und Jordan, d. Red.] nun von finanziell stabilen Organisationen übernommen worden sind. Deshalb interessieren sie sich vielleicht nicht mehr für Kosteneinsparungen."

Aus diesem Grund gibt es innerhalb der FIA Bestrebungen die Kostensenkungspläne fallen zu lassen: "Es gibt Leute die sich die Frage stellen, ob noch mehr Zeit und Einsatz in die Suche nach Kostensenkungsmaßnahmen für die Formel 1 investiert werden soll. Dieses Thema wird im nächsten Monat vom World Motor Sport Council diskutiert werden und dies wird vielleicht in einer Unterbindung all dieser Anstrengungen enden. Jedenfalls bis es zu einer finanziellen Krise in der Formel 1 kommt, wie wir sie im letzten Herbst hatten."

Hört auf Flavio: Der Sport muss wieder in den Vordergrund rücken

Aus welchem Grund Max Mosley urplötzlich sein Steckenpferd der Kostensenkungen fallen lassen möchte respektive ob dies nur ein Versuch ist die Teams mit einer Drohung auf seine Seite zu ziehen (wie es schon bei seinem Rücktritt der Fall gewesen ist), bleibt abzuwarten.

Dass die Rennställe kein Interesse an einer Kostensenkung haben, dürfte hingegen schlichtweg falsch sein. Schließlich hatten sie schon vor dem genannten Meeting in London angekündigt sich nach den ersten drei Rennen mit der FIA zusammensetzen zu wollen um so die Auswirkungen der diesjährigen Regeländerungen erst einmal in Aktion zu sehen, bevor sie wiederum neuerliche Maßnahmen für 2006 beschließen. Eigentlich eine ziemlich logische Vorgehensweise, welche sicherlich auch den vielen Mosley´schen Regeländerungen der vergangenen Jahre gut zu Gesicht gestanden hätte.

"Dass wir einige Treffen nicht besuchen, hat nichts damit zu tun, dass wir Max oder Bernie nicht leiden können", begründete Renault-Teamboss Flavio Briatore das Fehlen der Neun in Heathrow. "Aber wir haben doch Zeit genug. Wir reden über die Zeit ab 2008."

Dass nicht nur Mosley in Richtung Stoddart austeilen kann, sondern auch Briatore einige Sticheleien in Richtung des FIA-Präsidenten unternimmt, zeigte sich auf der Renault-Teampräsentation in Monaco: "Dass Max auch hier ist, zeigt immerhin, dass er nicht nur Ferrari zugetan ist, sondern Renault irgendwie auch mag."

Abseits dieser kleinen Rangeleien zählt allerdings nur, was Briatore noch zu sagen hatte: "Die Formel 1 ist Sport, und sie ist eine Show für ein Millionen-Fernsehpublikum. Darauf sollten wir uns schleunigst zurückbesinnen", so die wahren Worte des Italieners. "Es interessiert doch keinen, ob ein sündhaft teures Getriebe aus Titan im Auto ist. Dass wir Firmen knapp 1.000 Mitarbeiter brauchen, um zwei Fahrzeuge in die Rennen zu schicken, glaubt ohnehin keiner – außer uns Teamchefs, weil wir die Löhne und Gehälter bezahlen müssen. Und was ich mit Max und Bernie habe, interessiert doch erst recht niemanden."

Und auch die Abschlussworte sollen dem smarten Italiener gehören: "Die Faszination Formel 1 besteht aus Autos, Wettbewerb, Gefahr und Lifestyle. Das alles muss wieder in den Vordergrund rücken, nicht die Politik."