Während die Formel 1-Welt rätselt, ob die große Domina Ferrari erstmals seit langem an Zuverlässigkeitsproblemen leidet, man dort bewusst über die Grenzen hinaus geht oder man nur die Konkurrenz zu verunsichern versucht, scheinen bei den neuen Boliden von Sauber, Toyota und B·A·R-Honda tatsächlich ein paar Fehler im System zu liegen…

Aerodynamikproblem beim Sauber C24

Peter Sauber erklärte nach dem enttäuschenden Test letzte Woche in Barcelona: "Im Gegensatz zu unseren zuvor in Valencia gemachten Erfahrungen waren wir in Barcelona nicht in der Lage, eine vernünftige Balance zu finden." Während Valencia eher als Low-Speed-Kurs zu bezeichnen ist, werden auf der Highspeedstrecke von Barcelona aerodynamische Fehler schnell offensichtlich.

Sauber fügte hinzu: "Wir haben zu wenig Speed und wir denken, dass sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen hat. Wir müssen jetzt hart daran arbeiten, um herauszufinden, was genau falsch läuft." Bitter ist dabei: Der C24 ist das erste Kind aus dem nagelneuen Hightechwindkanal der Schweizer. Sauber tröstet sich derweilen mit der Zuverlässigkeit, die der Neue zumindest an den Tag legen konnte. Und ab Dienstag wird Sauber wieder testen – in Jerez.

Reifenverschleiß am Toyota TF105

Ein beinahe katastrophales Problem sorgt für Kopfzerbrechen in Köln-Mansdorf. Jarno Trulli gestand der Gazzetta dello Sport: "Der neue TF105 scheint schnell und konkurrenzfähig zu sein – jedoch nicht über eine längere Distanz. Das Problem ist ein exzessiver Verschleiß der Hinterreifen. Wir haben aber noch drei Wochen Zeit und wir hoffen, dass wir das Problem bis dahin lösen können."

Kann man dies jedoch nicht, hätte das böse Folgen. Bekanntlich dürfen die Reifen in diesem Jahr nicht mehr gewechselt werden. Der in einer ungewöhnlichen Offenheit sprechende Italiener fügte hinzu: "Eines wissen wir bereits: Es liegt sicher nicht an der Gewichtsverteilung. Wir konnten jedoch noch nicht herausbekommen, ob es sich um ein aerodynamisches oder um ein mechanisches Problem handelt. Nach drei Runden wird es immer schwieriger, das Auto zu fahren. Das erinnert mich an meinen alten Jordan." In den Jahren 2000 und 2001 fuhr Trulli für das mittlerweile an den Midland-Stahlkonzern verkaufte Team und hatte dort ebenfalls mit einem viel zu hohen Verschleiß der Hinterreifen zu kämpfen.

Der Toyota TF105 sei über eine Runde sehr schnell und auch die Zuverlässigkeit stimmt das Team zuversichtlich. Wenn das Reifenproblem jedoch nicht gelöst werden kann, bringen all die Fortschritte wenig bis gar nichts. Jarno Trulli sagt: "Das ist wirklich schade, denn der Wagen ist leicht zu fahren und auch die Probleme mit der Motorenstandfestigkeit konnten gelöst werden…"

B·A·R-Honda 007: Mangelnder Aero-Abtrieb und Motorenprobleme

Sauber und Toyota stehen mit ihren Problemen nicht alleine da. Auch bei British American Racing sah man bei den Tests besorgte Gesichter an der Kommandobrücke. Ein Teaminsider flüsterte den Kollegen von Autosport: "Der 007 hat zu wenig Downforce und es gibt einen prinzipiellen Mangel an aerodynamischem Abtrieb." Jetzt legt man alle Hoffnung in ein neues Aero-Paket. Immerhin möchte man in Melbourne auf das Siegerpodest, und zwar auf den obersten Platz.

Doch auch Motorenpartner Honda musste zusätzliche Hausaufgaben lösen. Technikdirektor Shuhei Nakamoto erklärte: "Bislang konnten wir unser Ziel von 1300 Kilometer an Laufleistung nicht erreichen. Wir warten nun auf modifizierte Motorenkomponenten, die wir hoffentlich schon nächste Woche in Jerez einsetzen können." Sollten diese Teile bis dahin nicht fertig werden, sollen sie spätestens beim übernächsten Test eingesetzt werden, bei diesem wird auch das neue Aero-Paket seinen ersten Einsatz erleben.

Eines kann man, ungeachtet ob Ferrari blufft oder nicht, auf alle Fälle sagen: Die Boliden der Generation 2005 sorgen für Stress in den Konstruktionsbüros. Doch nicht in allen Teams – der neue McLaren-Mercedes MP4-20 beispielsweise scheint problemlos und noch dazu recht schnell zu laufen. Kimi Räikkönen konnte mit dem neuen Silberpfeil beinahe seinen alten Rundenrekord pulverisieren. Für die strauchelnden Teams gilt: Noch ist Zeit für Verbesserungen…