Was erwartet die Formel 1 im kommenden Jahr? Wird es wie in den Jahren zuvor wieder ein Triumphzug für Michael Schumacher und die Scuderia Ferrari werden? Wie werden sich die neuen Regeln auf das Kräfteparallelogramm der Königsklasse auswirken? Wie sieht die Zukunft der Formel 1 aus? Über all diese Fragen hat sich auch Red Bull-Teamchef Tony Purnell bei einem Presse-Lunch den Kopf zerbrochen, die Kollegen von Autosport waren vor Ort.

Für Tony Purnell war es ein turbulentes Jahr 2004. Das von Ford noch vor Saisonschluss angekündigte Ende von Jaguar Racing, die Ungewissheit über die eigene Zukunft und dann die erlösende Übernahme durch Red Bull und die Bestätigung durch Dietrich Mateschitz, der weiter auf Teamchef Purnell vertraut. Tony Purnell kann also aufatmen, sich auf seine Arbeit konzentrieren – und einen Blick in die Kristallkugel wagen...

In diesem Jahrhundert gab es bekanntlich noch keinen Formel 1-Weltmeister, der nicht Michael Schumacher hieß – und daher erwartet Tony Purnell ein Jahr 2005, welches "much the same", wie die Jahre zuvor, sein wird. Und: "Die Menschen wissen, dass es eines Tages eine neue Ära geben wird – jedoch vermutlich erst dann, wenn Michael Schumacher aufhören sollte. Aber die Menschen bewundern Michael tief aus ihren Herzen heraus. Dass er immer gewinnt, ist okay - denn er ist der Beste. Und ich glaube wirklich ganz fest daran, dass er der Beste ist."

Manche sagen, die Seriensiege des siebenfachen Weltmeisters seien schädlich für die Formel 1. Andere, wie Bernie Ecclestone, sagen, sie wären gut für den Sport, da wir so mit Michael Schumacher eine lebende Legende in unserer Mitte haben würden. Tony Purnell wird bei diesen Gedanken von einer großen Vision ereilt: "Ich denke, es wäre absolut fabelhaft, wenn Michael für ein anderes Team fahren würde – sagen wir bei Red Bull Racing!" Die Spekulationen darüber, wie sich Schumacher in einem anderen Auto schlagen würde, könnte man so mit einem Schlag auflösen. Purnell würde den Kerpener natürlich umgehend unter Vertrag nehmen, denn: "Er ist erfahren. Er ist enthusiastisch. Und er ist jung!"

Purnell räumt aber auch ein: "Ob ein Kimi Räikkönen oder ein anderer Pilot in einem Ferrari davon sausen und gewinnen könnte? Da sage ich: Ja, ich denke sie könnten das. Aber ich denke auch, dass eine spezielle Fähigkeit von Michael darin liegt, ein Team zusammenzuschweißen. Ich habe Geschichten gehört über Michael - dass er wirklich versucht, dass jeder im Team spüren kann, dass er auf ihn zählt."

Dass ein talentierter Pilot sogar mit einem unterlegenen Fahrzeug siegen kann, hat Valentino Rossi im abgelaufenen Jahr im Motorradsport eindrucksvoll demonstriert. Deshalb würden ihn die Menschen lieben, sagt Tony Purnell. Und natürlich auch wegen "seines Charismas und seiner Persönlichkeit. Rossi wäre großartig in der Formel 1. Ich persönlich würde es lieben, wenn ein Fahrer im Rennen nach der Auslaufrunde zu Hammer und Meißel greifen würde..."

Tony Purnell kann sich mit dem jugendlichen Image seines neuen Arbeitgebers gut identifizieren – deshalb hat er auch unlängst gesagt, dass "Red Bull Racing das Prickeln zurück in die Formel 1 bringen" werde. Denn: "Es gibt sechs Automobilhersteller in der Formel 1. Red Bull ist aber eine Marketingfirma und ich erwarte, dass man bei der Art und Weise, wie man das Team in der Öffentlichkeit präsentiert, auch ein bisschen abweicht von der gängigen Linie. Das ist es, was ich möchte. Wie eben auch die Verweigerung, das Fahrer-Line Up bekannt zu geben, bis zum letzten Moment. Wenn wir so weit sind, werden wir unsere Piloten bekannt geben."