1. - Warum fuhr Bianchi im Ferrari?

Ungewohntes Gesicht im F14 T am Mittwoch: Jules Bianchi nahm erstmals seit 2012 wieder im Ferrari Platz. Der Franzose ersetzte Kimi Räikkönen, der den Test in Folge seiner Verletzung beim Großbritannien Grand Prix absagen musste. Bianchi, eigentlich in Diensten von Marussia, fühlte sich offenbar wohl im ungewohnt schnellen Auto. Der Ferrari-Junior markierte am Mittwoch die Bestzeit.

Am Dienstag war er zwar er zwar nicht Schnellster, dafür mit 108 Runden aber Kilometer-König von Silverstone. Bianchi war auch der einzige Fahrer, der an beiden Tagen ins Lenkrad griff. Zum Auftakt am Dienstag saß F1-Veteran Pedro de la Rosa im Ferrari, denn Einsatz aber schon vor Räikkönens Ausfall geplant war.

Schweres Messgerät an Bianchis Ferrari, Foto: Sutton
Schweres Messgerät an Bianchis Ferrari, Foto: Sutton

2. - Warum waren alle Augen auf Lotus gerichtet?

So viel Beachtung dürfte Charles Pic noch nie während eines Tests bekommen haben. Die zahlreichen Fotografen in der Boxengasse wollten allerdings nicht den Ersatzfahrer von Lotus ablichten, sondern die Flanken des E22. Lotus wurde von Pirelli auserkoren, als erstes Team in der Geschichte der Formel 1 mit eigens angefertigten 18-Zoll-Rädern zu fahren.

Pic drehte am Mittwoch 14 Runden auf den Rädern mit ihren schmalen Reifenflanken. Zeitenjagd war nicht angesagt, Pirelli wollte lediglich zeigen, was möglich ist. Die 18-Zöller könnten theoretisch schon 2016 in die Formel 1 Einzug halten. Allerdings nur, wenn sich alle Verantwortlichen der Königsklasse für die Ablösung der aktuellen 13-Zoll-Generation aussprechen.

So sehen 18-Zöller an einem F1-Auto aus, Foto: Sutton
So sehen 18-Zöller an einem F1-Auto aus, Foto: Sutton

3. - Was war das Besondere an Leals Debüt?

Julian Leal dürfte nur den eingefleischten Motorsport-Fans ein Begriff sein. Der Kolumbianer fährt allerdings schon seit einigen Jahren im Dunstkreis der Formel 1. Seit 2011 ist er in der GP2-Serie unterwegs, 2014 bestreitet er mit Carlin bereits seine vierte Saison in der Nachwuchsserie. So langsam soll der nächste Schritt erfolgen, die Formel 1 ist das große Ziel. Dafür benötigt ein Fahrer die Super-Lizenz. Auflage dieses Dokuments ist unter anderem, 300 km in einem Formel-1-Auto zurückzulegen.

Da kam der Silverstone-Test gerade recht für Leal. Am Mittwoch feierte er sein F1-Debüt im Caterham. Pünktlich um 09:00 Uhr sollte es auf die Strecke gehen, doch plötzlich streikte die Kontrollelektronik der Power Unit. Folge: Leal musste sechs Stunden lang mitansehen, wie die Ingenieure am Auto werkelten, um es wieder einsatzfähig zu machen. Zwei Stunden vor Feierabend gab Leal dann Vollgas - bis er rund eine halbe Stunde vor Sessionende erneut gestoppt wurde, diesmal ausgelöst durch rote Flaggen. 51 Runden hatte er zu Buche stehen. Das entspricht 300,441 Kilometern und damit genau 441 Metern weiter als benötigt. Knappe Angelegenheit.

Ob es Julian Leal wirklich in die Formel 1 schafft?, Foto: Sutton
Ob es Julian Leal wirklich in die Formel 1 schafft?, Foto: Sutton

4. - Was war bei Hamilton los?

Am Mittwoch war Lewis Hamilton lange Zeit zum Zusehen verdammt, während seine Kollegen fleißig Runden drehten. Der Brite hatte sich nach fünf Umläufen in der Stowe-Kurve gedreht und war ins Kiesbett gerutscht. Nach ein paar langsamen Aero-Runs waren seine Reifen offenbar noch zu kalt und er verlor die Kontrolle. Der Mercedes musste zurück in die Box geschleppt werden, wo das Team den Motor des F1 W05 tauschte.

Erst gegen 15:00 Uhr nachmittags konnte Hamilton wieder loslegen. Am Ende kam er auf 47 Runden. "Das war kein leichter Tag", sagte der Silverstone-Sieger. "Es hätte noch schlimmer kommen können, wenn es geregnet hätte oder wir gar nicht mehr hätten fahren können."

Am Silberpfeil wurde kräftig gearbeitet, Foto: Sutton
Am Silberpfeil wurde kräftig gearbeitet, Foto: Sutton

5. - Wie viele rote Flaggen gab es insgesamt?

Ziemlich viele! In Zahlen ausgedrückt: elf. Allein am Dienstag wurden gleich sechsmal rote Flaggen geschwenkt. Flaggen-König war Jean-Eric Vergne, der im Toro Rosso allein dreimal stehen blieb. Am Nachmittag hatte das Team einige Batterien für das ERS in Betrieb, die Probleme bereiteten. Bei Jules Bianchi war es zwar nur eine rote Flagge, allerdings brannte sein Auto leicht. So musste er den Test kurz vor Feierabend abbrechen. Zwei weitere Unterbrechungen gab es wegen Dreck auf der Strecke.

Am Mittwoch sorgte Lewis Hamilton schon früh für die ersten roten Flaggen des Tages, nachdem er sich in der Stowe-Kurve gedreht hatte. Nach zwei weiteren Unterbrechungen wegen Unrats auf der Strecke war es um die Mittagszeit Daniil Kvyat, der für Flaggen-Action sorgte und auf der Hangar-Straight liegen blieb. Damit gingen vier von elf Unterbrechungen auf das Konto von Toro Rosso.

20 Minuten vor dem Ende der Testfahrten beendete Giedo van der Garde den Tag vorzeitig, indem er mit dem Sauber hart in Kurve 6 einschlug und dabei die Leitplanken beschädigte. "Einer meiner schwersten Unfälle", so der Niederländer, der nach dem medizinischen Check Entwarnung gab.

Hier wird Bianchis Marussia abgeschleppt, Foto: Sutton
Hier wird Bianchis Marussia abgeschleppt, Foto: Sutton

6. - Warum spielte FRIC eine Rolle?

Das komplexe Aufhängungssystem namens FRIC könnte schon zum nächsten Rennen in Hockenheim verboten werden, wie am Montagabend bekannt wurde. Deshalb testeten einige Team in Silverstone bereits ohne den Betrieb des Systems, das die Autos stets in einer optimalen Position halten soll. "Manchmal haben wir es benutzt, manchmal nicht", sagte Saubers Testfahrer Giedo van der Garde. "Schauen wir mal, wenn das Verbot wirklich kommt, müssen wir vorbereitet sein."

Mercedes soll das FRIC-System am besten umgesetzt haben. Ob das Verbot die Silberpfeile zurückwerfen würde? "Schwer zu sagen", meinte Sebastian Vettel auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Es kommt darauf an, was die anderen an Bord oder nicht an Bord haben. In Hockenheim werden wir es spätestens wissen." Sollten sich alle Teams einig sein, könnte das Verbot allerdings auch erst zur Saison 2015 in Kraft treten. Die Entscheidung fällt bald.

Bei Vettels RB10 wurde der Motor getauscht, Foto: Sutton
Bei Vettels RB10 wurde der Motor getauscht, Foto: Sutton