Giedo van der Garde würde den Kanada GP wohl am liebsten so schnell wie möglich vergessen. Allerdings wird ihn eine Strafversetzung um fünf Startplätze auch beim nächsten Rennen noch daran erinnern, dass es mit dem Überrunden auf dem Circuit Gilles Villeneuve alles andere als rund lief. Denn zum einen kollidierte der Niederländer mit Mark Webber, als er diesen überrunden wollte und zum anderen behinderte er Nico Hülkenberg, als ihn dieser passieren wollte. Für erstere Aktion erhielt er eine Stop-and-Go-Strafe, da er nicht nur eine Kollision verursacht, sondern zudem blaue Flaggen missachtet hatte. Auch im Fall Hülkenberg kreideten ihm die Stewards an, dass er eine Runde lang mit blauen Flaggen darauf hingewiesen wurde, für ein schnelleres Fahrzeug Platz zu machen, jedoch nicht reagierte.

"Heute war kein guter Tag für mich. Ich möchte mich bei Mark für den Vorfall entschuldigen und ich werde dafür sorgen, dass ich aus der Entscheidung der Stewards mit der Strafversetzung um fünf Plätze beim nächsten Rennen lernen werde", zeigte er sich reumütig. "Manchmal macht man Fehler, aber das wichtige ist, sie zu akzeptieren, aus ihnen zu lernen und weiterzumachen."

Dabei hatte das Rennen mit einem guten Start begonnen, bei dem er vier Autos überholte und in Runde zwei bereits auf Rang 17 nach vorne kam. Die superweichen Reifen, auf denen er gestartet war, wurde van der Garde bereits in Runde acht wieder los. In den ersten Runden des zweiten Stints sei es auf diesen zunächst gut gelaufen, doch dann sei die Reifentemperatur plötzlich gesunken und er habe sie nicht mehr zum Arbeiten gebracht, berichtete er. "In Runde 33 habe ich mir einen weiteren Satz Medium-Reifen geholt und musste dann nach der Berührung mit Mark für die Stop-and-Go-Strafe erneut an die Box kommen. Nach der Strafe sind die Temperaturen direkt gestiegen und ich musste beinahe sofort wieder reinkommen, damit mein Team das Auto checken konnte. Dabei haben sie ein Abreissvisier in einem der Kühler gefunden, das die meiste Zeit des Rennens Probleme verursacht hatte."

Kurz danach sei er neben Hülkenberg auf die Haarnadelkurve zugefahren. "Ich habe ihm Platz gemacht, aber er ist vor mir in der Bremszone reingezogen und wir haben uns berührt", schilderte er seine Sicht. "Das war das Ende meines Rennens."

Abiteboul hofft auf Wiedergutmachung

Teamkollege Charles Pic kam mit einer Zwei-Stopp-Strategie, bei der er in Runde elf und 36 jeweils auf Medium-Reifen wechselte, auf der Position ins Ziel, von der er gestartet war: Rang 18. Beim Start hatte er zunächst Plätze verloren, da er eine Kollision vermeiden wollte. Die Balance des Autos habe sich über das Rennen verbessert und das Team habe seine Strategie wie geplant durchführen können, berichtete Pic. "Etwa zehn Runden vor Schluss habe ich zu Chilton aufgeschlossen und ihn überholt. Ich habe die Anweisung bekommen, bis zum Ende zu pushen. Von da an konnte ich allerdings nicht mehr auf das Auto vor mir aufholen und habe daher sichergestellt, dass wir es ohne Probleme ins Ziel schaffen und habe das Rennen als 18. beendet."

Teamchef Cyril Abiteboul konnte dem Kanada GP absolut nichts Positives abgewinnen. "Ein sehr schlechter Tag für uns, um es milde auszudrücken", meinte er. "Seit dem Beginn des Wochenendes hatten wir das Gefühl, dass das Rennen aus einer Vielzahl von Gründen schwierig werden würde. Erstens haben wir, was das aerodynamische Setup angeht, mit den verfügbaren Teilen nie den richtigen Kompromiss zwischen Top-Speed und Abtrieb gefunden." Das Team habe viel Zeit mit diesem Problem verbracht und dabei möglicherweise andere Bereiche wie die Reifen - gerade bei den unterschiedlichen Wetterverhältnissen - außer Acht gelassen. "Das ist ein Bereich, den wir besonders untersuchen müssen, denn unsere direkten Konkurrenten haben sich für eine andere Strategie entscheiden, die ihnen einen deutlichen Vorteil verschafft hat", erklärte Abiteboul.

"Der hohe Reifenabbau, vor allem an Giedos Auto, führte dazu, dass er bereits früh im Rennen blaue Flaggen sah und das trug zu den unglücklichen Vorfällen im Rennen bei, die wir als Team nie sehen wollen", stellte er zudem klar. "Das heutige Rennen in Kanada hat den positiven Trend, den wir seit Bahrain gesehen haben, radikal beendet, und wir müssen das für Silverstone umkehren und dort wieder kämpfen. Wir werden beim Großbritannien GP neue Teile haben und wir werden nächste Woche einen weiteren Aero-Test durchführen. Hoffentlich haben wir die Chance auf Wiedergutmachung."