Aus deutscher Sicht hätte das Qualifying zum Großen Preis von Monaco kaum besser laufen können: Nico Rosberg auf der Pole, Sebastian Vettel lauert auf P3, Adrian Sutil schaffte es ins Q3 und auf Startplatz acht und Nico Hülkenberg verpasste die Top-10 nur knapp. Motorsport-Magazin.com analysiert die Form der deutschen Starter vor dem sechsten Rennen des Jahres.

Nico Rosberg

In den bisherigen Zeitentabellen von Monaco war bislang nur ein Name zu finden: Nico Rosberg. Der Mercedes-Pilot war in allen drei Trainings und konsequenterweise auch im Qualifying an der Spitze. Seine Pole - die dritte in Folge - war keine große Überraschung, dennoch muss man Rosberg Respekt zollen, dass er es am Samstag auf den Punkt schaffte. Viel interessanter ist diesmal aber die Frage: Wie setzt Mercedes die optimale Ausgangslage im Rennen um? Nicht wenige im Fahrerlager munkeln, dass die Silberpfeile angesichts ihrer eklatanten Reifenprobleme genau ein Rennen in dieser Saison gewinnen können: Monaco.

Macht in Monaco: Nico Rosberg, Foto: Sutton
Macht in Monaco: Nico Rosberg, Foto: Sutton

Bei den Longruns am Donnerstag deutete sich bereits an, dass der F1 W04 auch im Fürstentum mit den Hinterreifen kämpft. "Das ist unsere große Schwachstelle", machte Rosberg nach seiner Pole kein großes Geheimnis daraus. Allzu zuversichtlich, die Pole endlich in den Sieg ummünzen zu können, klang er nicht - die Vergangenheit gibt ihm sicherlich nicht Unrecht. In Monaco stehen die Chancen jedoch gut für den ersten Triumph in dieser Saison. Wenn sich der Silberpfeil an der Spitze breit macht, dürfte es schwierig werden, in den engen Gassen an ihm vorbei zu kommen. Wichtig ist die Strategie, denn je mehr Rosberg im Verkehr steckt, desto weniger kann er die überragende Pace des Autos ausspielen.

Sebastian Vettel

Trotz der Mercedes-Dominanz hatte Sebastian Vettel ein Auge auf die Pole geworfen. Am Ende musste er sich hinter den beiden Silberpfeilen einreihen, doch es war knapp: Gerade einmal eine Zehntel fehlte dem Weltmeister auf Rosberg. "Ich hätte es noch ein bisschen mehr krachen lassen sollen im Qualifying", meinte Vettel anschließend. Red Bull vertraute am Samstag auf eine andere Strategie, Vettel fuhr im Q3 lediglich eine schnelle Runde statt deren zwei. Im Nachhinein ärgerte er sich ein wenig über diese Taktik, gab aber auch leichte Fahrfehler zu.

Red Bull wird sich diesmal nicht auf mögliche Reifenprobleme bei Mercedes verlassen, sondern die eigene Strategie forcieren. Trotzdem kam Vettel nicht umhin, einen kleinen Vorteil in der silbernen, ersten Reihe zu erkennen. "Mir ist es lieber, dass Mercedes vor uns steht", gab er zu. "Die müssen mindestens genauso oft wie wir an die Box. Bei Lotus hätte das ein bisschen anders ausgesehen." Ob Red Bull auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzen wird, ist allerdings noch unklar. Viel wird davon abhängen, welche Taktiken die umliegende Konkurrenz auspackt. Kommunikation mit dem Kommandostand heißt der Schlüssel. Vettels Ziel ist klar: "Ich möchte das Rennen natürlich gewinnen."

Adrian Sutil

Für Adrian Sutil hätte der Samstag kaum schlechter beginnen können. Im 3. Training verlor er in der Casino-Passage die Kontrolle über sein Auto und schlug in der Streckenbegrenzung ein. Mit Hochdruck brachte das Team Sutils Auto pünktlich zum Beginn des Qualifyings wieder auf Vordermann. Es sollte sich lohnen. Mit Platz acht verschaffte er sich nach einjähriger Monaco-Auszeit eine gute Ausgangslage. Vielen Beobachtern fiel auf, dass sich Sutil von seinem morgendlichen Crash überhaupt nicht beindrucken ließ und im Qualifying nicht zurücksteckte. Stichwort: mentale Stärke. "Den Unfall hat er gut weggesteckt", fand auch Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Das ist nicht einfach, auch eine Kopfsache. Aber da machst du nichts, du musst einfach fahren."

Aus Sutils Sicht hörte sich das so an: "Ehrlich gesagt, war ich extrem wütend. Denn diese Kleinigkeiten machen den Erfolg aus und solche Fehler will man nie machen, aber man muss sich nach jeder Session immer wieder neu sortieren." Das funktionierte hervorragend und Sutil peilt nun sein drittes Punkte-Finish in Monaco nacheinander an (2010: Platz 8, 2011: Platz 7). Netter Nebeneffekt: In Monaco stellte Sutil seinen Teamkollegen Paul di Resta deutlich in den Schatten, nachdem dieser wegen einer falsch getimten Reifen-Strategie nicht über P17 hinauskam.

Nico Hülkenberg

Startplatz 11 ist nicht die schlechteste Ausgangsposition für Nico Hülkenberg, trotzdem herrschte bei Sauber nach dem Qualifying kollektive Enttäuschung. Jeder im Team hatte mit einem wesentlich besseren Resultat gerechnet - bei Platz 19 für Esteban Gutierrez gut nachvollziehbar - und dies erweckt den Anschein, dass Sauber in Monaco eine gewichtige Rolle spielen will. Das Problem bei Hülkenberg, der das Q3 um sechs Zehntel verpasste: Das Team reagierte zu spät beim Reifenwechsel. Bei immer besser werdenden Bedingungen konnte er nur eine gezeitete Runde auf den Slicks absolvieren. Das reichte nicht ganz für das erhoffte Weiterkommen.

"Für Nico tut es mir leid, weil wir nicht die richtige Entscheidung getroffen und zu spät die Reifen gewechselt haben", räumte Teamchefin Monisha Kaltenborn gegenüber Motorsport-Magazin.com ein. "Es war sicherlich eine Fehlentscheidung auf Teamebene." Ein Vorteil für Hülkenberg: Das Team kann sich nun aussuchen, auf welchen Reifen er an den Start geht. Da die Strategie auch in Monaco eine wichtige Rolle spielen wird, könnte sich der beste Platz außerhalb der Top-10 zumindest in dieser Hinsicht bezahlt machen.