David Coulthard sieht Sebastian Vettels Missachtung der Teamorder beim Großen Preis von Malaysia als eine Momentaufnahme in seinem Werdegang als Rennfahrer. Er habe nach dem Rennen mit Damon Hill gesprochen und dieser habe ihn daran erinnert, dass er selbst ihn einst in etwa demselben Alter wie Vettel das ein oder andere Mal aufregte. "In diesem Alter hat man andere Prioritäten. Ich wollte mir damals eine Karriere aufbauen und Damon versuchte, einen Titel zu gewinnen", blickt er in seiner Kolumne für die BBC zurück. "Ich weiß, dass Vettel das bereits gelungen ist, aber man kann 40 Jahre Erfahrung nicht in 25 stopfen."

Mark Webber habe sich eindeutig das Recht, den Malaysia GP zu gewinnen, durch eine geschickte Strategie erarbeitet gehabt. "Man kann so viel im Detail analysieren wie man will, aber Vettel hat eine Anweisung erhalten. Er hat sie nicht befolgt. Er hat das begriffen und er hat sich dafür entschuldigt", fasste er zusammen. "Ich weiß, dass die Leute sich angesehen haben, was Vettel in seiner Entschuldigung gesagt hat und gefragt haben, ob er es auch so gemeint hat. Diejenigen, die ihn mögen, werden mit ihm sympathisieren und seinen Worten lauschen. Die anderen werden bis ins Detail analysieren und nach einer verborgenen Bedeutung suchen. Aber an einem gewissen Punkt muss man das für bare Münze nehmen", führte Coulthard aus.

Man müsse es Vettel anrechnen, dass er sich entschuldigte, fügte er hinzu und erinnerte daran, wie lange es dauerte, ehe sich Michael Schumacher dafür entschuldigte, Jacques Villeneuve in Jerez 1997 von der Strecke gedrängt zu haben. "Und bis zum heutigen Tag hat sich Schumacher nicht dafür entschuldigt, dass er beim Qualifying in Monaco 2006 sein Auto abstellte, um Fernando Alonso davon abzuhalten, die Pole Position zu erobern", gab der Schotte zu bedenken. Es gehöre zu einem großartigen Fahrer, dass er absolut daran glaube, dass das, was er tut, das Richtige ist.

Das ist jedoch nur das eine Problem, das nach Coulthards Ansicht zu dem umstrittenen Sieg Vettels in Malaysia führte. Das andere ist gewissermaßen ein Luxusproblem des Teams, das er auch bei Mercedes beobachtete, wo es Ross Brawn seiner Ansicht nach auf den Punkt brachte. Dieser erklärte, es habe ihn keinesfalls enttäuscht, dass Nico Rosberg darum bat, an dem deutlich langsameren, weil spritsparenden Lewis Hamilton vorbeigehen zu dürfen. "Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn er es nicht getan hätte", erklärte Brawn. "Das fasst genau zusammen, was ein Team will", betonte Coulthard. "Jedes Team will das Problem, zwei Fahrer zu haben, die um den Sieg kämpfen. Sie wollen keine Schmusekätzchen."

Wenn es eine Umfrage gäbe, wäre Vettel wohl ein paar Punkte gesunken und Webber ein paar gestiegen, meinte er weiter. "Aber das ist kein Beliebtheitswettbewerb. Es ist nicht das erste Mal, dass Teamkollegen um das Gleiche gekämpft haben und es wird auch nicht das letzte Mal sein. Es wird sich in Wohlgefallen auflösen, so wie das bei diesen Dingen ist, aber es besteht kein Zweifel, dass wir das nächste Mal, wenn Vettel und Webber Rad an Rad fahren, unseren Atem anhalten werden."