Der erste Einsatz von Adrian Sutil als bestätigter Fahrer bei Force India brachte ein Novum mit sich: Zum ersten Mal kamen bei Red Bull, Mercedes und Sauber die drei deutschen Piloten Sebastian Vettel, Nico Rosberg und Nico Hülkenberg gleichzeitig an einem Testtag zum Einsatz. Inklusive Sutil war der Freitag in Barcelona zumindest ländertechnisch in deutscher Hand. Großbritannien stellte mit Jenson Button und Max Chilton das zweitgrößte Aufgebot, aus allen anderen Ländern kam jeweils nur ein Fahrer zum Einsatz. Grund genug für Motorsport-Magazin.com, ein Arbeitsprotokoll der deutschen F1-Piloten zum Trainingsfreitag auf dem Circuit de Catalunya zu erstellen.

Der Silberpfeil entwickelt sich zum Kilometer-Fresser, Foto: Mercedes AMG
Der Silberpfeil entwickelt sich zum Kilometer-Fresser, Foto: Mercedes AMG

Nico Rosberg: Mercedes entwickelt sich bei den Testfahrten der Saison zum Kilometer-Staubsauger. Rosberg spulte am Freitag mit 120 Runden die mit Abstand meisten Umläufe aller Piloten ab. Als nachmittags die Strecke abtrocknete, fokussierte sich das Team ausschließlich auf Longruns und eine komplette Rennsimulation, ohne Wert auf Rundenzeiten zu legen. Das optische Ergebnis: vorletzter Platz in der Zeitentabelle mit knapp vier Sekunden Rückstand auf Romain Grosjeans Bestzeit. Mercedes testete am Freitag ein paar neue Teile am F1 W04, Rosberg hat jetzt insgesamt 2030 Testkilometer auf dem Buckel.

Als einer der wenigen Piloten ärgerte sich Rosberg nicht über das regnerische Wetter in Barcelona. "Es war super, im Nassen gefahren zu sein, denn das konnte ich während unseres bisherigen Testprogrammes noch nicht", sagte er. "Das Auto fühlte sich bei diesen Bedingungen gut an und es wichtig, solche Erfahrungen zu sammeln, weil es auch in Melbourne regnen könnte." Rosberg zog ein positives Fazit am Freitag, bevor am Samstag wieder Teamkollege Lewis Hamilton in den Silberpfeil steigt.

Vettel steht immer im Mittelpunkt, Foto: Sutton
Vettel steht immer im Mittelpunkt, Foto: Sutton

Sebastian Vettel: Es ist nach wie vor schwierig, die Stärke von Red Bull bei den Testfahrten einzuschätzen. Sebastian Vettel wartet noch immer auf seine erste Bestzeit in diesem Jahr, doch anscheinend legt das Team überhaupt keinen Wert auf die Zeitenjagd. Platz vier am Freitag für den Weltmeister, rund eine Sekunde Rückstand auf die Spitze. Allerdings hatte Vettel seine schnellste Runde auf den Medium-Reifen erzielt, Grosjean war auf Soft unterwegs. Während Rosberg Kilometer um Kilometer abspulte, hielt sich der Tacho bei Red Bull in Grenzen: 65 Runden sind Durchschnitt.

Interessant aber: Red Bull testete am Freitag das Doppel-DRS, das auch Lotus derzeit evaluiert. "Leider konnten wir heute nicht so viel testen wie geplant, aber das Auto fühlt sich gut an und ich komme gut damit zurecht", ließ sich Vettel entlocken. Ein paar Teile habe er unabhängig vom Wetter austesten können. Dass neben ihm noch drei andere Deutsche über die Strecke flitzten, hatte er gar nicht auf dem Schirm. Vettel: "Das ist mir gar nicht so aufgefallen. Aber es ist schön, dass mit Adrian noch einer dazu kam."

Hülkenberg unterwegs im schmalen Sauber C32, Foto: Sutton
Hülkenberg unterwegs im schmalen Sauber C32, Foto: Sutton

Nico Hülkenberg: Eine Tausendstelsekunde. So wenig trennte Nico Hülkenberg am Freitag in der Zeitentabelle von Vettel. Dass sich der Sauber-Pilot mit einer 1:23.744 einen Platz hinter Vettel auf P5 einreihte, dürfte ihn zumindest während der Testfahrten nicht allzu sehr stören. Hülkenberg fuhr seinen schnellsten Run ebenfalls auf den Intermediates. Die wechselnden Streckenbedingungen, also wahlweise nasser, trockener und halbtrockener Asphalt, machten es schwierig, Teile richtig miteinander vergleichen zu können. Mit der Performance des C32-Boliden war Hülkenberg nach seinen 79 Runden ganz zufrieden. Im Regen sah er jedoch noch Luft nach oben.

"Mit der Pace, die wir im Trocknen hatten, bin ich zufrieden", so der 25-Jährige. "Allerdings müssen wir noch am Umgang mit den Intermediate-Reifen arbeiten. Da gibt es noch eine Menge Potenzial, das wir erschließen können." In seiner ruhigen Art vermied es Hülkenberg, sich zu Einschätzungen bezüglich der eigenen Stärke im Vergleich zu den Kollegen hinreißen zu lassen. "Ich will keine Versprechungen machen, die ich später nicht einhalten kann."

Sutil: 2. Einsatztag für Force India, Foto: Sutton
Sutil: 2. Einsatztag für Force India, Foto: Sutton

Adrian Sutil: Adrian Sutil reihte sich bei seinem ersten Einsatz als bestätigter Fahrer bei Force India hinter Vettel und Hülkenberg auf Platz sechs des Zeitentableaus ein. Nach 62 Runden stand bei ihm eine persönliche Bestzeit von 1:24.215 Minuten zu Buche. Vormittags konnte er sowieso nur auf den Regenreifen und Intermediates fahren, nachmittags verzichtet er auf einen Run mit den weichen Pirellis. "Der Wind hat die Aerobalance ziemlich beeinflusst", erklärte Sutil. "Man musste sicherstellen, dass man keine Zeit verliert und das Setup sich nicht wegen der Winde veränderte."

Es war Sutils zweiter Einsatz für den neuen Arbeitgeber, nachdem er in der vergangenen Woche bereits einen Testtag im VJM06-Boliden hatte. Sutil merkte, dass das Auto in der Zwischenzeit weiterentwickelt wurde. "Das gesamte Verhalten des Autos war ein bisschen anders als in der Vorwoche", sagte er. "Aber wir sind auf einem guten Level. Einige Kurven waren ziemlich gut, andere nicht." Sutil darf am Samstag ein weiteres und letztes Mal bei den Testfahrten ins Auto klettern, bevor die Saison in Melbourne startet.