So unspektakulär der Bolide von den Fahrern Kimi Räikkönen und Romain Grosjean enthüllt wurde, so unauffällig stand er dann auch da, der neue Lotus E21. Da eine Revolution ohnehin nicht zu erwarten war - das Reglement blieb weitgehend stabil und der Lotus E20 konnte in der vergangenen Saison seine Qualitäten beweisen -, spekulierten viele auf einen mit Updates gespickten Lotus-Boliden. Doch auch die Evolutionen blieben dem diesjährigen Boliden aus Enstone weitestgehend fern - zumindest bislang.

Da Front- und Heckflügel sowie Diffusor und aerodynamische Kleinigkeiten am Showcar traditionell nicht aussagekräftig sind und frühestens bei den ersten Tests der Konkurrenz in voller Pracht gezeigt werden, blieben schließlich noch Rumpf und Radaufhängung, die ein Anzeichen für die Richtung der Neuentwicklung geben können.

Beim vorgestellten Showcar fehlten die Einlässe an der Lufthutze, Foto: Lotus F1 Team
Beim vorgestellten Showcar fehlten die Einlässe an der Lufthutze, Foto: Lotus F1 Team

Bei der Aufhängung ist auf den ersten Bildern kein Unterschied zum Vorgänger zu sehen, beim Rumpf zumindest ansatzweise. Zwar gibt es für Ästhetiker in Sachen Stufennase keine Entwarnung - Lotus verzichtet aus Gewichtsgründen auf die Kaschierung des unschönen Details -, doch bei den Seitenkästen und beim Auspuffauslass sind zumindest Änderungen zu erkennen.

Das Ingenieursteam um James Allison experimentierte in der zweiten Saisonhälfte immer wieder am Coanda-Auspuff, der es allerdings nie zur Einsatztauglichkeit schaffte. Aufwand, also ein Rückgang der Motorleistung, der mit dem neuen System in Kauf zu nehmen war und Nutzen, also dadurch generierter Abtrieb, standen in einem schlechten Verhältnis. Das soll sich beim E21 nun ändern.

Die Seitenkästen sind aggressiver geformt, die vielzitierte Flaschenhalsform hat ins Design des Lotus Einzug gehalten, um den Coanda-Effekt so effektiv wie möglich zu nutzen. Am Auslass der Auspuffrohre - auch hier ist Vorsicht geboten, vermutlich handelt es sich nicht um die letzte Ausbaustufe, welche dann auch im Rennen zum Einsatz kommen wird - ist ebenfalls deutlich zu erkennen, dass der Coanda-Auspuff im Mittelpunkt der technischen Entwicklung stand. Der Auslass schmiegt sich möglichst nahtlos an die Kontur des Seitenkastens an, wie es auch schon bei einigen Konkurrenten im Vorjahr zu sehen war.

Auf der Computeranimation sind die Einlässe neben der Airbox gut zu erkennen, Foto: Lotus F1 Team
Auf der Computeranimation sind die Einlässe neben der Airbox gut zu erkennen, Foto: Lotus F1 Team

Geheimnisvoll zeigte sich Lotus beim Umgang mit Doppel-DRS. Ein aktives System, bei dem durch das Aufklappen des Flügels eine Öffnung zum Vorschein kommt, wie es in der Vorsaison beispielsweise von Mercedes eingesetzt wurde, ist 2013 verboten. Das passive System, mit dem das Team aus Enstone schon länger experimentiert, bleibt erlaubt. Doch am vorgestellten Fahrzeug fehlten jegliche Vorrichtungen für ein solches System. Weder Öffnungen an der Airbox, noch ein vertikaler Steg zum Heckflügel befanden sich am E21.

Auf den von Lotus veröffentlichten Computeranimationen sind zumindest Öffnungen an der Airbox zu sehen - der Steg zum Heckflügel fehlt ebenfalls. "Es ist ein Bereich, an dem wir weiterhin arbeiten", sagte der Technische Direktor James Allison und fuhr fort: "Es ist nicht die Patentlösung für unser Auto, aber es ist etwas, das ein Quäntchen Performance zum Gesamtdesign hinzufügen könnte."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: "Da steh ich nun ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor" - so könnten sich die Zuschauer der Lotus-Präsentation nach dem Event gefühlt haben. Auf den ersten Blick stand ein geringfügig umlackiertes Vorjahresauto in der Werkshalle. Auch bei genauerem Betrachten fallen nur die aggressiver designten Seitenkästen ins Auge. Dass Lotus aber sein passives Doppel-DRS noch nicht am Showcar installiert hatte, könnte ein Hinweis darauf sein, dass es vielleicht doch eine 'Patentlösung' sein könnte. (Christian Menath)