Sebastian Vettel wird am Sonntag in Austin seinen einhundertsten Grand Prix bestreiten und könnte sich vorzeitig zum dritten Mal zum Weltmeister küren. Damit würde er bereits im Alter von 25 Jahren mit Größen wie Niki Lauda und Ayrton Senna gleichziehen. Einer jener Männer, die für den Erfolg des Heppenheimers mitverantwortlich sind, ist Dr. Helmut Marko, der in Sachen Motorsport bei Red Bull als wichtigster Berater gilt und Vettel bereits früh förderte.

Eine von Vettels Stärken sei es laut Marko, mit dem Druck umzugehen, der gerade jetzt beim Saisonfinale immer größer wird. "Je mehr Druck er hat, desto besser wird Sebastian", unterstrich der Österreicher. "Es zeigt jedes Mal die Formkurve bei ihm nach der Sommerpause nach oben. Das ist einfach etwas, das in ihm steckt oder vielleicht auch, wie er eine WM-Saison aufbaut und sich vorbereitet", spielte er auf die starke Performance des zweifachen Champions in der zweiten Saisonhälfte an - Vettel gewann zuletzt vier Rennen in Serie und schaffte vom letzten Startplatz noch den Sprung auf das Podium.

"Nachdem das schon drei Jahre so läuft - auch 2009 waren die letzten Rennen von ihm die stärksten - ist es eine mentale Stärke, die zu all den anderen Faktoren, die Sebastian auszeichnen, noch hinzukommt", lobte Marko seinen Schützling. Ein weiterer Puzzlestein zum Erfolg sei die Disziplin, welche Vettel einhält. "Es ist einfach das Wissen, was notwendig ist, und die Prioritäten so zu setzen, dass alles andere hinten angestellt wird, das nur irgendwie diesen Erfolg beeinträchtigen könnte", führte der Motorsportberater von Red Bull aus.

Vettel und Marko befinden sich auf der selben Wellenlänge, Foto: Sutton
Vettel und Marko befinden sich auf der selben Wellenlänge, Foto: Sutton

Zudem verbringe Vettel viel Zeit in der Fabrik in Milton Keynes, wo er alle Arbeiten unter höchster Konzentration verrichte, gleichzeitig aber auch jedem Mitarbeiter die Würdigung entgegenbringe, die er verdient. "Aber auf der anderen Seite verlangt er allen das Maximum ab, sei das von den Ingenieuren oder dem ganzen technischen Background", so Marko. "Er bereitet sich dafür aber auch entsprechend vor, um das Fachwissen zu haben, dass er mit denen mitreden kann, die das seit ihrer Ausbildung auf höchstem Niveau machen. Damit er weiß, was das Optimum sein kann, denn das will er."

Psychospielchen interessieren nicht

Vettels großer Rivale Fernando Alonso schien bereits lange Zeit wie der designierte Champion, obwohl Ferrari zu Saisonbeginn aufgrund der schwachen Testergebnisse schon abgeschrieben wurde. Dieser Meinung wollte sich Marko jedoch nicht anschließen und vermutete vielmehr Understatement seitens der Scuderia. "Von Alonso höre ich immer nur, dass er in einem unterlegenen Auto so gut unterwegs ist. Dabei vergisst er, dass er mindestens dreimal in diesem Jahr einen mindestens genauso überlegenen Ferrari hatte", machte der 69-Jährige seinen Standpunkt deutlich und betonte, dass sich Red Bull gar nicht erst auf Ferraris Psychospielchen einlassen würde, sondern diese sowohl Vettel als auch das Team kalt lassen.

Angesichts der großen Erfolge des Heppenheimers in noch jungen Jahren ortete Marko nur mehr bedingtes Steigerungspotenzial, vor allem mehr Routine werde sich im Laufe der Zeit noch einstellen. "Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass er mit weniger, ich würde nicht sagen Risiko, aber Materialbeanspruchung gleich oder noch schneller fahren kann", sagte er im Gespräch mit der APA. Angesprochen auf die Einordnung von Vettels Erfolgen im Weltsport meinte der ehemalige Formel-1-Pilot: "Ich glaube nicht, dass irgendjemand anderes in so kurzer Zeit so viel erreicht hat. Wie weit das noch gehen kann, werden wir sehen."