Red Bull ist das Team der Stunde. Bei den letzten drei Rennen triumphierte mit Sebastian Vettel drei Mal in Folge der gleiche Fahrer. Zuvor war es keinem anderen Piloten gelungen, zwei Rennen nacheinander zu gewinnen. Beim Korea Grand Prix feierte der österreichisch-englische Rennstall dank des zweiten Platzes von Mark Webber sogar einen Doppelerfolg. Gehen die Vettel-Festspiele auch beim Großen Preis von Indien weiter?

Feiert Vettel den vierten Sieg in Folge?, Foto: Sutton
Feiert Vettel den vierten Sieg in Folge?, Foto: Sutton

Die Vorzeichen stehen zumindest nicht schlecht. Seit seinem Ausfall in Monza hat der Weltmeister einen Gang nach oben geschaltet: schnell, konzentriert und fehlerlos, so präsentierte sich Vettel in den letzten drei Rennen. In dieser Verfassung scheint er auf dem Weg zum Titel-Hattrick nur schwer aufzuhalten. Und auch Webber zeigte in Yeongam wieder ansteigende Form.

Neben dem starken Fahrer-Duo spricht insbesondere das Auto für das Weltmeisterteam der letzten beiden Jahre. Das Verbot des angeblasenen Diffusors, das Red Bull deutlich mehr zu schaffen machte als der Konkurrenz, scheint endgültig überwunden. Dank der Verbesserungen nach der Sommerpause ist der RB8 derzeit das Maß aller Dinge. Und die Entwicklung am Auto soll mit unvermindertem Tempo weitergehen. Auch für das Rennen in Noida sind neue Upgrades geplant.

Die Konkurrenz wird allerdings alles tun, um einen Durchmarsch von Red Bull zu verhindern. Vor allem Ferrari scheint gewillt, dem Team einen Strich durch die Rechnung zu machen. Raum für Verbesserungen ist reichlich vorhanden. Seit der Generalüberholung vor dem Start der Europa-Rennen gab es keine spektakulären Updates am F2012. "In den letzten Rennen entsprach der Fortschritt nicht den Erwartungen und einige Teile, die das Auto schneller machen sollten, taten das nicht", räumte Chefdesigner Nikolas Tombazis ein.

Im Saisonendspurt will die Scuderia nun eine Technik-Offensive starten. "Wir müssen angreifen und eine aggressive Herangehensweise bei der Entwicklung des Autos für diese vier Rennen wählen", kündigte Tombazis an. "Wir brauchen bei jedem Rennen Updates, um die Lücke zu schließen und um Siege zu kämpfen, was hoffentlich den Titel bringt." Wichtig wäre vor allem eine Steigerung im Qualifying. Das die bereits bereits in Indien erfolgt, ist allerdings schwer vorstellbar.

Trumpfkarte Alonso

Ferraris größte Trumpfkarte im Titelkampf ist weiterhin Fernando Alonso. Der Spanier holt regelmäßig das Optimum aus dem Auto heraus und schafft es zumeist trotz fehlendem Speed sich in den vorderen Startreihen zu platzieren. Die klare Hackordung im Team ist zumindest im Kampf um den WM-Sieg ein Vorteil. Anders als beispielsweise Vettel muss sich Alonso nicht mit einem nahezu gleichwertigen Teamkollegen herumschlagen.

Dass ein gleichwertiges Fahrer-Duo der Leistung keinesfalls abträglich ist, bewiesen in diesem Jahr erneut Lewis Hamilton und Jenson Button. In der Saisonmitte fuhren die McLaren-Piloten der Konkurrenz regelrecht um die Ohren. Dreimal in Folge trug sich einer der beiden Chrompfeile in die Siegerlisten ein. Bei den letzten Grands Prix war von der McLaren-Herrlichkeit allerdings wenig zu sehen.

McLaren: Top-Team oder Technischer K.o?, Foto: Sutton
McLaren: Top-Team oder Technischer K.o?, Foto: Sutton

Vor allem die Zuverlässigkeit machte der Truppe aus Woking zu schaffen. Button musste in Monza aufgeben, in Suzuka kämpfte er mit Getriebeproblemen. Seinem Teamkollegen erging es nicht besser. In Singapur musste Hamilton in Führung liegend aufgeben, in Japan und Korea hatte er sichtlich Schwierigkeiten, das Auto zu kontrollieren. Von Seiten McLarens gab es allerdings Entwarnung. Die Technik-Probleme seien auf eine Verkettung unglücklicher Umstände zurückzuführen und inzwischen bereinigt.

Vielleicht erklärt sich damit auch die Zuversicht von Hamilton, der sich für das Rennen auf dem Buddh International Circuit durchaus gute Chancen ausrechnet. "Ich denke, wir werden ein Auto haben, das zu dem Kurs passt. Ich kann es nicht erwarten, auf die Strecke zu gehen und am Freitag mit dem Training zu beginnen", sagte der McLaren-Pilot im Vorfeld des Indien GP.

Spannung verspricht auch die Frage, welches Team den Top drei in Noida Paroli bieten kann. Die besten Chancen dürfte nach den zuletzt gezeigten Ergebnissen Lotus haben. Kimi Räikkönen, derzeit in der Fahrerwertung auf Rang drei, hat den zweiten WM-Titel jedenfalls noch nicht abgeschrieben. "Ich bin heiß darauf, die bestmöglichen Resultate zu erzielen", erklärte der Finne. "Auch 2007 wurde die Weltmeisterschaft erst im letzten Rennen entschieden. Mal sehen, was passiert."

An die WM verschwendet Sauber keinen Gedanken, doch das Überraschungsteam der Saison ist auch in Indien zu beachten. Immerhin fuhren Sergio Perez und Kamui Kobayashi in dieser Saison bereits vier Podestplätze ein. Einen Anreiz, in Noida das bestmögliche Resultat zu erzielen, bietet ein Blick auf die Teamwertung. Der Rennstall hat es sich als Ziel gesetzt, Mercedes Rang fünf noch streitig zu machen - bei 20 Zählern Rückstand eine durchaus machbare Aufgabe. Allerdings muss sich erst zeigen wie Perez und insbesondere Kobayashi das verpatzte Rennen in Korea verkraften.

Nächste Nullrunde für Mercedes?

Für Mercedes geht es zunächst einmal darum, den Abwärtstrend der letzten Rennen zu stoppen. Für Michael Schumacher und Nico Rosberg wäre es nach den Nullrunden von Japan und Korea schon ein Erfolg, wieder in die Punkte zu fahren. Für einen Podiumsplatz kommen die Silberpfeile nach derzeitigem Stand aber nicht in Frage. Eine Überraschung ist da schon eher Force India zuzutrauen. Nico Hülkenberg und Paul di Resta zeigten zuletzt einige starke Rennen. Und an Motivation dürfte es beim Heimspiel ebenfalls nicht mangeln.