Wie lief das Singapur-Wochenende aus Ihrer Sicht?
Eric Boullier: Um ehrlich zu sein, war es ein ziemlich herausforderndes Wochenende für das gesamte Team. Wir konnten seit dem Freitag sehen, dass das Auto nicht das geleistet hat, was wir erwartet haben und daher mussten wir vor dem Rennen am Sonntag einige Evaluierungen vornehmen. Ich bin zufrieden, wie das Team damit umgegangen ist, die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen, auch wenn ich denke, dass mehr Potenzial im Wagen war, aber wir nicht alles aus der Strecke holen konnten, weil wir unser Problem erst am Samstagmorgen gefunden haben. Es ist extrem schwierig, in Singapur zu überholen, weswegen wir nach dem Qualifying, das wir in der Mitte des Feldes beendet haben, bereits wussten, dass das Podium eine Herausforderung darstellen wird. Beide Piloten sind sehr gut gefahren und haben wichtige Punkte für das Team gebracht. Leider wurde Kimi ziemlich deutlich von Michael Schumacher aufgehalten und die erste Safety-Car-Phase hat unserer Strategie nicht geholfen. Wäre es anders gekommen, denke ich, dass wir in der Lage gewesen wären, um bessere Positionen zu kämpfen.

Die letzten drei Rennen waren für Ihre Ansprüche enttäuschend. Stimmen Sie zu?
Eric Boullier: Ich habe schon oft gesagt, dass es wichtig ist, am Boden zu bleiben. Wenn die Dinge gut laufen, müssen die Leute ruhig bleiben und sich daran erinnern, was die ursprünglichen Ziele sind. Wenn die Zeiten härter sind, hilft es auch nicht, übermäßig pessimistisch zu sein. Mit dem E20 haben wir ein ordentliches und zuverlässiges Auto und ich denke, dass wir in diesem Jahr einige Leute überrascht haben, aber wir müssen einen weiteren Schritt machen. Wir haben immer gesagt, dass unser Ziel in diesem Jahr der vierte Platz in der Weltmeisterschaft ist. Ich sage nicht, dass wir Ferrari nicht bis zum Ende der Saison jagen werden oder das nicht tun wollen, ich stelle die Dinge nur in den richtigen Kontext. Die Leute sollten sich daran erinnern, von wo wir kommen. Zu hart zu pushen oder die Ziele mitten in der Saison zu ändern, könnte nur einen negativen Effekt haben. Das ist kein Mangel an Ambitionen, es liegt an der Erfahrung: Die Dinge in der Formel 1 zu überstürzen, bedeutet zumeist den Zusammenbruch. Wir arbeiten weiter, tun unser Bestes, die Saison war bisher gut für uns. Wir werden sehen, wohin uns das führt.

Wie sieht die Perspektive für Japan aus?
Eric Boullier: Ich weiß, dass Suzuka Romain und Kimi gefällt, daher freuen wir uns auf das Rennwochenende. Kimi hält dort noch immer den Rundenrekord, als er 2005 gewonnen hat, daher sollte er zuversichtlich sein und wir werden natürlich danach trachten, ihm einen Wagen zur Verfügung zu stellen, mit dem er das Beste erreichen kann. Ich könnte sagen, dass das Ziel das Podium ist, was es auf gewisse Art und Weise auch ist, aber das Leistungsverhältnis zwischen den Teams verändert sich ständig. Wir bringen ein paar vielversprechende Updates inklusive unserer "Vorrichtung". Wir denken, dass die Strecke dem Wagen liegen wird und hoffen auf eine gute Vorbereitung zum Rennen, ohne technische Probleme oder kniffliges Wetter.

Kimi ist weiterhin Dritter in der Weltmeisterschaft. Wie hat er sich in den 13 Rennen geschlagen?
Eric Boullier: Kimi ist ein spezielles Tier. Seine Rennperformance ist immer fantastisch, er schafft es, am Sonntag einhundert Prozent aus dem Wagen herauszuholen und das Beste aus jeder Möglichkeit zu machen. Wer erinnert sich heute noch daran, dass er in den letzten beiden Jahren aus diesem Sport weg war? Die Priorität liegt nun darin, mit zwei Autos beständig Punkte zu sammeln, weil die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft wirklich wichtig für uns ist. Romain hat in Singapur gezeigt, dass sein Speed noch immer da ist. Er hat keine Fehler begangen und wird in der Lage sein, auf dieser Erfahrung in Suzuka aufzubauen. Irgendetwas sagt mir, dass uns das Ende der Saison einige nette Überraschungen liefern wird.