"Hoffentlich können wir den Rest der Saison genau so weitermachen. Wir müssen jetzt wirklich damit anfangen, die Big-Points einzufahren, wenn wir in Sachen Weltmeisterschaft noch irgendeine Chance haben wollen", erklärte ein glücklicher Jenson Button nach seiner Pole-Position in Spa beim Blick auf das Punktetableau, auf dem er aktuell bei 88 Zählern Rückstand auf WM-Leader Fernando Alonso hält. Mit dem Lauf in Belgien bleiben ihm noch neun Rennen, um diesen Rückstand aufzuholen - um dieses Husarenstück auch wirklich zu schaffen, würde es aber wohl in jedem verbleibenden Grand Prix einer Leistung wie der im Qualifying in Spa bedürfen. "Das Titelrennen ist eine lange Geschichte", meinte der Brite. "Ich muss in jedem Rennen auf dem Podium stehen und vor Fernando ins Ziel kommen, was aufgrund seiner Konstanz nicht einfach wird. Aber diese Pole ist ein guter Start."

Die drei Zehntel, die er der Konkurrenz am Samstag aufbrummte - für Button kein Grund abzuheben. "Morgen ist der wichtige Tag, da müssen wir es in gute Punkte umwandeln", mahnte der McLaren-Star zu Vorsicht. Selbstbewusstere Töne schlug er da schon in Sachen Meisterschaft an. "Ich glaube schon, dass ich noch Chancen habe, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Klar ist aber auch, dass es in meiner Position nur Sinn macht, von Rennen zu Rennen zu denken, von Tag zu Tag und von Resultat zu Resultat." Dass er nun aber ausgerechnet bei seinem 50. Rennen für McLaren seine erste Pole-Position für den Rennstall geholt habe, sei trotzdem ein Grund zur Freude. "Es is schön, wieder einmal hier vorne zu stehen. Es ist definitiv kein Stress, denn das Leben ist einfacher, wenn man von vorne startet - deshalb kämpfen wir darum, so weit wie möglich vorne zu stehen."

Konstanz reinbringen

Top-Man: JB krallte sich in Spa überlegen die Pole, Foto: Sutton
Top-Man: JB krallte sich in Spa überlegen die Pole, Foto: Sutton

Zu viel Aussagekraft dürfe man seiner dominanten Samstagsleistung mit Blick auf den Großen Preis von Belgien aber nicht beimessen. "Niemand hat hier bislang Long-Runs proben können - wir müssen also erst einmal sehen, wie die Pace mit hoher Spritzuladung so aussieht. Wo wir stehen, wissen wir eigentlich noch gar nicht - deswegen wird es wirklich spannend", erklärte Button, der auch auf die vielen zeitraubenden Regenfälle vom Freitag verwies. Alles in allem war der Brite aber einfach nur froh, seinen Qualifying-Fluch seit 2009 erstmals wieder besiegt zu haben. "Dass ich ein Auto schnell qualifizieren kann, habe ich ja schon bewiesen - heute zum Glück wieder. Nun muss ich da aber auch noch Konstanz reinbringen", fasste Button gleich den nächsten Schritt ins Auge. Generell könne er nicht sagen, wer im Rennen die Nase vorne haben wird, da es bei jedem Grand Prix anders aussieht. Jedoch seien lediglich Alonso und die beiden Lotus-Piloten konstant gewesen.

Zur Verwirrung um die Verteilung der McLaren-Heckflügel zwischen ihm und Teamkollege Lewis Hamilton sagte er: "Wir dachten eigentlich nicht, dass mein neuer Flügel hier im Qualifying schneller ist, sondern eher, dass der andere einen leichten Speed-Vorteil bringt. Eigentlich war mein Flügel primär für das Rennen gedacht, insofern bin ich schon überrascht, dass wir gerade auch im Vergleich zur Konkurrenz in einem Zeittraining damit so gut dabei sind." Davon, dass er mit Kamui Kobayashi nun keinen direkten Gegner hinter sich habe, der ihm gefährlich werden könnte, wollte er aber nichts hören. "Das kann man auf zwei Arten sehen - in erster Linie ist der Sauber hier aber ein verdammt schnelles Auto."

Warnung vor dem Sauber

"Auch haben sie schon oft gezeigt, dass ihre Pace im Rennen generell noch besser ist als im Qualifying. Da müssen wir also definitiv aufpassen. Wir schauen uns die Daten heute Abend an und auch wo sie schnell sind und wo nicht", meinte Button. Der 32-Jährige fügte hinzu: "Ich werde heute bis spätnachts arbeiten, um sicherzustellen, dass wir alles richtig machen und keinen Stein unumgedreht lassen. Kein Grand Prix ist jemals einfach, aber morgen will ich versuchen, das Rennen zu kontrollieren." Beeindruckt zeigte sich Button vom Top-Speed der Sauber-Piloten, aber auch selbst habe man viel richtig gemacht. "Kamui war im ersten Sektor um drei Zehntel langsamer, der nur aus einer Kurve besteht. Wir machen also in dieser Kurve entweder sehr viel richtig oder sind auf der Geraden sehr gut." Gerade in Sachen Abstimmung sähe man sich derzeit aber noch mit der ein oder anderen Unbekannten konfrontiert. Nach massivem Untersteuern in Q1, habe man im Zeittraining zum Beispiel erst einmal die Reifendrücke ganz neu anpassen müssen, um wieder schnell zu sein.

"Man könnte ja denken, dass eine hohe Downforce hier besser sein könnte - das könnte aber auch zu einer frühzeitigen Überhitzung der Reifen führen", machte der McLaren-Fahrer die Feinheiten bei der Strategieplanung am Vorabend deutlich. Insgesamt habe ihn der Ausgang am Samstag überrascht: "Wir hatten schon das Gefühl, dass wir ganz schnell sind - nun aber hier ganz vorne zu stehen, hätte ich nicht erwartet. Dass wir es geschafft haben, in der besonderen Kürze der Zeit, vor die hier nun einmal alle gestellt waren, so eine gute Balance hinzukriegen, zeigt, dass wir wirklich gut gearbeitet haben. Und dass das nun auch noch in Spa gelungen ist, ist besonders toll, denn ich mag den Kurs wirklich", freute sich der Weltmeister von 2009.