Michael Schumacher hat in seiner langen Zeit in der Formel 1 viel gesehen und viel erlebt. Vor allem ist er aber gegen viele verschiedene Piloten angetreten. Besonders in Erinnerung geblieben sind seine intensiven WM-Duelle mit Mika Häkkinen rund um die Jahrtausendwende. Was auf der Strecke und besonders unter den Fangruppen immer sehr verbissen wirkte, war aber vor allem für Schumacher ein sehr sportliches Erlebnis.

Gegenüber der Bild am Sonntag nannte er den Finnen deswegen auch seinen größten Gegner. "Ich hatte ja einige - aber es bleibt unter dem Strich nur einer übrig. Es gibt keinen, vor dem ich so viel Respekt neben und auf der Strecke hatte wie Mika Häkkinen. Wir sind uns immer wieder mit Distanz und Vernunft und Fairness begegnet", sagte der Rekordweltmeister. Müsste er aktuell einen stärksten Fahrer auswählen, dann würde Schumachers Wahl auf Fernando Alonso fallen. Er meinte, der Spanier wächst gerade über sich hinaus. "Es gibt so Phasen, wo alles zu einem kommt - aber das hat man sich erarbeitet. Und er hat es", betonte der Mercedes-Pilot.

Man muss auch verlieren können

Sehr angetan ist Schumacher aber auch von Sebastian Vettel, den er als tollen Typ und tollen Fahrer bezeichnete, der gerade mit Gegenwind umgehen muss. "Das ist ein Lernprozess. Um ein guter Gewinner zu sein, muss man auch verlieren können. Ich weiß, dass der eine oder andere Rennfahrer nicht gern verliert, ich bin da ja keine Ausnahme, aber das gehört zu deiner Entwicklung. Erst wenn du das Verlieren gelernt hast, hast du Respekt und kannst das Gewinnen mehr genießen. Das Leben ist ein Auf und Ab, das muss man lernen."

Auf der Strecke konnte es auch intensiv werden, Foto: Sutton
Auf der Strecke konnte es auch intensiv werden, Foto: Sutton

Zum Lernprozess dazu gehört auch eine gewisse Routine. So erlebt Schumacher Rennsonntage heute durchaus etwas anders als vor 20 Jahren, wobei er zugab, dass Anspannung und Nervosität in gewissen Momenten durchaus ähnlich sein können. Verändert hat sich dafür die Formel 1, wobei der Rekordweltmeister Fortschritt gut findet, was für einen Rennfahrer bedeutet, schneller zu fahren. "Was sich geändert hat: Die Abstände sind knapper geworden. Früher konnte ich meinem Teamkollegen über eine Sekunde aufbrummen, und heute redest du von ein paar Zehnteln - wenn du Glück hast."

Der Furz aus Kerpen

Obwohl es enger geworden ist, sind die Zuschauerzahlen in Deutschland aber nicht mehr so groß wie früher. Für Schumacher war das allerdings nur zu verständlich. "Wir hatten damals extreme Zeiten. Es gab ja nie einen deutschen Formel-1-Fahrer, der um die WM gekämpft hat. Dann kommt da so ein kleiner Furz aus Kerpen und schafft es, die Formel 1 plötzlich salonfähig zu machen. Mit diesen Erfolgen ist ein Hype entstanden, der sich aber dann auch wieder abkühlte. Ich glaube, dass wir jetzt eine stabile Basis haben, aber eben nicht mehr diese Entwicklung", sagte er. Daran kann aus seiner Sicht auch ein Doppelweltmeister wie Vettel nichts ändern, weil er eben der zweite Deutsche ist, der viel Erfolg hat.

"Boris Becker hat ja auch mit seinem Wimbledon-Sieg als erster Deutscher einen Tennis-Boom ausgelöst, und bei Michael Stich war es schon ganz anders", erklärte Schumacher. Dass die Formel 1 durch das Regelwerk zu kompliziert für den Fan geworden ist, glaubte er hingegen nicht. "Wir haben aber extrem viele Überholmanöver. Wir haben viel mehr Spannung als früher. Und ich glaube: Der Fan kann sich gut informieren."