Selten ist die Formel 1 so abwechslungsreich gewesen wie heute. Bei jedem Rennen ist das Kräfteverhältnis ein anderes, sieben Fahrer haben bislang gewonnen. Viele Parallelen wurden bereits zur Saison 1982 gezogen, in der elf verschiedene Fahrer gewinnen konnten. Doch über einen Unterschied wird dabei oft hinweggesehen: Die Spannung der Saison 2012 ist durch das engmaschige Regelwerk hausgemacht, während vor 30 Jahren viele verschiedene Konzepte gewinnen konnten. Adrian Newey kritisiert genau dies und ist sich sicher, dass die Zeiten, in denen ein Team dominieren konnte, vorbei sind.

"Es sieht nicht danach aus, dass ein Team anfangen würde, zu dominieren", sagte der Stardesigner von Red Bull gegenüber Autosport. "Es gibt immer eine Chance, dass jemand alles richtig macht, sei es durch eine gute Idee, auf die der Rest von uns nicht gekommen ist oder einfach durch einen sehr guten Job bei der Weiterentwicklung des Fahrzeugs." Beispiele für Ersteres sind zahlreich: F-Schacht, Doppeldiffusor, Massedämpfer, J-Dämpfer, Doppel-DRS, angeblasener Diffusor. Unter letztere Kategorie zählt insbesondere Ferrari bei der Weiterentwicklung des F2012.

Fahrzeuge gleichen sich wieder an

2009: Im ersten Jahr nach der Regelrevolution gab es verschiedene Aerodynamikkonzepte, Foto: Sutton
2009: Im ersten Jahr nach der Regelrevolution gab es verschiedene Aerodynamikkonzepte, Foto: Sutton

Viele Geniestreiche hat die FIA schneller wieder verboten. Dadurch ergibt sich 2012 erstmals ein Bild, das dem Geist des Reglements von 2009 entspricht. Doch mittlerweile verrennt sich die Formel 1 in Petitessen: So wurden etwa die Radmuttern von Red Bull vor dem Großen Preis von Kanada für illegal erklärt. Zeitnachteil: Fast nicht zu bemessen. Das eng gestrickte Regelwerk wartet mittlerweile mit über 30.000 Wörtern auf. Newey sieht aber noch einen zweiten Grund für die engen Zeitabstände: Die Erfahrung der Teams nach dreieinhalb Jahren mit dem aktuellen Reglement.

"Wenn man sich die Fahrzeuge von 2009 ansieht, gab es einige große Unterschiede im Design der Fahrzeuge. Wenn man jetzt hinschaut, vor allem, wenn man über die kosmetischen Dinge wie Veränderungen der Nasen hinwegsieht und sich den Teilen zuwendet, die für die Performance relevanter sind, gleichen sich die Teams an." Mit der Konvergenz an einen optimalen Punkt scheint das Regelwerk im vierten Jahr des Bestehens schon wieder komplett ausgeschöpft zu sein. Die nächste Revolution steht erst 2014 auf dem Plan, doch Newey fürchtet, dass jenes Regelwerk noch restriktiver wird.

Der 53-jährige gilt als Kritiker des engmaschigen Reglements der Formel 1 und macht daraus auch weiter kein Geheimnis: "Es ist frustrierend. Die Formel 1 sollte eine Kombination aus Fahrer- und Konstrukteursmeisterschaft sein. Das bedeutet, dass das Reglement auf Seiten der Konstrukteure offen genug gestaltet sein muss, so dass die Teams die Lorbeeren für neuartige Erfindungen oder Trends einfahren können." Die Formel 1 verschließt sich bislang einer Grundsatzdiskussion zu diesem Thema, weshalb Newey weiter Öl ins Feuer gießt: "Wenn wir so weitermachen und die Regeln immer restriktiver werden, enden wir bei einer GP1."