Wir haben die Halbzeit der Saison erreicht - wie beurteilst du die ersten Monate?
Pedro de la Rosa: Es waren sehr intensive Monate, mit einer eindrucksvollen Teamarbeit, die ich mit viel Hunger und Verlangen angegangen bin. Wir haben kontinuierliche Fortschritte gemacht, aber nun haben wir einen Schlüsselmoment erreicht und müssen einen weiteren Schritt nach vorne machen. Meine Bilanz ist sehr positiv, denn wir haben uns realistische Ziele gesetzt, wir haben sie erreicht, und wir sind mehr oder weniger da, wo wir uns erwartet haben. Wir müssen uns immer noch verbessern und das müssen wir in den neun vor uns liegenden Rennen machen.

Der Start war kompliziert, aber das Team arbeitet besser zusammen und verbessert sich von Tag zu Tag. Würdest du sagen, dass die Ziele, die am Anfang der Saison aufgestellt wurden, erreicht werden?
Pedro de la Rosa: Ohne Zweifel. Wir erfüllen sie und das mit Bravour. Wir haben außerhalb der 107 Prozent in Australien begonnen und wir haben mit 103,6 Prozent in Monaco den Höhepunkt erreicht und unser bestes Qualifying war mit 103,4 Prozent in Valencia. Das war ein sehr ehrgeiziges Ziel, das wir uns gesetzt haben, denn für uns ist es ein realistisches Ziel, in die Nähe von 104 Prozent zu kommen. Wir haben es übertroffen und haben das Potential mehr zu erreichen. In unserem Fall wird es leichter sein, sich in der zweiten Saisonhälfte zu verbessern, als für die großen Teams, die Perfektion anstreben, denn wir haben sehr viel mehr Raum für Verbesserungen. Bislang haben wir unsere Ziele erreicht, aber es verbleiben noch viele Rennen, in denen wir uns ehrgeizige Ziele stecken.

Mit deiner Erfahrung bei großen Teams war es für dich sicherlich nicht einfach, bei einem derart bescheidenen Team wie diesem anzukommen. Wie gehst du persönlich diese Herausforderung an und was gibt dir am meisten zurück?
Pedro de la Rosa: Ich nehme es als Herausforderung, in dem Bewusstsein das Herausforderungen nie einfach sind und dass einem in der Formel 1 nichts geschenkt wird. Aber meiner Ansicht nach machen wir einen guten Job, mit Demut, harter Arbeit und Stolz. Das, was mir am meisten zurückgibt, ist, mit dem Team zu arbeiten und zu sehen, dass sie unter sehr schwierigen Bedingungen und mit deutlich weniger Personal als andere Teams, Tag und Nach arbeiten, mit der Überzeugung, dass wir unsere Rivalen schlagen können. Das Team geht durch eine Zeit des Wandels und Wachstums und nun haben wir einen fantastischen Firmensitz, der das Team verwandelt hat. Wir haben eine Basis, auf der das Team Tag für Tag wächst. Niemand gibt auf zu pushen, egal, in welcher Situation. Und wir fühlen uns unterstützt. Es ist nicht einfach, hinten im Feld zu sein und als Letzter ins Ziel zu kommen. Aber was uns jeden Tag motiviert, ist, dass wir sehen, dass wir uns verbessern und wir glauben, dass wir nicht lange hinterherfahren werden. Es ist schön zu sehen, dass wir trotz der Tatsache, dass es sehr hart ist, an einen Schritt nach vorne glauben.

Wie ist die Beziehung zu deinen Teamkollegen? Was würdest du bei jedem hervorheben?
Pedro de la Rosa: Mein Verhältnis zu Narain ist sehr gut. Wir sind beide sehr ernsthaft und wir wollen beide das Beste für das Team. Wir kämpfen auf der Strecke hart gegeneinander, aber auf ehrliche Weise, und von den Teamkollegen, die ich hatte, ist er einer der aufrichtigsten. Wir versuchen, das beste Setup am Auto zu erzielen und verbergen dabei nichts vor dem anderen. Eine der Eigenschaften von Narain und den Ingenieuren ist, dass es komplette Transparenz gibt und keine böse Absicht. Wir wissen, dass wir Letzte sind, und wenn einer von uns etwas findet, das das Auto verbessern kann, dann teilt er es mit dem anderen, denn der Fortschritt ist das Ziel. Wir sind Teamplayer.

Dani ist ein toller Fahrer und ein wichtiger Teil des Teams, weil er einen tollen Sinn für Humor hat und er es mit seinem charakteristischen Humor schafft, die Dinge weniger dramatisch erscheinen zu lassen. Das ist sehr wichtig für das Team und jeder schätzt ihn. Aber er ist auch sehr professionell und weiß, wie er gut arbeitet. Wenn er freitags gefahren ist, hat er immer eine Menge beigetragen.

Ma hat sich sehr gut eingegliedert. Er ist Chinas Zukunft und ein Fahrer, der eine wichtige Rolle im HRT Formel-1-Team spielen muss. Er ist vermutlich der erste chinesische Fahrer, der die Qualität hat, ein Formel-1-Pilot zu sein und er hat uns bei den Young Driver Tests in Silverstone mit seinem tollen Auftritt verblüfft.

Wie ist dein Verhältnis zum Teamchef, Luis Perez-Sala?
Pedro de la Rosa: Luis ist einer Hauptgründe, warum ich im Team bin. Ich habe immer viel von ihm gehalten und ich habe blindes Vertrauen in ihn. Er wird mich nie betrügen und ich arbeite gerne mit Menschen, denen ich vertrauen kann und bei denen es keine Geheimnisse gibt. Bei Luis bekommt man das, was man erwartet. Aufrichtigkeit ist unsere Stärke und das verschafft uns Entscheidungsfreiheit.

Der F112 hatte eine schwere Geburt, aber es ist ein Auto mit Potential. Was würdest du sagen sind seine Stärken und Schwächen?
Pedro de la Rosa: Seine größte Stärke ist, dass es eine tolle mechanische Basis aus Aufhängungen und Chassis besitzt und es hat das auf Strecken gezeigt, bei denen das wichtig ist. Es ist außerdem zuverlässig. Sein Schwachpunkt ist der Mangel an Abtrieb im Vergleich zu anderen Autos. Wir wissen genau, wo wir Zeit verlieren und warum, also müssen wir daran arbeiten.

Suzuka ist Pedro de la Rosas Lieblingsstrecke., Foto: Pirelli
Suzuka ist Pedro de la Rosas Lieblingsstrecke., Foto: Pirelli

Auf welche der ausstehenden Strecken freust du dich am meisten, auf welche am wenigsten?
Pedro de la Rosa: Das ist eine knifflige Frage, denn meine Lieblingsstrecke ist Suzuka, da es meiner Ansicht nach die schönste im Kalender ist, aber beinahe alle Kurven sind schnell und das wird uns jede Menge Probleme bereiten. Deshalb freue ich mich am meisten auf Monza, denn die Strecke hat lange Geraden und Kurven, bei denen man auf der Bremse stark sein muss, und unser Auto schlägt sich auf dieser Art von Strecke gut. Am wenigsten freue ich mich auf Suzuka und Spa, weil sie für uns sehr kompliziert sein werden.

Was würdest du am Ende der Saison als Erfolg bezeichnen?
Pedro de la Rosa: Wenn wir es schaffen sollten, uns innerhalb der 103 Prozent zu qualifizieren, dann wäre das ein voller Erfolg. Vor allem ohne KERS und mit einem weitaus weniger effektiven DRS als die anderen Teams. Aber das wird sehr schwierig, denn bei den letzten Rennen war die Differenz etwas größer. Wenn wir es mit dem Aero-Paket für Singapur unter die 104 Prozent schaffen sollten, dann wird das ein tolles Ende der Saison und gibt uns den nötigen Schwung, um die nächste Saison stark zu beginnen.

Nun ist es aber Zeit, sich ein bisschen auszuruhen, um eine intensive zweite Hälfte der Saison anzugehen. Welche Pläne hast du für den Urlaub?
Pedro de la Rosa: Wie jedes Jahr fliege ich nach Mallorca, in eine kleine Stadt an der Ostküste. Ich habe dort meine Sommer verbracht, seit ich drei Jahre alt war, und ich habe dort Freunde aus meiner Kindheit. Ich gehe mit meiner Frau und drei Töchtern dorthin, mit denen ich so viel Zeit wie möglich verbringen will.

Eine Botschaft für die Fans?
Pedro de la Rosa: Die Gleiche wie zu Beginn der Saison. Wir sind dankbar für ihre Unterstützung und wir sind wegen ihnen hier. Ich danke ihnen für ihre Geduld, denn ich verstehe, dass die Fans uns an der Spitze sehen wollen. Aber sie sehen auch, dass wir uns jeden Tag verbessern, den Rückstand verkürzen und ein seriöses Projekt aufbauen, auf das wir alle stolz sein können.