Auf die Beförderung folgte der Absturz. Nachdem Narain Karthikeyan vor der Saison 2012 wieder zum Stammfahrer bei HRT aufgestiegen war, musste er beim Auftaktrennen in Australien zuschauen. Genauso wie Teamkollege Pedro de la Rosa scheiterte der Inder an der 107-Prozent-Hürde. "Das war der absolute Tiefpunkt", bestätigte Karthikeyan. "Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich in Australien nur Zuschauer bin." Seitdem Alptraum-Start sei bei seinem Team aber durchaus eine Weiterentwicklung zu erkennen.

"Ich habe die Entscheidung, bei HRT weiterzumachen, nie bereut", sagte er. "Das Team hat in der Vergangenheit wie ein GP2-Rennstall gearbeitet, aber seit dem Wechsel im Management hat das Team bewiesen, dass es in die Formel 1 gehört." In der Tat: Seit Luis Perez-Sala die Federführung beim spanischen Rennstall übernommen hat, geht es tatsächlich bergauf. In den letzten Rennen befand sich HRT auf Augenhöhe mit dem anderen Hinterbänkler-Team, Marussia. Bei Karthikeyan selbst hielten sich die Fortschritte dagegen in Grenzen. In den Qualifying-Duellen mit Teamkollege Pedro de la Rosa zog er bislang jedes Mal den Kürzeren.

Der 35-Jährige führte die ernüchternde Bilanz auf viel Pech und Fehler beim Reifenmanagement zurück. Hinzu käme die Tatsache, dass er im Gegensatz zu seinem Teamkollegen weniger Zeit auf der Strecke verbringen durfte. "In Barcelona und Silverstone musste ich für unseren Ersatzmann Dani Clos Platz machen", erklärte er. Karthikeyan räumte allerdings ein, dass die derzeit eindeutige Rollenverteilung im Team auch der Klasse von de la Rosa geschuldet sei. "Meinen vorherigen Teamkollegen, Vitantonio Liuzzi, zu schlagen, war sehr viel einfacher", sagte er. "Pedro merkt man die Erfahrung an, die er bei McLaren gesammelt hat."

Karthikeyan selbst kann inzwischen immerhin schon auf die Erfahrung von 35 Grand-Prix-Starts verweisen. Diese würde er seinem Arbeitgeber auch gerne im kommenden Jahr zur Verfügung stellen. "Ich würde gerne bei HRT bleiben, mit dem derzeitigen Management komme ich sehr gut zurecht", sagte er. "Ich kenne die Pläne für 2013, das Team will mit dem Auto einen großen Schritt nach vorne machen." Ob er dann immer noch am Steuer des HRT-Boliden sitzt, sei allerdings noch offen. "Die Formel 1 ist manchmal ein kompliziertes Geschäft", meinte Karthikeyan.