Noch nicht optimal, aber durchaus zufriedenstellend, so würde ich mein Silverstone-Wochenende beschreiben. Im Endeffekt will man halt immer ein bisschen mehr ... Ich konnte den Crash am Freitag, als ich ja in Becketts auf einer Wasserpfütze weggerutscht bin, gut wegstecken. Der Aufprall war schon nicht ohne, 21 G, mein bisher heftigster Einschlag in einem Formel-1-Auto, aber ich habe dann am Samstag überhaupt nichts mehr davon gespürt, alles war wieder absolut okay; ein Beweis, wie sicher die Autos heute wirklich geworden sind. Und auch meine Mechaniker haben wieder einen ganz tollen Job gemacht. Das Auto war sofort sehr gut, und ich hatte da schon das Gefühl, dass wir auch im Trockenen gut dabei sein könnten und wir auch dafür kein so schlechtes Setup gefunden hatten, obwohl ich ja das neue Silverstone vorher in der Realität noch nicht kannte. Ich hatte also durch die Umstände wirklich nicht viel Zeit und Erfahrung zum Aussortieren.

Wenn ich immer wieder sage, dass ich vor allem meine Qualifying-Performance noch verbessern muss, die Reifen da noch besser verstehen, um weiter vorne zu stehen und dann auch für die Rennen eine bessere Ausgangsposition zu haben, dann möchte ich das Silverstone-Qualifying davon doch ein bisschen ausnehmen. Denn da lag ich ja bis zu der gelben Flagge am Ende meiner letzten Runde in der Zeit sogar knapp vor Pastor [Maldonado], wäre also sicher ins Q3 gekommen; wir haben da dann auch von der Reifenstrategie und vom Timing her alles richtig gemacht. Dafür, dass ich über das Verlangsamen bei Gelb gerade unter solchen Bedingungen, bei nasser Strecke, aus Sicherheitsgründen offenbar eine etwas andere Auffassung habe als einige andere, mache ich mir auch nicht wirklich einen Vorwurf. Ich möchte darüber auch gerne noch mal mit Charlie Whiting reden - einfach, weil es eben meiner Meinung nach doch sehr sicherheitsrelevant ist, wie diese Dinge gehandhabt werden.

Mit meinem Rennen konnte ich dann auch ziemlich zufrieden sein. Ich glaube, auch beim Team ist es nicht so schlecht angekommen, dass ich wirklich nie aufgegeben habe, immer Druck gemacht habe, obwohl es natürlich schon ein bisschen frustrierend war, so lange hinter Nico Hülkenberg festzuhängen. Da hat mir in der zweiten Boxenstoppphase weniger als eine Sekunde gefehlt, um vor ihm raus zu kommen. Und die hat mich in der entscheidenden Runde Charles Pic gekostet, als ich auf ihn zum Überrunden aufgelaufen bin und er erst einmal nicht Platz gemacht hat. Vom Speed her wäre nämlich einiges mehr drin gewesen. Ich glaube schon, dass wir das Tempo der Leute vor uns auf jeden Fall hätten gehen können - zwei Plätze weiter vorn wäre bestimmt gegangen. Ich war bei dem Hinterherfahren alles andere als am Limit des Autos, aber Überholen ist ja in Silverstone durch die Positionierung der DRS-Zone noch ein bisschen schwieriger als woanders, speziell auch gegen ein Auto mit Mercedes-Motor. So musste ich halt warten, bis Nicos Reifen am Ende doch immer mehr abgebaut haben - die Aktion dann hat allerdings richtig Spaß gemacht, wie auch vorher schon der ganze Zweikampf - oder besser gesagt, Dreikampf. Denn ich musste ja nicht nur nach vorne attackieren, sondern mich gleichzeitig auch nach hinten gegen Jenson [Button] verteidigen, der0 ziemlich Druck gemacht hat. Aber das hat ziemlich gut geklappt; genauso wie auch meine Überholmanöver kurz nach dem Start - und alles, ohne auch nur das kleinste bisschen Feindberührung, ohne den geringsten Materialschaden. Das sind solche Dinge, bei denen ich jetzt schon allmählich merke, dass mit mehr Erfahrung auch die Routine, die Sicherheit in solchen Duellen wiederkommt.

Senna sieht in der Qualifikation noch Nachholbedarf, Foto: Sutton
Senna sieht in der Qualifikation noch Nachholbedarf, Foto: Sutton

Eigentlich sollten wir auch in Hockenheim wieder gut aussehen. Vieles von dem neuen Aeropaket, das wir in Silverstone hatten, scheint recht gut zu funktionieren, soweit man das nach den Eindrücken im Rennen sagen kann. Vor allem in schnellen Kurven ist das Auto richtig gut; auch die Effizienz des DRS scheint wieder ein bisschen besser geworden zu sein. In langsamen Ecken müssen wir allerdings noch ein bisschen arbeiten - obwohl Jenson Button ja gemeint hat, da sei der Williams schneller gewesen als der McLaren ... Vielleicht war der ja noch langsamer ... In langsamen Kurven schneller zu sein, aus den Ecken besser rauszukommen, bedeutet auch, bessere Überholchancen zu haben. Und ein Auto, das in langsamen Ecken schneller ist, wird auch grundsätzlich über die ganze Saison stärker sein, so viele Strecken wie Silverstone mit so vielen schnellen Kurven gibt es ja nicht. Den neuen Frontflügel haben wir in Silverstone ja nur mal kurz im dritten Training am Samstag eingesetzt, da passte er noch nicht ganz, deshalb haben wir ihn dann angesichts der unsicheren Wetterbedingungen lieber weggelassen. Wenn schon das Wetter unberechenbar ist, dann hat man am Auto doch lieber Teile, die man genau kennt und von denen man ganz genau weiß, wie sie reagieren. Diesen jetzt in Hockenheim in das Paket einzubauen und zum Funktionieren zu bringen, ist das nächste Ziel. Ich bin Hockenheim auf jeden Fall auch schon im Simulator gefahren, als ich vor Silverstone im Werk war; auch speziell mit Fokus auf das Qualifying - und ich hoffe natürlich, dass es da jetzt endlich das erste Mal mit den Top-Ten klappt.

Bevor es nach Hockenheim geht, fahre ich jetzt am Sonntag aber erst einmal von Monaco nach Italien, um dort die Lorenzo-Bandini-Trophy entgegenzunehmen. Das wird sicher ein großer Event, und das bedeutet mir auch sehr viel, bei all den Großen, die diese Auszeichnung schon bekommen haben. In den letzten Jahren etwa Lewis Hamilton oder Nico Rosberg und Sebastian Vettel. Vor allem, weil damit ja in erster Linie meine Leistung vom letzten Jahr anerkannt wird, das, was ich da unter speziellen, schwierigen Umständen mit dem Einstieg während der Saison, erreicht habe. Dass mir da von dieser Fachjury so viel Vertrauen entgegen gebracht wird, ist Bestätigung, aber natürlich zusätzlicher Ansporn für die Zukunft.