Der Reifen-Riese Pirelli steht neuerlich im Fokus der Königsklasse. Im Rahmen des Grand Prix von Großbritannien mussten sich die Italiener einmal mehr dem Vorwurf erwehren, dass es an einem Formel-1-Rennwochenende nicht genügend Regenreifen gibt. Eine Diskussion, die immer wieder aufflammt, wenn in regnerischen Trainingssitzungen nahezu keine Autos auf der Strecke sind. Zumeist heißt es dann vonseiten der Teams, man müsse sich Reifen aufsparen.

Aktuell sieht das Regelwerk drei Vollregenreifen- und vier Intermediate-Sätze pro Saisonlauf vor. Nicht gerade viel, wie viele Fahrer und Teams kritisieren, doch laut Paul Hembery, dem Sportchef im Hause Pirelli, gibt es andere Gründe, weshalb in Regen-Sessions kaum Action auf der Piste vorherrscht. Sicherheitsbedenken, schlechte Sicht und das erhöhte Unfallrisiko seien diese. "Wenn man drei Sätze Vollregenreifen hat, kann man getrost 180 Runden absolvieren; es kann somit niemand behaupten, er hätte nicht ausreichend Reifen", stellte der Brite klar.

Hembery erinnerte daran, dass bereits vor einiger Zeit die Anzahl der Intermediate-Sätze erhöht wurde, doch das Resultat dessen seien lediglich Berge unbenutzter Reifen gewesen. "Überlegen Sie einmal: Wie viele Rennen hatten wir in der Vergangenheit, bei denen die Strecke an allen drei Veranstaltungstagen nass war? [...] Also: Warum sollte man anderthalb bis eine Million Euro pro Jahr zur Abdeckung einer Eventualität ausgeben, die nur alle vier oder fünf Jahre Wirklichkeit wird?"

"Einige Teams haben heute deutlich mehr Runden gedreht als andere", erklärte er am letzten Freitag nach den beiden Trainings, "aber alle sagten zu mir, dass es aufgrund der schlechten Bedingungen fast komplett nutzlos gewesen sei, überhaupt zu fahren." Hembery hält es schlichtweg für bequem, die Quantität der Reifen als Grund fürs Nichtfahren anzugeben. Überdies denkt er nicht, dass Red Bull, Ferrari und Co ihre Herangehensweise in den Trainings bei größeren Vorräten an Reifen ändern würden. "Vielleicht ein bisschen, aber mehr als das? Wohl eher nicht."