Was sagst du zu diesem engen Qualifying?
Adrian Sutil: Es ist schon schwierig, sich die Namen der Fahrer zu merken, die gerade drinnen und draußen sind. Es ist kunterbunt gemischt. Es ist sehr schwierig nachzuvollziehen und alles im Blick zu behalten, denn manchmal entgeht einem eine schnelle Runde und dann ist wieder jemand anderer vorne. Am Ende lag ich aber mit meinem Tipp richtig und Vettel hat die Pole Position geholt. Heute Morgen fuhr er in seiner Auslaufrunde absolute Bestzeiten, aber in der Gesamtzeit war das noch nicht zu sehen. Auch im Qualifying war ich mir lange nicht sicher, aber in Q3 hat er den Schalter umgelegt und das war wieder das Red Bull-Niveau wie man es vom letzten Jahr kennt. Ich glaube, dass sich irgendwann das Feld trennen wird. Das ist vielleicht ein erstes Zeichen, dass jemand etwas gefunden hat, das mehr Abstand bewirkt, denn das Feld ist zu eng zusammen. Ich glaube, dass die großen Teams irgendwann ein bisschen davonziehen.

Ist das auch der Vettel-Faktor?
Adrian Sutil: Letztendlich muss das Auto passen, denn sonst kann er sein fahrerisches Können nicht zeigen. Eigentlich zeigt er es immer, aber das Auto ist nicht leicht zu fahren und man macht Fehler. Es ist schwierig zu sagen, ob es einen Vettel- oder Hamilton-Faktor gibt. Ich meine, wenn man sich zu hundert Prozent wohlfühlt, hat jeder die Chance eine magische Runde hinzulegen. Manche brauchen ein Auto, in dem sie sich zu hundert Prozent wohlfühlen, manchen reicht auch schon achtzig Prozent wie Alonso. Er holt mit einem nicht so starken Auto Unglaubliches heraus, auch wenn es heute leider nicht geklappt hat. Ihm haben nur zwei Zehntel auf Platz zwei gefehlt, man darf also nicht sagen, dass es Ferrari völlig vergeigt hat. Vielleicht haben sie etwas gepokert und wollten einen Reifensatz sparen. Man hat schon in Kanada gesehen, dass man von P15 auf das Podium fahren kann. Es ist also nicht so tragisch. Aber für Alonso ist es in Spanien natürlich schade. Ferrari muss einfach vorne sein, sonst fehlt etwas.

Sutil will zurück ins Renncockpit, Foto: Sutton
Sutil will zurück ins Renncockpit, Foto: Sutton

Mercedes hat sich wohl auch mehr erwartet.
Adrian Sutil: Natürlich. Es ist immer bitter, wenn es nicht für Q3 reicht. Nico hing ein bisschen im Verkehr fest, das Timing ist einfach brutal wichtig. Man muss eigentlich eine Sekunde vor Ablauf der Zeit über die Linie fahren, perfekte Bedingungen und freie Fahrt haben. Nur dann hat man die Chance, ganz vorne reinzufahren. Wenn man auf Sicherheit geht, kann man nicht das allerletzte herausholen und ein Zehntel kann einen Verlust von fünf Startplätzen bedeuten.

Wie schwer fällt es dir, nicht mitfahren zu können?
Adrian Sutil: Es kann gut und schlecht sein, aber ich denke, in diesem Jahr hätte ich gute Chancen auf das Podium gehabt. Mit Konstanz punktet man in diesem Jahr und ist irgendwann der Glückliche, der einen solchen Achtungserfolg einfahren kann. Im letzten Jahr hatten wir unglaubliche Ergebnisse und haben aus dem Auto alles herausgeholt, auch wenn am Ende nur der fünfte oder sechste Platz stand - für uns war das aber wie ein Sieg. In diesem Jahr ist es anders, wenn man alles perfekt hinkriegt und etwas Glück hat, kann man durchaus aufs Podium fahren. Auch Force India hatte heute eine unglaubliche Chance unter die Top-3 zu fahren, das war drin.

Warum hat es am Ende nicht geklappt?
Adrian Sutil: Ich habe mit meinem Ingenieur vom Vorjahr gesprochen und er meinte, es wäre möglich gewesen in die Top-3 zu kommen. Es kann an den Fahrern gelegen haben. Ich habe auch ein stehendes Rad gesehen und da verliert man gleich ein paar Hundertstel, das summiert sich. Wenn alle Autos so eng beisammen liegen, ist die fahrerische Leistung umso wichtiger. Wenn man fahrerisch ein Zehntel drauflegen kann, macht das einen extremen Unterschied.

Wie siehst du deine Situation?
Adrian Sutil: Wenn ich wieder zurückkomme, werde ich sagen, dass mir diese Auszeit gut getan hat und entscheidend für einen erfolgreichen Weg in meiner zweiten Karriere war. Diese Karriere sehe ich in der Formel 1. Ich habe viel in verschiedenen Bereichen gelernt und mich sehr weiterentwickelt und kann fast nur positives sagen. Natürlich würde ich gerne fahren, aber man kann es sich nicht immer aussuchen und muss clever genug sein, um aus dieser Situation zu lernen. Man muss im ganzen Leben lernen und nicht stehenbleiben. Wenn ich zurückkomme, werde ich stärker sein, das ist sicher.

In welchen Bereichen hast du dazugelernt?
Adrian Sutil: Natürlich menschlich, ich habe gesehen, wer meine wahren Freunde sind, denn ich hatte auch ein paar, die nicht so wirklich reingepasst haben. Es wurde alles auf die Probe gestellt und man konnte sehen, auf wen man zählen kann und solche Leute sind wichtig. Ich konnte mich in den letzten fünf Jahren um nichts kümmern, man kommt ja zu fast gar nichts. Jetzt kann ich allgemeine Dinge lernen und es macht Spaß. Ich habe viel Zeit für meine Freundin, ich bin keiner der alleine zuhause sitzt und traurig ist, weil er nicht fährt. Ich sehe es positiv, freue mich und bin voll motiviert.

Was hat dir dein Job beim Fernsehen gebracht?
Adrian Sutil: Es ist nicht schlecht, wenn man auch einmal die andere Seite kennenlernt. Ich sehe die Formel 1 von außen mit anderen Augen und mir sind einige Dinge klarer geworden. Natürlich habe ich auch für die Journalisten jetzt mehr Verständnis. Mein Job bei Sky ist schön, aber auf Dauer möchte ich wieder Rennen fahren. Ich sehe auch, dass es wichtig ist, sich ein eigenes Leben neben der Formel 1 aufzubauen, denn sonst fällt man sehr tief. Ich werde gestärkt aus der Sache herausgehen.