Nachdem es Lewis Hamilton in Kanada schaffte, sich als siebter Sieger im siebten Saisonrennen in die Statistik einzutragen, fragt sich die Formel 1: Fällt in diesem Jahr auch der absolute Rekord der Formel 1 Geschichte mit elf verschiedenen Siegern in einer Saison? Der stammt aus dem Jahr 1982 - dabei gab es damals sogar nur 16 Rennen und am Ende wurde Keke Rosberg mit nur einem Erfolg Weltmeister.

Und auch wenn Niki Lauda überzeugt ist, dass in Valencia "zum ersten Mal ein Fahrer zum zweiten Mal ganz oben auf dem Stockerl stehen wird" - Kandidaten, um die Siegerliste 2012 noch weiter zu verlängern, gäbe es 2012 einige. Dabei stehen unter anderem die beiden ganz oben, die es in Montreal hinter Hamilton auf das Podium schafften - Romain Grosjean und Sergio Perez. Grosjean hat mit dem Lotus vor allem bei Hitze ein sehr, sehr gutes Auto zur Verfügung, das dann auch mit den Reifen sehr schonend umgeht und wenn der Youngster die erste Kurve übersteht, in der er bisher des öfteren in Zwischenfälle verwickelt wurde, dann ist mit ihm zu rechnen.

Sergio Perez, noch einer aus der Garde der jungen Nachwuchsfahrer, bewies mit dem dritten Platz in Montreal, diesmal unter völlig normalen Bedingungen, dass sein erster Podiumsplatz des Jahres in Malaysia, damals im Regen, kein Zufall war. Perez hat manchmal zwar noch die ein oder andere Schwäche im Qualifying, kann aber im Rennen beißen wie kaum ein anderer und trotzdem noch extrem schonend mit den Reifen umgehen. Und der Sauber scheint im Gegensatz zu einigen anderen Autos unter den verschiedensten Bedingungen gut zu funktionieren.

Räikkönen ist ein Sieg zuzutrauen, Foto: Sutton
Räikkönen ist ein Sieg zuzutrauen, Foto: Sutton

Aber auch die Teamkollgen der beiden sollte man in einer potenziellen Siegerliste nicht außer acht lassen. Kimi Räikkönen mag zwar ab und an im Qualifying ein bisschen langsamer sein als sein Teamkollege, aber der Finne hat in seiner Comeback-Saison auch schon mehrfach durch gute Rennleistungen aufhorchen lassen und könnte genauso gut den ersten Lotus-Sieg holen wie Grosjean. Bei Sauber stand in diesem Jahr Kamui Kobayashi zwar bis jetzt ein bisschen im Schatten von Sergio Perez, aber Teamchef Peter Sauber ist überzeugt: "Wartet nur bis Silverstone, da ist für Kamui alles möglich, das ist seine Strecke, da fliegt er ja immer förmlich."

Aber auch Michael Schumacher möchte endlich seine Pechsträhne beenden und das schaffen, was seinem Teamkollegen Nico Rosberg schon in Shanghai gelang: Endlich mit dem Mercedes-Silberpfeil zu gewinnen. Dass der siebenmalige Weltmeister das Auto fahren grundsätzlich nicht verlernt hat, zeigte er mit seiner Pole Position in Monaco - und dass Mercedes zumindest unter bestimmten Bedingungen für einen Sieg gut ist, zeigte Rosberg. Wobei es sein könnte, dass die nächsten Strecken mit mehr schnellen Kurven dem Auto nicht ganz so entgegenkommen, dass erst wieder Ungarn ein sehr guter Kurs für den Silberpfeil wird.

Unberechenbare F1

Aber bei der diesjährigen allgemeinen Unberechenbarkeit könnten die Experten auch mit dieser Theorie schnell wieder daneben liegen. Die Unberechenbarkeit sorgt dafür, dass man den Kreis sogar noch weiter ziehen kann: Denn alles hängt 2012 davon ab, ein optimales Wochenende hinzubekommen, bei dem man sowohl für das Qualifying als auch für das Rennen das optimale Reifentemperaturfenster genau trifft. Wie das geht, scheint aber auch für die Ingenieure oft noch mehr Rätselraten als Wissen zu sein. Wem es aber gelingt, der kann auf einmal fast aus dem Nichts kommen, so wie Pastor Maldonado mit dem Williams in Barcelona.

Und was da einmal perfekt klappte, könnte zum Beispiel genauso auch einmal bei seinem Teamkollegen Bruno Senna klappen. Oder auch bei Ferrari bei Felipe Massa, der seit dem der Ferrari wieder besser geworden ist, auch wieder näher an seinen Teamkollegen Fernando Alsonso herankommt. Und wer weiß, vielleicht schafft sogar Force India einmal diesen perfekten "Treffer" - dann wären auch Nico Hülkenberg oder Paul di Resta Kandidaten.