In Brasilien wird dir im Moment immer wieder ein Satz vorgehalten, den du vor zwei Jahren mal gesagt hast: "Wenn ich regelmäßig eine halbe Sekunde langsamer bin als mein Teamkollege, dann höre ich auf." Das ist ja jetzt nun mal öfters der Fall gewesen...
Felipe Massa: Schon klar, dass so etwas kommt - aber man muss eines sehen: Im Moment habe ich viel mehr Probleme als vor einigen Jahren. Vieles, was passiert ist, lag mehr an meinem Auto, an der Technik, die wir heute haben, an der heutigen Art der Rennen. Ich muss aber sicher auch meine Arbeit besser hinbekommen, muss zu dem zurückfinden, was ich immer war, wie ich immer gefahren bin, wie ich Dinge angegangen bin. Wobei ich sage, dass ich heute zum Beispiel nicht anders in ein Qualifying gehe als früher, ich gehe immer mit der Einstellung rein, dass ich jetzt die Pole holen will. Ich muss bei mir was verbessern - und am Auto. Wenn beides stimmt, dann gibt mir niemand eine halbe Sekunde. Aber es sind eben viele Dinge passiert, ich habe mich oft nicht wohlgefühlt im Auto...

Wird das nicht allmählich auch psychologisch schwierig für dich?
Felipe Massa: Wenn immer wieder negative Dinge passieren, dann hat das sicher Einfluss auf die psychologische Verfassung, aber ich möchte nicht sagen, dass das das einzige Problem ist. Da spielen viele Dinge eine Rolle, es gibt ja auch die technische Seite. Man kann nicht so einfach sagen, da fehlt, dass es einmal Klick macht und dann passt alles. Aber wenn man es schafft, eine Sache hinzukriegen, dann wird der Rest auch leichter. Das Wichtige ist, beide Seiten in den Griff zu bekommen, auf beiden Gebieten gute Arbeit zu leisten. Auf der technischen und auf der psychologischen.

Und was muss zuerst kommen?
Felipe Massa: Die technische Seite. Wenn die stimmt, dann bekomme ich auch die psychologische hin.

Was hältst Du von folgender Analyse: Die heutigen Autos sind instabiler, schwieriger zu fahren als die von früher, etwa das von 2008. Damit kommt Fernando einfach etwas besser zurecht als Du. Und die Tatsache, dass du früher gegen deine Teamkollegen, etwa Kimi Räikkönen, bei Ferrari besser ausgesehen hast, was jetzt nicht mehr geht, steht dir dann auch noch mental im Weg...
Felipe Massa: Schwer zu sagen, könnte ein bisschen so sein, dass das alles zusammen spielt. Wichtig ist, es zu ändern. Dieses Jahr ist aber auch immer, wenn ich ganz gute Chancen hatte, etwas schiefgegangen, wie etwa in Barcelona durch die Strafe, vorher schon durch den Verkehr im Qualifying, der ja nicht unbedingt meine Schuld war... Es ist immer sehr leicht, nur auf die Ergebnisse zu schauen, und nicht, was dahintersteckt, was passiert ist. Natürlich ist man als Fahrer auch an vielem beteiligt, aber auch nicht allein - zum Beispiel an falschen Strategien.