Am China-Wochenende hatten sich Bernie Ecclestone, FIA-Präsident Jean Todt und auch einige Teamchefs alle Mühe gegeben, um möglichst oft zu versichern, dass die Lage in Bahrain unter Kontrolle ist und sich die Formel 1 keine Sorgen machen müsse, wenn es dort kommendes Wochenende zum Grand Prix geht. Doch es ist eben nicht so ruhig, wie es die Verantwortlichen gerne hätten. Ein 15-Jähriger Junge musste vor kurzem auf die Intensivstation gebracht werden, weil er von der Polizei angeschossen wurde und nahe der Rennstrecke wurde eine Gaskartusche in einem brennenden Autoreifen gefunden, also ein kleiner Sprengsatz.

Mitarbeiter haben wenig Lust

Unter den Team-Mitarbeitern scheint die Lust auf eine Reise in das Königreich enden wollend zu sein. Zwar stellten sich einige Teamchefs demonstrativ hinter die Entscheidung der FIA und der Formula One Management (FOM), doch das Personal hat damit weniger Freude. Egal wen man im Fahrerlager fragte, keiner wollte wirklich nach Bahrain. Bei Williams soll eine Catering-Mitarbeiterin sogar entlassen worden sein, weil sie aus moralischen Gründen nicht nach Bahrain fahren wollte. Die Teams selbst treffen bereits Maßnahmen, so haben sie ihren Mitarbeitern gesagt, sie sollen die Strecke nicht in Teamkleidung verlassen.

Ecclestone reagiert derweil schon gereizt, wenn er auf die Unruhe im Land angesprochen wird. "Glauben sie, dass alle Probleme verschwinden, wenn wir die Formel 1 absagen?", blaffte er einen Vertreter der Agence France Presse an, als er auf die Situation angesprochen wurde. Als ihm gesagt wurde, dass Demonstranten sich das Rennen am 22. April für ihre Zwecke zunutze machen wollen und es nach seiner Bekanntgabe zur Austragung des Rennens weitere Proteste gab, sagte er nur: "Welche Proteste?" Er wollte auch nichts davon wissen, dass jemand angeschossen worden war. "Niemand wurde angeschossen. Wovon reden Sie?", ärgerte er sich und ging.

Drei Tage des Zorns

Tatsache ist, dass die Gruppe "Revolution of February 14" vom 20. bis 22. April drei Tage des Zorns ausgerufen hat, dass an diesen Tagen die Trainings, das Qualifying und das Rennen in Bahrain stattfinden, ist natürlich kein Zufall. Und auch jetzt ist die Stimmung bereits aufgeheizt, so haben Demonstranten an der größten Autobahn in Manama eine große Werbetafel für die Formel 1 abgebrannt. Niki Lauda sah dennoch keinen Grund, nicht hinzufahren. "Die FIA und Ecclestone haben eine Entscheidung getroffen, da sie glauben, es ist sicher genug, hinzufahren. Also fahren wir hin."

Motorsport-Magazin.com-Redakteurin Karin Sturm wird ebenfalls nach Bahrain reisen. Sie hat dafür ihre eigenen Argumente. "Nicht hingehen und doch irgendwie berichten, ist genau der verkehrte Weg", sagt sie. "Hingehen, hinschauen und dann entsprechend berichten."