Eric, wie sieht dein Zeugnis für das Team nach den ersten zwei Rennen der Saison aus?
Eric Boullier: Ein Engländer würde das Ganze als ein "curate's egg" beschreiben. Teile der Saison waren zufriedenstellend. Dazu zählt die Pace des E20, die sowohl im Qualifying- als auch im Renn-Trimm klar vorhanden ist. Beide Fahrer haben im Qualifying starke Leistungen gezeigt - Romain in Australien und Kimi in Malaysia. Kimi hat gezeigt, dass er nicht lange gebraucht hat, sich daran zu erinnern, was von einem Formel-1-Fahrer verlangt wird und er hat seine Pace gefunden, wie er es in zwei starken Rennen - gemessen an seiner Startposition - bewiesen hat. Zudem sehen unser Reifenabbau sowie die Reaktion des Autos auf Setup-Änderungen vielversprechend aus.

Im Gegensatz dazu waren einige Teile der Saison schlecht. Romain ist nur eine Handvoll Rennrunden gefahren. Kimi ist aus verschiedenen Gründen - schlechtes Timing des Teams in Australien und der Getriebewechsel in Malaysia - bei beiden Rennen von weiter hinten im Feld gestartet als wir wollten. Das Ergebnis ist, dass wir in der Konstrukteurs-Wertung nur 16 Punkte haben, obwohl wir in den ersten beiden Rennen deutlich mehr Potential hatten.

Von meinem persönlichen Standpunkt aus bin ich etwas frustriert, dass wir uns nicht so gut geschlagen haben, wie wir es gekonnt hätten. Wir wissen, dass wir es besser können und hoffen, dass wir das in den nächsten Rennen zeigen können. Auf der anderen Seite bin ich so stolz darauf, was das Team im Winter geleistet hat, dass ich unweigerlich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen habe.

Was macht das Team denn nun?
Eric Boullier: Die positiven Aspekte, die wir haben, verschaffen uns eine starke Basis, um in dieser Saison gute Punkte zu machen, und nach den bisherigen Anhaltspunkten zu urteilen, sind wir gut aufgestellt, um für unser Ziel - den vierten Platz in der Konstrukteurs-Wertung - zu kämpfen. Das Aero-Paket, das wir nach China mitbringen, ist der Beweis dafür, dass wir nichts unversucht lassen. Wir konzentrieren uns darauf, den E20 zu entwickeln und zu verbessern, während beide Fahrer ihre Ziele kennen und gut mit dem Team zusammenarbeiten. Wir können viele der negativen Aspekte aus den ersten beiden Rennen als Pech abhaken oder als Faktoren einstufen, aus denen wir alle lernen werden. Wir rechnen in der nahen Zukunft damit, einige solide Punkte einzufahren, mit beiden Autos in den Top-8.

Kimi Räikkönen ist mit seinem Comeback bislang zufrieden, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen ist mit seinem Comeback bislang zufrieden, Foto: Sutton

Wie ist die Stimmung in Enstone jetzt, wo der E20 sich gegen die Konkurrenz unter Rennbedingungen bewiesen hat?
Eric Boullier: Nach einem enttäuschenden Ende der Saison 2011 haben die Leute sich noch mehr reingehängt um das zu schaffen, was James Allison als das beste Auto beschreibt, das jemals in Enstone produziert wurde. Nur ein Top-Team kann so reagieren. Vor der Saison hatten wir das Gefühl, dass der E20 ein solides Potential hat und wir sehen das nach zwei Grands Prix bestätigt. Natürlich liegt noch Arbeit vor uns, doch die Atmosphäre in Enstone wurde durch die starken Auftritte im Albert Park und in Sepang aufgeheizt. Der E20 ist gut, aber wir arbeiten alle unermüdlich, um ihn besser zu machen.

Wie siehst du die Leistung der Fahrer?
Eric Boullier: Wenn man berücksichtigt, dass beide nach zwei Jahren Pause in die Formel 1 zurückkamen, waren ihre Leistungen stark. Kimi hat gezeigt, dass er nichts von seiner Pace verloren hat. Er ist sowohl schnell im Qualifying als auch sehr beständig im Rennen. Sein Umgang mit den Reifen ist auch ziemlich beeindruckend, während sein technisches Feedback extrem genau ist. Er war sehr stark in beiden Rennen und seine starke Rennpace sowie seine schnellste Rennrunde in Malaysia zeigen, dass er genauso gut fahren kann wie früher. Romain hat auch eine gute Pace gezeigt. Er muss nur ein paar Rennrunden fahren - seine Saison beginnt erst in China.

Einige große Sponsoren des Teams wurden bekanntgegeben - wie sieht der Fortschritt in diesem Bereich aus?
Eric Boullier: Dass wir Namen wie Microsoft sowie die Unilever-Marken Clear und Rexona auf unserem Auto stehen haben, ist eine fantastische Bestätigung dafür, was wir als Team leisten. Diese Marken erkennen nicht nur den Wert der Formel 1, sondern auch des Teams. Wir haben in Enstone ein stolzes Erbe und hoffen, dass wir in Zukunft mit starken Ergebnissen darauf aufbauen können. Unsere Partner und Sponsoren sind dabei ein wesentlicher Aspekt und dass wir diese Namen im aktuellen wirtschaftlichen Klima an uns binden konnten, ist ein fantastischer Erfolg für jeden Einzelnen im Team.