1.Warum gewann Button den Start?

Nach dem Qualifying war Lewis Hamilton der gefeierte Star, dem es gelang, die erste Pole des Jahres zu ergattern. Doch bereits als das Rennen einige Kurven alt war, strahlte sein Teamkollege Jenson Button im Helm, der seinen Landsmann einfach auf der besseren Seite stehenließ. "Jenson hatte einen besseren Start, während Lewis zusammengebrochen ist", bilanzierte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh.

Der Weltmeister von 2008 war einfach nur bedient. Er sprach von einem schockierenden Start, bei dem nichts funktionierte. "Ich bin von der Kupplung gegangen und meine Reifen haben durchgedreht. Das hat sich dann durchgezogen, wodurch ich viel Boden verloren habe", fasste Hamilton zusammen.

Von Niki Lauda bekam Button Lob zugesprochen. "Es war eben ein perfekter Start und dann fuhr er einen Start-Ziel-Sieg heraus", erklärte der ehemalige Formel-1-Weltmeister im Interview mit Motorsport-Magazin.com.. Ob es Hamilton tröstet, dass er aufgrund der restlichen Probleme mit dem Auto vielleicht auch bei einem gewonnenen Start keine Chance auf den Sieg gehabt hätte, ist fraglich.

2. Warum fiel Rosberg noch aus den Punkten?

Nico Rosberg startete auf dem siebten Platz, was nach den großen Erwartungen bereits die erste Enttäuschung war - aber weitere sollten folgen. Denn die Reifen bauten erneut schneller ab als bei der Konkurrenz, doch durch den Ausfall von Pastor Maldonado rutschte der Wiesbadener auf den sechsten Platz nach vorne. Dann kam ihm Sergio Perez in die Quere. "Für mich war natürlich besonders die unglückliche Situation am Ende enttäuschend, als Perez mich auf der Geraden mit seinem Frontflügel berührt hat und ich einen Reifenschaden davontrug", so Rosberg, der danach außerhalb der Punkte lag.

Nico Rosberg und Sergio Perez schenkten sich nichts, Foto: Sutton
Nico Rosberg und Sergio Perez schenkten sich nichts, Foto: Sutton

Sein Widersacher aus Mexiko sah die Situation natürlich wie gewöhnlich anders und gab dem Wiesbadener die Schuld. "Es ist schade, was in der letzten Runde passiert ist, aber ich konnte nichts machen. Nico hat versucht mich zu überholen, aber es lagen sehr viele Trümmer auf der Strecke. Wir haben uns dabei berührt und ich habe das Rennen mit komplett abgenutzten Reifen beenden müssen. Ich glaube ich habe auch einen Plattfuß gehabt", fasste Perez zusammen.

3. Wie schaffte es Alonso auf Platz fünf?

Fernando Alonso gab am Samstag die ernüchternde Aussage zu Protokoll, dass der Tag einfach nur gezeigt hätte, dass Ferrari nicht konkurrenzfähig sei. Damit leuchteten nicht nur in Maranello die Alarmlampen, die vorher ohnehin schon flackerten. Die schlimmsten Befürchtungen wurden hervorgerufen, von Kampf mit dem Mittelfeld, bis hin zur Überrundung.

Am Start allerdings die erste Überraschung: der Spanier bugsierte seinen F2012 von der 12 Startposition direkt hinter Sebastian Vettel. Danach hielt er sich tapfer auf dem fünften Rang und wendete das Scuderia-Desaster - zumindest für ein Wochenende - ab. Dafür hat er laut Damon Hill eine Belohnung verdient. "Alonso braucht eine Gehaltserhöhung", forderte der Weltmeister von 1996 im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

4. Wie konnte Maldonado sein Top-Finish noch wegwerfen?

Nach einem Jahr voller Schwierigkeiten und Sorgen für Williams bugsierte Pastor Maldonado seinen Boliden am Samstag in die Top-10 und konnte das Ergebnis im Rennen sogar noch verbessern. Die Stimmen überschlugen sich, als er auf dem sechsten Rang um gute Punkte für das Team kämpfte. Nun habe er endlich bewiesen, dass in ihm deutlich mehr als ein Pay-Driver steckt.

Pastor Maldonado zeigte ein starkes Wochenende, das in der Wand endete, Foto: Sutton
Pastor Maldonado zeigte ein starkes Wochenende, das in der Wand endete, Foto: Sutton

In der letzten Runde des Rennes allerdings ließ er alle Kritiker hämisch grinsen, denn er rammte seinen Williams frontal in die Wand. "Ich verlor die Kontrolle über den Boliden und landete in der Wand", schilderte der Venezolaner die Situation. "Vielleicht verlor ich das Heck, weil ich zu nah auf Fernando auffuhr und durchdrehende Räder hatte." Damit war das Rennen für ihn dahin und sicher geglaubte acht Punkte in der Mauer zu Melbourne.

5. Warum waren die Saubers so stark?

Sauber belegt nach dem ersten Rennwochenende den dritten Rang in der Konstrukteurswertung, was durch den sechsten und achten Platz erreicht wurde. Ein Ergebnis, dass die wenigsten erwartet hätten - selbst Sergio Perez hatte nicht mit einem Sprung in die Punkte gerechnet. "Nachdem ich wegen des Getriebewechsels vom letzten Startplatz losfahren musste, war mir klar, dass ich alles versuchen muss, um gleich beim Start Positionen gutzumachen", zeigte Perez auf.

Das Mittel zum Zweck war wie im vergangenen Jahr eine Einstopp-Strategie. Damit spülte es den Mexikaner um 14 Plätze nach vorne. Auch Kamui Kobayashi startete nur aus der 13 Position und halbierte sein Ergebnis. Dabei war ihm unter anderem sein Teamkollege am Ende behilflich. "Dann ereignete sich der Unfall von Pastor und Sergio kämpfte mit Nico. Ich konnte vorbei und wurde Sechster", war der Japaner der lachende Dritte.

6. Wer waren Gewinner & Verlierer der Safety-Car-Phase?

Größter Verlierer der Safety-Car-Phase nach zwei Dritteln des Rennens war Hamilton. Der McLaren-Pilot hatte auf Platz zwei liegend kurz vor Bernd Mayländers Einsatz die Box für neue Reifen angesteuert. Vettel hingegen blieb draußen und konnte während der Safety-Car-Phase neue Reifen aufziehen und Hamilton anschließend überholen. "Es war unmöglich zu überholen, daher konzentrierte ich mich darauf, meine Position zu halten und das Safety Car hat mir nicht geholfen", bilanzierte ein frustrierter Hamilton.

Das Safety Car machte das Leben für einige Piloten schwerer, Foto: Sutton
Das Safety Car machte das Leben für einige Piloten schwerer, Foto: Sutton

Vettel war zwar der Meinung, dass er auch ohne das Safety Car an Hamilton vorbei gekommen wäre, doch das interessierte den McLaren-Star nicht mehr. Ein weiterer Verlierer war Heikki Kovalainen. Der Caterham-Pilot überholte beim Re-Start vor der eigens dafür festgesetzten Safety-Car-Linie zwei andere Autos und kassierte dafür in Malaysia eine Rückversetzung um fünf Startplätze.

Alles andere als optimal lief es auch für Sergio Perez, wie er bei Motorsport-Magazin.com verriet: "Das Safety-Car ist für mich genau im falschen Moment gekommen. Ich war mit meinen Reifen schon sehr viele Runden gefahren und hinter mir hatten alle frische Reifen. Es war sehr schwierig für mich; ich musste Sprit sparen und auf die Reifen aufpassen - ein sehr schweres Rennen."

7. Wer hatte Schuld an der Massa/Senna-Kollision?

Für Felipe Massa kam es am Rennwochenende knüppeldick. Nicht nur landete der Ferrari-Pilot im Qualifying auf dem schwachen 16. Platz, obendrein fiel er im Rennen auch noch vorzeitig nach einer Kollision mit Bruno Senna aus. Suchen die Beteiligten meist die Schuld beim Unfallgegner, einigten sich hier beide Parteien schnell auf einen Konsens. "Das war ein Rennunfall", sagte Senna bei Motorsport-Magazin.com. "Er hat mit Ricciardo gekämpft, ich konnte davon profitieren und war etwas schneller."

Senna und Massa kollidierten während der 47. Runde eingangs Kurve fünf. "Bruno kam besser aus Turn vier heraus und hatte eine bessere Beschleunigung", erklärte Massa. Dann zog Senna leicht nach innen in Richtung Massa, die beiden Autos verhakten sich und Massa konnte nicht mehr weglenken. "Da wollten halt zwei Leute das gleiche Stück Strecke, wo nicht genügend Platz war", fasste der Ferrari-Pilot zusammen. Senna fuhr nach seinem Stopp zwar noch einmal auf die Strecke, beendete das Rennen jedoch kurze Zeit später endgültig, weil zu viel Kies am Auto hing.

8. Warum fehlten Vettel nur noch Kängurus in Melbourne?

Kängurus und Koalas gehören in Australien zum Tagesgeschäft - zum Glück hielten sich die possierlichen Tierchen dem Renngeschehen im Albert Park fern. Doch warum fehlten Vettel in Melbourne eigentlich nur noch Kängurus? Die Antwort verbirgt sich in den Kuriositäten des Saisonstarts. So sorgte etwa ein Kranwagen während der Safety-Car-Phase für einen zwischenzeitlichen Stopp, weil Bernd Mayländer das Räumungsfahrzeug auf dem Weg zum ausgefallenen Vitaly Petrov nicht überholen wollte.

"Als der Kranwagen auf der Strecke war, dachte ich, wir stehen auf der A5 im Stau", grinste Vettel. "Zwischendurch war dann noch ein Streckenposten an der Strecke, während die Autos da mit Highspeed vorbei fuhren. Ich dachte mir, dass der arme Mann ziemlich große Eier hat. Heute ging es schon drunter und drüber, da fehlte nur noch das Känguru auf der Strecke."

9. Warum wollte Button nach dem Rennen ein Wörtchen mit Vettel sprechen?

Es ging natürlich um den obligatorischen Jubel nach dem Rennsieg. Während Vettels Finger aus der vergangenen Saison noch bestens bekannt ist, versucht Button seinerseits, einen Jubelgruß zu etablieren. Meist schwankt er zwischen einer W- und der üblichen V-Geste mit den Fingern. "Ich machte das W mit einer Wasserflasche in meiner Hand", verriet Button nach seinem Melbourne-Sieg. "Das hat aber nicht so wirklich geklappt. Ich wollte mir etwas Neues einfallen lassen, aber ich kann Sebs Finger einfach nicht schlagen! Darüber müssen wir nachher mal sprechen."

10. Wie gelang Räikkönen der Sprung in die Top-10?

Von 18 auf 7: Kimi Räikkönen konnte mit seinem Resultat beim ersten Rennen nach dem Comeback eigentlich zufrieden sein. Natürlich ärgerte er sich über seine schlechte Ausgangsposition, dafür bekam der Finne beim Start Schützenhilfe aus dem Feld, als unter anderem Ricciardo, Senna, Maldonado, Hülkenberg und Grosjean für leichtes Chaos sorgten. Räikkönen musste sich zwar anstrengen, nicht in das Getümmel zu geraten, doch unterm Strich kam er fein aus der Angelegenheit heraus.

Da schadete es am Ende auch nicht, dass insgesamt zehn Piloten am Ende die Zielflaggen nicht mehr sahen - von 22. Man darf aber auch nicht vergessen, dass Räikkönen einen enormen Speed zeigte und Grosjean bereits im Qualifying deutlich gemacht hatte, wozu der E20 in der Lage ist. "Es fühlt sich an, als ob ich niemals weg gewesen wäre", stellte Räikkönen nach dem Australien GP fest.