Zu den Wintertestfahrten hatte es Marussia wegen nicht bestandener Crashtests zwar nicht geschafft, am Montag nach dem letzten Testtag in Barcelona war das Team dann aber bei einem Promotion-Event in Silverstone erstmals mit dem MR01 unterwegs. Wie bereits im Vorfeld vermutet wurde, kommt das Auto ohne große Stufe in der Nase aus, was es rein ästhetisch schon einmal etwas ansehnlicher macht als viele seiner Konkurrenten. Optisch wirkt das Auto relativ aufgeräumt und etwas detaillierter, große aerodynamische Finessen sind vorerst nicht zu erkennen. Dennoch hat das Team anscheinend etwas mehr versucht als zuvor.

Trotz der Vorstellung hat das Team den erforderlichen Crash-Test noch immer nicht bestanden. "Die fragliche Komponente hat einen unbeaufsichtigten Crash-Test bestanden, doch während der überwachten Tests arbeitete sie unkonstant", erklärte Pat Symonds in der Hoffnung, dass der neue Bolide zum Saisonauftakt offiziell einsatzfähig ist.

Fast alles neu

Der Bolide stellt einen kompletten Philosophie-Wandel bei Marussia dar, denn er ist nicht mehr nur im Computer entstanden. Vom MVR-02 des Vorjahres wurden kaum Teile übernommen, Technik-Berater Pat Symonds und sein Design-Team haben sich deswegen darauf konzentriert, ein solides Mechanik-Paket hinzustellen. Ein paar Leistungs-Fortschritte wollte die Crew gleichzeitig auch noch unterbringen. Ob das funktioniert hat, wird sich allerdings noch nicht so schnell zeigen, denn die verpasste Testarbeit wird das Team erst bei den ersten Rennen nachholen müssen, bevor dann angegriffen werden kann.

Die weitere Entwicklung sollte aber besser laufen, denn gab es vorher drei Arbeits-Schauplätze, ist nun alles im Technikcenter in Banbury vereint, wodurch die Wege stark verkürzt worden sind. Das half vor allem beim Design, da das Designteam nun viel enger in alles integriert ist. Zugleich ist die Aerodynamik-Abteilung völlig neu strukturiert, immerhin werden nun die CFD-Arbeit und der Windkanal zusammen genutzt.

Schwächen beseitigen

Weitere Hilfe sollte 2012 die Zusammenarbeit mit McLaren Applied Technologies sein, die bereits im Juli des Vorjahres begonnen hatte. Dadurch sind die ersten Einflüsse dieser Kooperation auch schon am Auto zu merken, wobei Marussia damit rechnet, dass die echten Vorteile erst später kommen werden. Vorerst hat man sich darauf konzentriert, aerodynamische Schwächen zu beseitigen und auf der mechanischen Seite Gewicht zu sparen. Die Fahrerpaarung für Marussia ist bereits seit längerem bekannt, es werden Timo Glock und Charles Pic im Einsatz sein.

Teamchef John Booth freute sich, dass der MR01 am Montag endlich das Licht der Welt erblickte. "Es war eine lange und frustrierende Wartezeit für alle im Team, aber jetzt können wir endlich auf die Strecke und in Richtung des ersten Saisonrennens in Australien in der nächsten Woche arbeiten. Heute ist der erste von zwei Promotion-Events, während die Fahrer also ein Gefühl für das Auto bekommen, werden sie keine echten Schlüsse ziehen können, bis wir in Melbourne ernsthaft unterwegs sind. Trotzdem ist das ein wichtiger Tag für uns und wir werden jede Minute auf der Strecke mit dem neuen Auto genießen", sagte Booth.