Jev, wie wir sehen können, feierst Du deine Vertragsunterschrift mit Arbeit im Simulator. Es muss ein gutes Gefühl sein, zu wissen, dass Du die Lorbeeren dieser Arbeit nächstes Jahr ernten wirst, oder?
Jean-Eric Vergne: Es ist gut, heute zu arbeiten. Wenige Stunden, nachdem ich mitgeteilt bekommen habe, dass ich nächste Saison für Toro Rosso fahren werde. Das hilft natürlich mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Egal ob ich im richtigen Auto, oder im Simulator sitze, ich liebe die Arbeit. Es macht aber natürlich einen Unterschied zu wissen, dass die Arbeit, die ich jetzt im Simulator mache, mir kommendes Jahr auf der Strecke zugutekommen wird - und nicht anderen Fahrern.

Wie hast Du erfahren, dass Du kommendes Jahr als Fahrer verpflichtest wurdest?
Jean-Eric Vergne: Ich war zu Hause in Paris, als ich den Anruf bekam. Ich war sehr aufgeregt und wollte es allen gleich erzählen. Ich habe aber das Telefon nicht angerührt, bis das Team mir mitgeteilt hat, dass die offizielle Pressemitteilung rausgegangen ist. Als ich wusste, dass das der Fall war, rief ich meine Eltern, meine Familie und meinen Trainer an, und alle anderen, die mir auf dem Weg dorthin geholfen haben. Anschließend konnte ich dann gar keine Anrufe mehr machen, da ich non-stop Anrufe erhielt.

Du hast gerade erwähnt, dass Dir viele Leute in deiner Karriere geholfen haben. Das Du nun verpflichtet wurdest, wird bestimmt ein guter Dank an sie alle sein?
Jean-Eric Vergne: Auf jeden Fall. Red Bull steht an der Spitze dieser Liste. Ohne sie wäre ich heute nicht in der Formel 1. Wahrscheinlich würde ich dann heute aufs College gehen. Ich muss mich aber auch bei der FFSA bedanken, dem französischen Motorsport Verband, die immer eine große Hilfe für mich gewesen sind - bereits zu Kartzeiten. Ich habe damals eine Meisterschaft der Autosport-Academy gewonnen, das hat mich letztlich auf den Weg gebracht, noch bevor ich Mitglied im Red Bull-Kader wurde.

Hast Du alternative Pläne für 2012 gehabt?
Jean-Eric Vergne: Wahrscheinlich wäre ich der dritte Fahrer des Teams geworden. Ich hätte dann freitags wieder getestet. Vielleicht wäre ich auch noch eine weitere Saison in der World Series by Renault gefahren. Nun muss ich aber nicht mehr darüber nachdenken. Meine Pläne für die kommende Saison stehen nun fest und zwar auf bestmögliche Weise.

Nach Deinem zweiten Platz in der Renault 3.5 Meisterschaft, hattest Du eine stressige Zeit mit den drei Freitags-Sessions für Toro Rosso und den Young-Drivers-Testfahrten für Red Bull. War das eine andere Art von Druck für Dich?
Jean-Eric Vergne: Der Druck ist immer der gleiche. Wenn ich im Auto sitze, egal welches Auto, welche Klasse, genieße ich es und spüre keinen Druck. Ich versuche einfach mein Bestes zu geben und so professionell wie möglich aufzutreten.

Daniel Ricciardo war bereits einmal Dein Teamkollege. Wie werdet Ihr diesmal miteinander auskommen?
Jean-Eric Vergne: Für mich ist es großartig, sein Teamkollege zu sein. Er ist ein toller Typ und ich mag ihn als Freund. Wir waren zusammen im Red Bull-Kader und kennen uns deswegen bereits lange. Außerdem haben wir in den unteren Serien bereits zusammengearbeitet. In der Formel 1 hat man immer nur einen Teamkollege. Man muss immer versuchen, das Beste daraus zu machen, gut zusammen zu arbeiten und den bestmöglichen Job für das Team abzuliefern. Wir haben beide einen recht ähnlichen Fahrstil und kommen gut miteinander aus. Das ist natürlich ein wichtiger Punkt für das kommende Jahr. Daniel könnte mir zu Beginn wahrscheinlich leicht überlegen sein. Schließlich ist er dieses Jahr bereits elf Rennen gefahren. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt. Wir haben noch alle Wintertestfahrten vor uns. Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss. Ich hoffe, dass ich das schnell hinkriege. Ich bin mir sicher, dass es hart werden wird. Aber normalerweise lerne ich schnell und kann mich auch ganz gut anpassen. Das war bisher in jeder Kategorie der Fall. Die Formel 1 ist natürlich anders, härter als alles andere, aber ich bin zuversichtlich.

Neben drei Freitagstrainings für Toro Rosso fuhr Vergne die YD-Tests für Red Bull, Foto: Sutton
Neben drei Freitagstrainings für Toro Rosso fuhr Vergne die YD-Tests für Red Bull, Foto: Sutton

Wie sehen Deine Pläne bis zu den Testfahrten im Februar aus?
Jean-Eric Vergne: Ich verbringe einige Zeit im Simulator und werde Weihnachten mit meiner Familie verbringen. Die restliche Zeit werde ich mit Training zubringen. Es ist natürlich sehr wichtig, so fit wie möglich und so gut vorbereitet wie es geht zu sein. Schließlich wird es ein sehr langes und hartes Jahr werden.

Jetzt, wo Du unterschrieben hast. Hast Du noch die Möglichkeit auf die technische Entwicklung für das nächstjährige Auto Einfluss zu nehmen?
Jean-Eric Vergne: In den letzten paar Monaten habe ich bereits mit dem Team zusammen gearbeitet. Auch mit den Ingenieuren. Wir haben uns gemeinsam verschiedene Bereiche angesehen, auch meine Sitzposition im Auto. In den nächsten Wochen werde ich natürlich in die Fabrik nach Faenza fahren, um die Ingenieure zu treffen. Dabei werde ich auch versuchen, alle im Team etwas besser kennen zu lernen. Wir haben zwar im letzten Teil der Saison, seitdem ich im Team bin, bereits ganz gute Beziehungen aufgebaut, aber das können wir noch weiter ausbauen. Mir gehen so einige Fragen im Kopf rum. Deswegen wird es gut sein, nach Italien zu kommen und alles ruhig auszudiskutieren, bevor ich das nächste Mal ins Auto steige.