Die Pirelli-Reifen haben die Spannung in der Formel 1 merklich erhöht. Eine große Ausnahme gibt es jedoch: In Q3 sehen die Fans am Samstag zumeist nur noch sieben Autos fahren - die Mittelfeldteams entscheiden sich in letzter Zeit immer öfter dafür, im letzten Abschnitt nicht mehr auf die Strecke hinauszugehen und so die knapp bemessenen, weicheren Reifen für den Grand Prix aufzusparen. Nun planen die Teamchefs bei der anstehenden Tagung der Formel-1-Kommision in Genf eine Änderung der kontroversen Regeln.

Wenig verwunderlich geht die nun angestrebte Veränderung im Reglement nicht von Reifenhersteller Pirelli aus, die sich im Rahmen der Großen Preises von Indien eigentlich erst kürzlich mit Teamvertretern auf ein Beibehalten der aktuellen Praxis geeinigt hatten. Nun drängen die Teams im Sinne der Fans und des Spektakels aber doch auf eine Modifikation. Noch am Wochenende hatte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery erklärt: "Wir hatten mit den Teams ein sehr gutes und gemeinschaftliches Treffen und im Moment vertreten sie die Meinung, dass an Q3 in aktueller Form nichts falsch ist."

Wer fährt raus - wer verzichtet?

Laut Pirelli-Chef Paul Hembery sind die Teams mit der aktuellen Q3-Situation zufrieden, Foto: Sutton
Laut Pirelli-Chef Paul Hembery sind die Teams mit der aktuellen Q3-Situation zufrieden, Foto: Sutton

Diese Ansicht scheint sich binnen weniger Tage geändert zu haben. Hembery glaubte zuletzt noch, die Teams würden die besondere Anforderung in Q3 als "strategisches Element" anerkennen. "Die Abstände der kämpfenden Mittelfeldteams sind sehr klein und sie finden, dass das eben ein neuer Teil des Qualifyings ist", glaubte der Franzose, der wenig Eigeninitiative signalisierte. "Wenn sie so glücklich sind, können wir nichts machen und halten uns weiter an ihre Wünsche." Gesprächsbereitschaft gäbe es aber immer. "Wenn sich diese Ansicht ändert oder der Sport das Gefühl hat, dass es eine Veränderung geben soll, werden wir auch das unterstützen", so der Pirelli-Chef.

Dass das nun anstehende Meeting derartige Forderungen auf den Plan rufen könnte, wusste Hembery vorab selbst. "Wir werden sehen, was dort passiert. Vielleicht wird die Thematik wieder von irgendjemandem hervorgehoben", sagte der Reifentechniker und fügte an: "Wir werden abwarten, was alle zu sagen haben, wenn wir die Chance haben, zusammenzuarbeiten." Lösungsmöglichkeiten für das Problem gäbe es in jedem Fall genug.

"Wir haben eine Million Veränderungen durchgespielt - auch die Variante, die Q3-Reifen in der Nacht auszutauschen", verriet Hembery. Dann könnten auch die Top-10-Piloten auf neuen Pneus starten. "Es gibt unendlich viele verschiedene Arten, etwas zu verändern - bis dato wurden wir aber nicht angewiesen mit irgendwelchen Lösungsvorschlägen aufzutreten, da die Teams soweit glücklich scheinen", glaubte der Franzose. Wichtig sei nur, dass die Teams den Fans erklären würden, warum es dieses taktische Element in Q3 gibt. "Man kann sich ja vorstellen, dass viele Leute denken, dass wir die Reifenregeln machen - wir hängen da also auch mit drin", erklärte der Pirelli-Mann.