Die Häufigkeit der Aussetzer von Lewis Hamilton nimmt weiter zu. Auch in Singapur bewies der McLaren-Pilot eindrucksvoll, dass er aus seinen vielen Fehlern in der Vergangenheit nichts dazugelernt hat - weder auf, noch im anschließenden Umgang damit abseits der Rennpiste. Im Laufe des Wochenendes geriet er gleich zweimal mit seinem Ex-Titelrivalen Massa aneinander. Zuerst versuchte Hamilton im Qualifying mit einem komischen Manöver den Ferrari-Piloten zu irritieren, im Rennen krachte es dann gleich richtig.

Bereits bei den Stadtrennen in Monaco und Montreal war Hamilton in diesem Jahr unangenehm aufgefallen, zudem auch bei anderen Grand Prix. Der Lerneffekt blieb trotz vieler Strafen aus - das demonstrierte auch der Unfall mit Massa, mit dem der McLaren-Pilot an exakt jener Stelle aneinander geriet, an der er im Vorjahr bereits mit Mark Webber kollidiert war. "Er lernt einfach nichts", meinte Massa nach dem Rennen frustriert über die gegen alle Ratschläge resistente Grundeinstellung seines Gegenübers.

Massa contra Hamilton

Der Vorfall beim Nachtrennen war zudem nicht der erste Zwist der beiden Kontrahenten, die selbst in diesem Jahr schon in Monte Carlo zusammenstießen. Massa, kochend vor Wut, blieb nach dem Rennen daher nichts anderes übrig, als sich in Sarkasmus zu flüchten und bewies dabei durchaus humoristische Qualitäten. Die Szenen im Fahrerlager waren lustig anzusehen - der Ferrari-Star klopfte dem Briten wohlwollend auf die Schulter und sprach ihm Mut zu. "Super Lewis, bravo! Gute Arbeit! So wirst du noch viele Weltmeisterschaften gewinnen!", entfuhr es dem Südamerikaner. Dazu gab es einen Daumen nach oben in Richtung seines verdutzten Gegenübers.

Massa & Hamilton: Freunde werden sie wohl nicht mehr, Foto: Sutton
Massa & Hamilton: Freunde werden sie wohl nicht mehr, Foto: Sutton

So richtig reagieren wollte Hamilton auf die Provokation aber nicht. Außer einem "Fass mich nicht an!" entfuhr dem massiv in der Kritik stehenden McLaren-Star nichts. "Ich habe ihn zweimal gerufen, aber er hat mir gar nicht zugehört. Er hört niemandem zu und ist einfach an mir vorbeigelaufen", schilderte Massa die erste Begegnung der beiden Streithähne nach dem Rennen und fügte grinsend hinzu: "Nicht einmal angesehen hat er mich." Ändern könne man das Verhalten seines Gegenübers ohnehin nicht. "Er hört ja nicht einmal mehr auf seinen eigenen Vater. Vielleicht könnte der etwas ändern", spottete Massa nach dem Grand Prix.

Besagter Anthony Hamilton weilte auch im Fahrerlager von Singapur - allerdings als Manager von Force-India-Rookie Paul di Resta, der sich mit Platz sechs hervorragend schlug und ganz abgeklärt zu seinem bisher besten F1-Ergebnis fuhr. Zur Leistung seines eigenen Sohnes wollte Vater Hamilton nicht viel sagen. "Ich habe Lewis gesehen und es geht ihm gut. Im Moment ist es ziemlich hart für ihn, aber er wird zurückkommen, daran besteht kein Zweifel", stellte sich der Brite schützend vor seinen Filius. Dass dieser in diesem Jahr über die Stränge schlägt, scheint aber auch seinem Vater nicht entgangen zu sein.

Der eigene Vater hat Bedenken

Ob Anthony Hamilton wohl auch die im Fokus der Boulevardpresse stehende Beziehung seines Sprösslings zu Sängerin Nicole Scherzinger stört?, Foto: Sutton
Ob Anthony Hamilton wohl auch die im Fokus der Boulevardpresse stehende Beziehung seines Sprösslings zu Sängerin Nicole Scherzinger stört?, Foto: Sutton

Die Gründe dafür glaubte Hamilton Senior, dessen geschäftliche Beziehungen zu seinem Sohn vor anderthalb Jahren endeten, zu kennen. Die Karriere des McLaren-Piloten wird mittlerweile von einer englischen Agentur betreut, in deren Name sich das Wort "Entertainment" wiederfindet. Hamiltons Marschroute auf der Strecke scheint damit also gleichermaßen erklärt, wie vorgegeben. Chef des Unternehmens ist Simon Fuller, der dafür bekannt ist, aus Stars und Sternchen Marken zu kreieren und zu dessen großen Errungenschaften auch die Beckhams gehören. Für Hamilton hat man sich nun scheinbar ein besonders hartes Rambo-Image ausgedacht.

Vater Anthony sieht diese Entwicklung mit Bedenken. "Wenn man sich in der Boxengasse einmal umsieht, kann man feststellen, dass jeder Fahrer mit Ausnahme von Lewis, einen persönlichen Fahrermanager in seinem Leben hat - und mit Sicherheit keine Leute von einer Firma", kritisierte der Brite. Im Sport sei diese Herangehensweise des 26-Jährigen einfach falsch. "Formel-1-Piloten brauchen Leute, die persönlich in ihr Leben eingebunden sind, denn sie haben ja so schon sehr viel Druck."

"Man verpflichtet einen Formel-1-Fahrer, also sollte dieser auch einfach nur seinen Job machen", so Hamilton Senior, der anfügte: "Das soll kein mangelnder Respekt gegenüber irgendjemandem sein, aber so läuft das Geschäft nun einmal." Jemand, der es mit den Höflichkeitsformeln und der Rücksicht nach Hamiltons erneutem Fehler hingegen nicht mehr so genau nahm, war Niki Lauda. "Ich verstehe nicht, warum ein Mann mit dem Talent von Hamilton immer wieder so blöd ist", fragte sich der Österreicher. In der Weltmeisterschaft liegt der Brite trotz seines Speeds nun 17 Punkte hinter Teamkollege Button nur noch auf Rang fünf.